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Über den Fluß und in die Wälder

Über den Fluß und in die Wälder

Titel: Über den Fluß und in die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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schon gebrauchen», sagte der Fahrer, «Aber wenn ich ein Bild von einer Frau nach Hause brächte, würde mich meine Alte von Rawlins nach Buffalo jagen. Und ich könnt von Glück sagen, wenn ich bis nach Buffalo käme.»
    «Sie könnten es ja dem städtischen Museum schenken.»
    «Alles, was sie bei uns im Museum haben, sind Pfeilspitzen, Helme, Skalpiermesser, verschiedene Skalps, versteinerte Fische, Friedenspfeifen, Fotografien vom ‹Leberfresser Johnson› und die Haut von irgendeinem Bösewicht, den man aufgehängt und dem irgendein Doktor dann das Fell abgezogen hat. So ein Frauenbild würde da nicht hinpassen.»
    «Sehen Sie den nächsten Campanile dort unten, jenseits der Ebene?» sagte der Colonel. «Ich werd Ihnen eine Stelle zeigen, wo wir kämpften, als ich jung war.»
    «Haben Sie hier auch gekämpft, Sir?»
    «Hm», sagte der Colonel.
    «Wer hat denn damals Triest gehabt?»
    «Die Krauts. Die Österreicher meine ich.»
    «Haben wir’s je bekommen?»
    «Nicht vor Schluß. Erst als es vorbei war.»
    «Wer hat Florenz und Rom gehabt?»
    «Wir.»
    «Na, ich sollte denken, daß es Ihnen damals gar nicht so verdammt schlechtgegangen ist.»
    «Sir», sagte der Colonel ruhig.
    «Verzeihung, Sir», sagte der Fahrer schnell, «Ich war in der 36. Division, Sir.»
    «Ich hab Ihr Abzeichen gesehen.»
    «Ich dachte gerade an den Rapido, Sir. Ich wollte nicht unverschämt sein oder es an Respekt fehlen lassen.»
    «Haben Sie auch nicht», sagte der Colonel. «Sie haben einfach gerade an den Rapido gedacht. Hören Sie mal, Jackson, jeder, der lange Soldat gewesen ist, hat seine Rapidos gehabt und mehr als einen.»
    «Mehr als einen hätte ich nicht ausgehalten, Sir.»
    Der Wagen fuhr durch die belebte Stadt von San Dona di Piave. Die Stadt war wieder aufgebaut und ganz neu, aber nicht häßlicher als eine Stadt im Mittelwesten, und sie war ebensosehr im Aufschwung begriffen und guter Dinge, wie Fossalta, ein wenig flußaufwärts, trübsinnig und im Niedergang begriffen war, dachte der Colonel. Konnte Fossalta nie über den ersten Krieg hinwegkommen? Ich hab es nie gesehen, bevor es zerstört wurde, dachte er. Sie haben es vor der großen Offensive vom 15. Juni 1918 böse beschossen. Dann beschossen wir es wirklich heftig, bevor wir es wieder einnahmen. Er erinnerte sich, wie der Angriff von Monastier seinen Ausgang genommen hatte, durch Fornace vorgetragen wurde, und an diesem Wintertag erinnerte er sich, wie es in jenem Sommer gewesen war.
    Vor ein paar Wochen war er durch Fossalta gekommen und war die tief gelegene Straße entlanggegangen, um draußen an der Flußböschung die Stelle zu finden, wo er verwundet worden war. Sie war leicht zu finden durch die Flußbiegung, und wo der Standort des schweren Maschinengewehrs gewesen war, war der Trichter jetzt mit Gras überwachsen. Schafe oder Ziegen hatten es kurz abgefressen, bis es wie eine geplante Mulde auf einem Golfplatz aussah. Der Fluß war hier träge und von einem schlammigen Blau, mit Schilf an den Ufern, und der Colonel hockte sich – es war niemand in Sicht -tief hin und sah von der Böschung über den Fluß weg, wo man bei Tageslicht niemals seinen Kopf zeigen durfte, und er erleichterte sich genau an der gleichen Stelle, die er durch Dreipunktpeilung festgestellt hatte, wo er vor dreißig Jahren schwer verwundet worden war.
    «Ein schwacher Versuch», sagte er laut zu dem Fluß und der Uferböschung, die von Herbststille schwer und naß vom Oktoberregen war, «aber mein ureigener.» Er stand auf und blickte sich um. Es war niemand zu sehen. Das Auto hatte er in Fossalta unten an der tief gelegenen Straße vor dem letzten und jämmerlichsten der neugebauten Häuser gelassen.
    «Jetzt werd ich das Denkmal vollenden», sagte er zu niemandem als zu den Toten, und er nahm ein altes Solinger Klappmesser, so eines, wie deutsche Wilddiebe bei sich haben, aus seiner Tasche. Beim Aufmachen stellte es sich fest, und mit einer kreisenden Bewegung grub er fein säuberlich ein Loch in die feuchte Erde. Er reinigte das Messer an seinem rechten Militärstiefel und steckte dann einen braunen Zehntausend-Lire-Schein in das Loch und stampfte ihn fest hinein und legte die Grassode, die er ausgestochen hatte, darüber.
    «Das sind zwanzig Jahre zu fünfhundert Lire das Jahr für die Medaglia d’Argento al Valore Militare. Das V. C. bringt, glaube ich, zehn Guineas ein. Das D. S. C. ist unproduktiv. Den Silver Star gibt’s umsonst. Das Wechselgeld werde ich behalten»,

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