Über den Fluß und in die Wälder
sagte der Colonel. «Ich hätte eine grobe Antwort geben können. Aber bitte, spür keine Leere.»
«Ich werd’s versuchen», sagte das Mädchen. «Ich hab’s die ganze Zeit über, seitdem ich aufgewacht bin, versucht. Ich versuch’s die ganze Zeit über, seit wir einander kennen.»
«Versuch’s immer weiter, Tochter», sagte der Colonel.
Dann sagte der Colonel zu dem Gran Maestro, der, nachdem er seine Bestellung gemacht hatte, wieder erschienen war: «Eine Flasche von dem vino secco vom Vesuv für die kleinen Seezungen. Zum übrigen trinken wir unseren Valpolicella.»
«Kann ich nicht den Vesuvwein zu meinem Mixed Grill trinken?» fragte das Mädchen.
«Renata, Tochter», sagte der Colonel. «Natürlich. Du kannst alles tun.»
«Wenn ich Wein trinke, möchte ich gern dieselben Weine trinken wie du.»
«In deinem Alter ist guter Weißwein gut zu einem Mixed Grill», sagte der Colonel zu ihr.
«Ich wünschte, der Altersunterschied wäre nicht so groß.»
«Mir gefällt er sehr», sagte der Colonel. «Ausgenommen», fügte er hinzu, beendete den Satz aber nicht und sagte: «Seien wir fraiche et rose comme au jour de bataille.»
«Wer hat das gesagt?»
«Ich hab keinen Schimmer. Ich hab’s aufgeschnappt, als ich auf dem College des Marechaux einen Lehrgang absolvierte. Ein reichlich anspruchsvoller Name. Aber ich bestand die Prüfung. Was ich jedoch am besten weiß, hab ich von den Krauts gelernt, indem ich sie studiert und bekämpft habe. Sie sind die besten Soldaten, aber sie übernehmen sich immer.»
«Wir wollen so sein, wie du gesagt hast, und bitte, sag mir, daß du mich liebst.»
«Ich liebe dich», sagte er. «Darauf kannst du dich verlassen. Das sag ich dir wahrheitsgetreu.»
«Heut ist Sonnabend», sagte sie. «Und wann ist Sonnabend in acht Tagen?»
«Sonnabend in acht Tagen ist ein bewegliches Fest, Tochter. Such dir mal einen Menschen, der dir was über Sonnabend in acht Tagen sagen kann.»
«Du könntest mir’s sagen, wenn du wolltest.»
«Ich werde den Gran Maestro fragen; vielleicht weiß er’s.»
«Warum gibt es keine Küchendüfte zu unserer Belustigung?»
«Weil der Wind aus der falschen Richtung bläst.»
Ja, dachte der Colonel. Der Wind bläst aus der falschen Richtung, und wie glücklich wäre ich gewesen, wenn ich dies Mädchen gehabt hätte, an Stelle von der Frau, der ich Alimente zahle, und die noch nicht einmal ein Kind kriegen konnte. Dafür hatte sie sich verdingt. Aber wer dürfte irgend jemandes Eierstöcke kritisieren? Ich kritisiere nur Goodrich oder Firestone oder General.
Erhalt es dir unversehrt, sagte er zu sich. Und liebe dein Mädchen.
Sie saß neben ihm und wollte geliebt werden, falls er Liebe irgendwelcher Art zu geben hatte.
Das war’s wieder, wie stets, wenn er sie anblickte, und er sagte: «Wie geht es dir mit dem Haar wie Krähenschwingen und dem Gesicht, das einem das Herz brechen kann?»
«Mir geht es glänzend.»
«Gran Maestro», sagte der Colonel. «Produzieren Sie ein paar Gerüche oder sonst was aus Ihrer Küche hinter den Kulissen, selbst wenn der Wind aus der falschen Richtung bläst.»
39
Der Portier hatte auf Veranlassung des Concierge telefoniert, und es war dasselbe Motorboot, in dem sie hergefahren waren.
T5 Jackson saß in dem Boot mit dem Gepäck und dem Porträt, das sachgemäß verpackt und verschnürt war. Es wehte noch stark.
Der Colonel hatte seine Rechnung bezahlt und angemessene Trinkgelder gegeben. Die Leute aus dem Hotel hatten sein Gepäck und das Bild ins Boot getragen und dafür gesorgt, daß Jackson bequem saß. Dann hatten sie sich zurückgezogen.
«Nun, Tochter», sagte der Colonel.
«Kann ich nicht mit dir bis zur Garage kommen?»
«Es wird an der Garage genauso schlimm sein.»
«Bitte, laß mich bis zur Garage mitfahren.»
«Schön», sagte der Colonel. «Es ist ja schließlich deine Angelegenheit. Steig ein.»
Sie sprachen kein Wort, und der Wind kam von hinten, so daß es, bei der Geschwindigkeit, die diese Katastrophe von Motor erzeugte, den Anschein hatte, als ob beinahe überhaupt kein Wind war.
An der Landungsstelle, wo Jackson einem Träger das Gepäck reichte und sich selbst mit dem Porträt belud, sagte der Colonel: «Willst du hier auf Wiedersehen sagen?»
«Muß ich?»
«Nein.»
«Darf ich mit hinauf in die Bar der Garage kommen, während sie den Wagen herunterholen?»
«Das wird schlimmer sein.»
«Das ist mir gleich.»
«Schaffen Sie das Zeugs da rauf in die Garage und lassen Sie
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