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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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nach.
    »Nein«, gebe ich schließlich zu. »Sie ist fantastisch. Attraktiv, freundlich und eine tolle Köchin.«
    »Brr. Wie ekelig. Man sollte das Luder steinigen.« Gespielt angewidert schüttelt Tanja sich.
    Ich werfe ein Handtuch nach ihr.
    »Nein, im Ernst. Spiel nicht die beleidigte Teenager-Tochter. Ich hätte mich gefreut, wenn mein Vater wieder jemanden gefunden hätte.« Sofort packt mich das schlechte Gewissen. Ihre Mutter ist gestorben, als Tanja noch ganz klein war. Tanja redet nicht so gerne darüber, aber offenbar ist ihr Vater danach zum Eigenbrötler mit Alkoholproblem mutiert.
    »Tut mir leid. Ich gelobe Besserung.«
    Vielleicht hat Tanja ja Recht. Ich bin irgendwann wieder in Deutschland, und warum sollte mein Vater den Rest seines Lebens alleine verbringen? Gebannt folge ich Tanjas Handbewegungen. Während ich noch so vor mich hin sinniere, hat sie schon Gemüse gehackt und ein paar andere Zutaten zusammengewürfelt.
    »Wofür ist denn das da?« Ich zeige auf einen unschuldigen Teebeutel.

    »Psst, das hast du nicht gesehen. Das ist Pfefferminztee. Ich brauche den, um den Joghurt für die Soße zu aromatisieren. Wir haben keine frische Minze. Aber wenn das Essen fertig ist, schmeckt ihr den Unterschied eh nicht.«
    Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass mein Vater und ich davor einigermaßen glücklich von Kartoffeln mit Chilibohnen aus der Dose und Kartoffeln mit Ei in Pseudo-Senfsoße gelebt haben. Ich bin zwar in der Lage auch einer komplizierten Anleitung in einem Kochbuch so präzise zu folgen, dass etwas Ansehnliches herauskommt, aber hier steht nirgends ein Kochbuch herum. Tanja hingegen ist kreativ und weiß, was sie tut. Im Verlauf unserer Freundschaft wurde es für mich ein sehr vertrauter Anblick, dass sie fröhlich plaudernd mit vollen Händen Gewürze und grüne Blätter von den fremdartigen Gewächsen auf ihrer Küchenfensterbank in den Topf wirft. Und während einem selbst noch vom bloßen Zuschauen ganz schwindelig ist und man sie ängstlich bremsen möchte, wird man meist schon von einem wunderbaren Duft, irgendwo zwischen Mittelmeer und Orient, eingehüllt. So wie jetzt auch.
    »Mmh«, macht Juli, als sie sich zu uns gesellt.
    »Sind alles leichte Zutaten«, sagt Tanja.
    Juli hat schon längst den Löffel eingetaucht und probiert. Glückselig verdreht sie die Augen und seufzt, »lecker«. Wir lachen alle.
    »Und da draußen ist auch alles gut?«, frage ich besorgt.
    »Sie sind schon beim dritten Glas und liefern sich eine Zitatenschlacht zum Thema ›Unheil, dein Name ist Weib‹ oder so ähnlich«, erklärt Juli.
    Uff, sehr gut. Mein Vater ist der belesenste Mensch, den ich kenne, aber er würde niemals damit hausieren gehen.
Deswegen hatte ich befürchtet, dass er Peter für einen nervigen Klugscheißer halten könnte. Etwas anderes würden wir in ihm ja auch nicht sehen, wenn wir ihn nicht zufällig lieben und so gut kennen würden. Es freut mich, dass sie entgegen meiner Sorgen ihre helle Freude aneinander zu haben scheinen.
    Als wir alle zusammensitzen, sehe ich in die strahlenden Gesichter und hoffe, dass eine andere Runde von Freunden, eine wesentlich ältere als wir, gerade ebenfalls so viel Spaß hat. Trotz der Sorgen, die sie quälen. Das hoffe ich wirklich sehr. Wir weihen meinen Vater in unseren Plan ein, mit ihm seine »Fish-und-Chips«-Bude auf Vordermann zu bringen – und auch in den, das Herrenhaus in ein Kuriositätenkabinett umzuwandeln. »Du meintest doch, wir bräuchten eine Sehenswürdigkeit. Dann hätten wir eine!«, sage ich und verkneife mir mühsam, dazu noch kräftig mit dem Fuß aufzustampfen, um dieses irritierte Runzeln auf seiner Stirn zu verscheuchen.
    Verdutzt schaut mein Vater in die Runde.
    »Das klingt fast wie Betrug. Meint ihr das ernst?«
    Euphorisches Nicken.
    Er sieht auf seine Fingerknöchel.
    »Nun ja. Das klingt etwas verrückt, aber viel zu verlieren haben die, glaube ich, nicht mehr. Und außerdem«, er zwinkert Peter zu und lächelt verschmitzt, als er fortfährt. »Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.«
    »Mache einen Plan und verfolge ihn konsequent, sei dabei unbeugsam in deinem Ziel, aber beweglich in den Mitteln«, antwortet Peter mit angedeuteter Verbeugung und bescheidener Miene.
    »Auf die beweglichen Mittel«, rufe ich schon leicht angesäuselt
und erhebe mein Glas. Darauf stoßen wir an, und morgen ziehen wir in die Schlacht. Für Sir Henry! Für Lady Violet! Für Moira! Und von mir aus auch für Teresa.

    Nach

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