Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
Vom Netzwerk:
der glatten Straße nicht bremsen. Also steuerten wir geradewegs auf den rechten Eisenträger eines der riesigen grünen Schilder zu, die sogar die Wirbelstürme des mittleren Westens aushalten. Sie sind vier bis fünf Meter groß, so schwer wie Eisenbahnschienen und auf Betonsockeln in der Erde mit vier Bolzen fest verankert. Als wir den Eisenträger schon mitten im Auto stehen sahen und uns auf das unschöne Geräusch von zerquetschendem Metall und splitterndem Glas eingestellt hatten, schwang die Säule elegant zur Seite, und wir fuhren ohne jede Berührung mitten hindurch. Erst hier erwischte ich die Handbremse unter dem Gepäck und brachte das Auto zum Stehen.

    Nach der Amerika- und Indienreise: Ein Ausblick auf 1988

    Als wir zurückschauten, sahen alle die schwarzen Reifenspuren im Schnee, und zwischen ihnen stand einer der Eisenpfeiler des Schildes! Fünf Minuten vorher hatten wir die eingeschweißten Bilder von Weißer Schirm und Schwarzer Mantel an der Autodecke befestigt. Mein Erleben war, dass eine riesige Hand das Hindernis direkt vor uns wegfegte und dann wieder hinsetzte. Bevor irgendwelche Behörden erscheinen konnten, fuhr ich weiter. Beim nächsten Halt war keine einzige Schramme zu sehen, obwohl das Blech des japanischen Autos der Qualität ähnelte, aus dem man die Deckel für Milchflaschen macht.

    Der große Erik aus Schwarzenberg stieß in Albuquerque zu uns, wo Bob und Melanie gute Arbeit leisteten. Mehreren alten Bekannten ging es weniger gut. Wie in so vielen der Woodstock-gesteuerten Zentren hatten die alten Mitglieder kräftige Ausbrüche der fürchterlichsten aller Amerikaner-Krankheiten: Puritanismus.
    Van und Carolyn liehen uns wieder ihren VW-Bus, und ich hielt Vorträge entlang der Westküste. Zwischendurch fanden wir drei Tage Zeit für “Practical Buddhism”, ein neues Büchlein. Die Vorträge in San Francisco wurden diesmal auf Video aufgenommen. Überhaupt unterstützen Bücher, Hefte, Kassetten und Videos meine Arbeit immer mehr. Sie enthalten Sichtweise, Weg und Ziel, und sollen jede Erfahrung des Tages zum Teil unseres Wachstums machen. Nichts ist heutzutage wichtiger. Beispielsweise enthält dieses Buch die Sicht des Großen Siegels eines nüchternen dänischen Lamas. Die Auflösung steifer Vorstellungen, die durch seinen Überblick und sein häufiges Herumtreten auf den gängigen Tabus entsteht, schneidet die Wurzel der Verwirrung durch. Besteht eine karmische Verbindung, gibt es keinen schnelleren Weg zu geistiger Gesundheit.
    Die häufigen Besuche in Amerika hatten sich gelohnt, es gab jetzt fast überall volle Säle. Auch ohne Werbung hatten wir eine Basis bekommen. Den damaligen Steckbrief von Dharmadhatu hatten viele als ein Gütesiegel betrachtet, während andere den frischen europäischen Verwirklicher-Stil als nützlich für ihren Alltag erlebten.
    Schließlich stieß auch Paul aus Schwarzenberg zu unserer Gruppe. Bis meine dänische Art ihm zu forsch wurde und er andere Lehrer fand, war er lange einer meiner “jungen Löwen” und bereiste wie ein paar Dutzend andere nahe Schüler schon länger unsere Zentren rund um die Welt.

    Nach dem Besuch drei weiterer Zentren in Nordkalifornien flogen wir westlich nach Maui. Auch auf den schönen Inseln Hawaiis hatten die jährlichen Besuche dauerhafte Verbindungen geschaffen. Mehrere Leute dort gehörten schon zur Familie und meditierten auf Karmapa.
    Nachdem wir den meisten Einladungen gefolgt waren, flog unsere Gruppe nach Europa zurück. Maia blieb noch zwei Wochen. Tomek, Paul und ich setzten die Fahrt via Seoul, Hongkong und Bangkok nach Kalkutta fort. Dort warteten Hannah und ein deutsch-rumänisches Architektenpaar aus Hamburg, frühere Schüler von mir, die ich wegen deutlichen Aufsteigerdrangs schnell an unsere tibetischen Lehrer weitervermittelt hatte. Da sich keiner so richtig um sie kümmerte und sie wegen ihres Geldes niemand bremste, wurden sie durch ihren Snobismus leider zunehmend ein Beispiel dafür, wie sich Osten und Westen nicht begegnen dürfen.
    Ich überließ den anderen die Erfahrung, Tickets in Indien zu kaufen. Dann verbrachten wir für zweihundert Kilometer gute siebenundzwanzig Stunden im indischen Zug. In Siliguri wartete das jährliche Theater: kein Sikkim-Visum, obwohl Hannah mehrere Monate zuvor in Delhi eine persönliche Zusage bekommen hatte. Der Bürgerkrieg, der 1986 zur Steinigung unseres Busses und der frühen Reife unserer Freunde geführt hatte, war noch in vollem Gange. Täglich

Weitere Kostenlose Bücher