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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Sprache am KIBI in Neu Delhi. Er starb am 19.09.1997 eben dort.

Die Welt wird immer kleiner
    Das Jahr 1988
    Das Ende des Kommunismus beginnt in Ungarn, wo alle politisch wichtigen Posten von Reformpolitikern übernommen werden.
Der immer blutiger gewordene Erste Golfkrieg (seit 1980; nach dem Indochina-Krieg einer der längsten und blutigsten lokalen Kriege des 20.Jhdt.) zwischen dem Irak und dem Iran wird im August mit einem Waffenstillstand de facto unentschieden beendet.
8.8.: Mit einem Waffenstillstand zwischen den angolanischen Befreiungsarmeen, Kuba und Südafrika kommt der 13jährige Bürgerkrieg in Angola zunächst zu einem Stillstand. Er flammt aber wenig später wieder auf.
    Unser dänisch-deutsches Zurückziehungszentrum in Rödby war gut gewachsen; hundertdreißig Freunde kamen zu einem vierzehntägigen Kurs über die Grundübungen des Diamantwegs. Danach leitete ich den gleichen Kurs bei San Francisco und lud dazu Sys, Irmtraut und Christiane aus Europa ein. Die Bände über den Atlantik sollten gestärkt werden, und sie hatten es wirklich verdient, nicht immer selbst die Wirte zu sein. Roland, Kiffer und viele andere warteten.

    Malasegnung in Rödby

    Sie hatten kurz hinter den Felsen zum Stillen Ozean verlassene Militärbaracken gemietet, mit einem unglaublichen Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge. Dort sind auch die Kanonenstellungen, die die Japaner während des Zweiten Weltkriegs fernhalten sollten. Sofort in die Übungen eintauchend, bestimmten während des Kurses die Europäerinnen das Tempo und zogen die eher gesprächigen Kalifornier mit. Ich genoss es sehr, genügend Zeit für Manuskripte, Post und nahe Freunde zu haben.
    Zur selben Zeit übersetzte Hannah in Frankfurt für Jamgön Kongtrul Rinpoche. Es war sein erster Besuch seit zehn Jahren, der von Juli bis Dezember dauerte. Zusammen bereisten die beiden die Zentren vom Norden bis zum Süden. Jamgön Kongtrul Rinpoche war der erste Linienhalter, der sich genau ansah, wie unsere Gruppen arbeiten. Außer Lopön Tsechu und Tenga Rinpoche hatte das keiner der Tibeter vorher getan.

    Der dritte Kurs über die Vorbereitenden Übungen in diesem Sommer fand in Polen statt. Nach fünfzig Kaliforniern, die eigentlich lieber ihre Erfahrungen besprochen hätten, übten zwei Wochen lang über fünfhundert meiner Schüler einsgerichtet und hart. Es war “zum Abheben”, wie alles, was wir in der früheren kommunistischen Welt machten. Kuchary hatte sich bereits bei meinem letzten Besuch in Polen hervorgetan. Der große Hof verbindet seit damals immer mehr die Kräfte des Landes; anderthalb Autostunden nordwestlich von Warschau liegt er als Treffpunkt für Mittel- und Osteuropa genau richtig.
    Eines Tages wollten auch die Nachbarn etwas von dem aufgebauten Kraftfeld. Vor dem trostlosen Betonkasten eines Landhandels, den die Regierung geschmackvollerweise neben der Einfahrt des früheren Herrensitzes aufgestellt hatte, kam eine Gruppe alkoholisierter Bauern auf mich zu. Sie wollten schon lange den Lama sehen und hatten auch ihren Wunschzettel dabei. “Wenn du ein heiliger Mann bist”, sagten sie, “willst du uns dann nicht bitte ein paar Tage trockenes Wetter verschaffen? Es hat seit zwei Monaten täglich geregnet, und unsere Ernte verfault.” “Ich werde sehen, was ich tun kann”, antwortete ich. Das sagten meine Lehrer ja auch immer. Dann machte ich starke Wünsche. Es folgten drei Tage Sonnenschein und Wind, und schon am zweiten Tag kamen dreißig Einheimische mit ihren Familien, um Zuflucht zu nehmen. Nur wenige Kilometer davon entfernt regnete es, wie im restlichen Polen, ohne Unterlass weiter. Wir kehrten zurück nach Dänemark, und kurz danach kamen Jamgön Kongtrul Rinpoche und Hannah.

    “Ich werd’ sehen, was ich tun kann”

    Es folgte eine Zeit des Verlustes. Kim, unser naher Freund und Partner, nahm sich das Leben. Mitarbeiter mit wenig Geschick hatten seine Firma in Dänemark heruntergewirtschaftet, während er sie mit seinem Bruder Bo in Amerika aufbaute. Als er nach Hause kam, fehlte ihm nach Jahren ständiger Arbeit einfach die Kraft. Es geschah, während Jamgön Kongtrul Rinpoche und wir im Land waren und Bokar Tulku, sein Hauptlehrer, Frankreich bereiste. Bei unserer letzten Begegnung lag schon etwas in der Luft; Hannah hatte Kim eine handgeschriebene Meditation geschenkt, und ich gab ihm einen längeren Segen mit Karmapas Reliquien als je zuvor. Eigentlich hätte ich bei seiner Verbrennung sprechen sollen, aber

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