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Über Alle Grenzen

Über Alle Grenzen

Titel: Über Alle Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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uns versichert, dass keine Extra-Papiere für Kalu Rinpoche und seine Begleiter notwendig seien, doch an der Grenze wollten sie auf einmal jede Menge Geld. So etwas geschah offenbar jeden Tag.
    In der Nähe von Salzburg, der Stadt Mozarts, schaute Kalu Rinpoche lange über den Mondsee und auf die dahinter liegenden Berge. Dort machte er die einzige politische Aussage, die wir jemals von ihm hörten: “So sah es auch bei meinem Kloster in Kham aus, und die Menschen waren glücklich. Was haben doch die Chinesen angerichtet.”
    Die Unterbringung in Wien war erstklassig. Jeder erwartete in dieser Zeit schnelle Lösungen für sein Leben. Leider fehlte aber das Vertrauen untereinander, das alleine ein ständiges Wachstum sichern kann. Unser Freund Erich Skrleta vom Octopus-Verlag hatte schon mein erstes Buch “Der Diamantweg” herausgegeben und sollte uns später bei weiteren Büchern beistehen. Da viele “Pitzner-Autos” in der Stadt abgeliefert werden mussten, entstanden dort zahlreiche Verbindungen.
    Weiter südlich in Graz hatten wir die ältesten Verbindungen in ganz Europa. Schon bei unserer Rückfahrt aus dem Osten 1971 war dort eine Gruppe entstanden. Im Allgemeinen waren die Österreicher wenig gefangen von den germanischen Rollen, wo der Mann die Frau in der Kirche absetzt, um in Ruhe Geld zu verdienen. Auch die Männer durften geistige Offenheit besitzen. In den Gruppen erprobten in wechselnder Besetzung hoffnungsvolle Leute ihre Kräfte und befreiten sich dabei von vielen Luftschlössern.
    Erst Jahre später entstand ein großes Zentrum in Wien, das den Buddhismus auch außerhalb Österreichs unterstützt. Wien wurde schnell zu einer Schnittstelle zwischen Ost und West. Heute haben wir ein großes Haus mit Garten für die Wochenenden und Familien und auch ein tolles Stadtzentrum im Herzen der Stadt. Wir haben Freunde und wichtige Zentren im ganzen Land. Das bedeutendste Zentrum für alle ist Graz, wo durch Jacobs Großzügigkeit ein Juwel für den Diamantweg strahlt. Familien und langjährige Freunde bieten hier tägliche Zentrumsarbeit, Zurückziehungen und Kurse für viele dankbare Menschen. Ein besonderes Modell.
    Auf einer kleinen Burg in Scheibbs, die die älteren buddhistischen Gruppen in der Nähe von Linz gekauft hatten, gab es die neue Ausgabe einer uralten Auseinandersetzung. Der Theravada-Mönch, der dort lebte, wurde richtig sauer. Er fühlte sich durch Kalu Rinpoches Einteilung von Buddhas Lehre in ein niederes und zwei höhere Fahrzeuge gekränkt. Es war hauptsächlich eine Frage von Fachbegriffen. Da die Tibeter die Gesamtheit der Lehre Buddhas besitzen, ordnen sie diese in der Weise, die den klarsten Überblick ermöglicht. Bei Begegnungen mit anderen Schulen ist es jedoch wichtig zu betonen, dass alle Ebenen der Belehrungen sinnvoll und von Buddha gegeben sind. Er war einfach auf verschiedene Wesen mit unterschiedlichen Zugängen und Verständnisebenen eingegangen.
    Die Gruppe in Mailand war genauso unklar wie die in Rom, wobei die Störungen weniger auf der zwischenmenschlichen Ebene lagen. Fröhlich mischten die Leute die Belehrungen verschiedener Schulen, konnten aber nicht verstehen, warum sie dabei immer verwirrter wurden. Am schlimmsten waren die “umgedrehten Rassisten”. Sie glaubten, man bräuchte eine gelbe Hautfarbe, um gut zu meditieren. Die eigenen Fähigkeiten anzuzweifeln, zeugt von völlig falsch verstandener Hingabe.
    Vor Frankreich besuchten wir noch ein psychologisches Zentrum bei Zürich, in dem eine nahe Schülerin Jungs eine neue Therapieform erfunden hatte. Die höheren Stützen der Gesellschaft drückten durch das Gestalten von Sandkästen ihr Innenleben aus, das dann gedeutet wurde. Ich konnte vor Lachen kaum auf den Beinen stehen, während ich heimlich Phallus- und Aggressions-Symbole in ihre noch auszuwertenden Sandwelten einbaute.
    Von Plaige machten wir einen Abstecher nach Dänemark, wo Rinzin Lhadipa Lama in meinen Armen im Reichs-Spital starb. Er war der berühmteste Maler Sikkims, den Karmapa nach Kopenhagen geschickt hatte, um unser schönes Haus auszumalen. Das Zeichen der Bewusstseinsübertragung auf seinem Scheitel war vollkommen, sein Geist war gut im Reinen Land des Grenzenlosen Lichtes angekommen. Keiner im Zentrum dachte daran, den Körper nach Sikkim zurückzuschicken, und eigentlich war auch die Familie über diese Stammessitte hinausgewachsen. Nur eine zugereiste Schwester, heute die streitsüchtige Nonne Dechen Zangmo, die später größte

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