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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Fähre zu dem schönen Zentrum, das wir kurz zuvor außerhalb Oslos gefunden hatten. Dort gab es mehr Männer als Frauen - eine damalige Seltenheit. Unbestechlich und zäh, wie die Norweger sind, hatten sie die Dinge in Gang gehalten, während einige begabte Frauen leider die Gruppe verlassen hatten. Der Druck der Ehemänner und christlichen Familien war zu stark geworden. Es war traurig. Sie waren alte und enge Freunde und konnten viel mehr als kochen.
    Die Fahrt ging im unheizbaren VW weiter durch Berge von Schnee in Richtung Osten. Auf dem Weg schob Kalu Rinpoche jedes Mal das Beifahrerfenster zurück, sobald Tiere im Wald zu sehen waren, und sagte “Om Mani Peme Hung”. Damit legte er die Samen für ihre gute Wiedergeburt. Lama Ngawang und Lama Sönam leiteten nun eine kleine Gruppe in Stockholm mit mehreren ungarischen Flüchtlingen. Sie hatten das Haus südlich der Stadt erneuert und bauten einen alten Hof weiter nördlich zu einem Zurückziehungszentrum aus, das Kalu Rinpoche als erster segnete.
    Danach besuchten wir unsere beiden Gruppen in Finnland. Obwohl wir ein paar Mal da gewesen waren, hatte die Lehre nicht Fuß fassen können. Es schien in diesem Land keine Offenheit für ein abgerundetes geistiges Leben zu geben. Die unterkühlten Finnen waren entweder Sektierer, Gesundheitsfanatiker oder völlig auf Verbrauch eingestellt, aber sie sollten wenigstens die Möglichkeit haben, Kalu Rinpoche kennen zu lernen. Wir nahmen die Fähre, während Kalu Rinpoche und Gyaltsen im Flugzeug folgten. Die eisglatten Straßen waren anstrengend genug für sie gewesen, und wir wollten ihnen weitere Belastungen ersparen. Doch die beiden kamen in Helsinki, wo wir sie abholen wollten, nicht an. Nach und nach stellte sich heraus, dass sie bei einer Zwischenlandung in Turku ausgestiegen waren und jetzt von der Polizei festgehalten wurden. Es war zu einer zusätzlichen Unterbrechung des Fluges gekommen, so dass die Stockholmer Anweisung, bei der zweiten Landung auszusteigen, nicht mehr zutraf. Obendrein galt ihr Visum, das ansonsten für ganz Skandinavien gültig war, dort nicht. Ein voller Saal wartete. Der Vortrag, den ich anstelle von Kalu Rinpoche hielt, wurde ein unangenehmes Erlebnis. Obwohl ich kein Wort Finnisch verstehe, spürte ich mit jedem Nerv, dass eine übereifrige Dolmetscherin meine Worte entstellte. Egal was ich sagte, es wurde indirekt, moralisch oder süßlich vorgetragen, wie bei einer Sekte. Als Kalu Rinpoche schließlich ankam, warteten nur noch einige auf Segnungen. 2005 gibt es ein paar kleine, vielversprechende Diamantweg-Gruppen, die sich mit um unsere Traumstelle nördlich von Petersburg kümmern.
    Zurück in Dänemark gelang es uns, eine Einladung aus Griechenland in den Zeitplan einzubauen. Es war ein gutes Treffen mitten im Frühling. Kalu Rinpoches Gesicht und sein Stil begeisterten die Griechen, während seine tibetischen Begleiter rund um die Uhr griechischen Joghurt aßen. Etwas Besseres hatten sie noch nie gekostet. Wie überall gab Kalu Rinpoche die Einweihung und Praxis von Liebevolle Augen und führte die Leute in die Grundübungen ein. Ein großer Teil von ihnen beendete diese während der folgenden Jahre, schaffte es dabei aber selten, gegenseitig und zu ihren Lehrern die Bände zu halten.

    Auch die Länder hinter dem eisernen Vorhang sollten einen Besuch bekommen. Deswegen nahmen wir die Fähre von Dänemark nach Warnemünde in der damaligen DDR. Kurz vor Rostock bockte das Auto plötzlich wie ein Pferd, das uns abwerfen wollte. Eine Aufhängung war durchgerostet, und die Räder hatten sogar die hintere Schweißnaht aufgerissen. Der Wagen war nicht mehr zu retten. Der erste Mann, der anhielt, war noch nicht vom Sozialismus gelähmt. Er wollte uns für 100 Westmark nach Berlin fahren. Wir gingen zuerst zur Polizei, um das liegen gebliebene Auto im Pass ausstempeln zu lassen, und dann - ich weiß immer noch nicht wie - gelang es tatsächlich, den Inhalt des schon überfüllten Kleinbusses in einen russischen ZIM-Wagen zu packen. Die Filmkamera, die Gyaltsen auf einer Mauer vergaß, wurde uns sogar nachgeschickt. Die Ehrlichkeit der Menschen war wirklich erstaunlich.

    Etwas Besseres hatten sie nie gekostet

    Es wurde eine unbequeme und verregnete Fahrt nach Ost-Berlin. Wir mussten mehrere Grenzübergänge anfahren, bis wir einen fanden, der uns durchließ. Das wichtigste dabei war, unseren Fahrer zu schützen, damit er nicht entdeckt und von der Polizei verhört wurde. Mit Erstaunen

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