Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman
ja für den guten Zweck.
»Ich weiß nicht, ob ich es richtig finde, so mit Kunst umzugehen. Aber ich denke, es könnte funktionieren«, gibt sogar Tanja matt zu.
Peter ist wieder ganz in seinem Element. »Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen, für deren volle Befriedigung die Stunde noch nicht gekommen ist. Und wir schaffen nun eben die Nachfrage!«
Oje, irgendwie sehe ich ihn echt noch nicht mit einem Schürzchen hinter einer Fritteuse stehen.
Ist das nicht wirklich unglaublich grün?«, rufe ich begeistert und zeige aus dem Flugzeugfenster. Die anderen folgen meinem Zeigefinger auf das Stück Land unter uns.
»Toll«, ruft Tanja.
Bevor jemand es verhindern kann, stimmt sie ein Lied an. Oh, und das nicht mal schlecht! Ich wusste gar nicht, dass sie singen kann. »Forty Shades of Green« singt sie erstaunlich melodisch.
»Frag nicht, Louisa. Sie hat auch zwei Semester Gesang studiert«, raunt Juli mir grinsend zu. Sie und Toni kennen Tanja schon seit ewigen Zeiten. Sie haben alle in Hamburg studiert. Ich bin erst nach meinem Studium in Münster beim Hamburger Morgen aufgeschlagen. Tanja, sowie auch Peter und Hrithik habe ich erst über die anderen beiden Mädels kennengelernt, als Toni und ich zeitgleich unser zweijähriges Volontariat beim Hamburger Morgen angefangen haben und Juli ein Jahr später ebenfalls dazugestoßen ist. Wir hatten uns gesucht und gefunden. Inzwischen sind wir die besten Freundinnen, wenngleich die Mädels mich bisweilen immer noch überraschen – so wie Tanja gerade.
Ein paar Iren gucken belustigt zu uns rüber: eine Hanseatin in einem irischen Flieger, die einen rührseligen Johnny-Cash-Klassiker schmettert. Das tut sie allerdings mit so viel Inbrunst, dass Peter sich zu ihr umdreht und lauthals einstimmt. Das Ende vom Lied oder eigentlich eher der Anfang: Wir singen alle. Zunächst begleiten uns die überwiegend irischen Insassen mit amüsiertem Grinsen, dann mit ihren Stimmen. Vielleicht habe ich den Frauen auf dem Hinflug unrecht getan, als ich sie für alkoholisiert hielt. Vielleicht muss man in einem Flieger nach Irland einfach singen, »where the breeze is sweet as shalimar and there’s Forty Shades of Green«. Mir wird ganz warm vor Glück. Ich verlasse endlich das schnöde Martin-Terrain und betrete wieder die unterhaltsame Zuckermann-Feen-Sir-und-Lady-Welt. Und alle, die ich liebe, sind bei mir.
M ein Vater ist klasse. Ich war mir nicht sicher, ob es ihn stören würde, wenn wir uns das Cottage auf einmal zu fünft teilen. Er ist ja eher der zurückhaltende Typ. Andererseits weiß ich, dass er es liebt, in einer Runde ausgelassener Menschen zu sitzen. Er lächelt dann belustigt und kommt sich wohl ein bisschen vor wie im Zirkus.
»Schön, dass ihr da seid«, sagt er und scheint es auch so zu meinen, nachdem er allen die Hand geschüttelt hat. »Ich habe schon mal den Wein entkorkt. In der Küche gibt es auch ziemlich viel zu essen.«
Als er meinen fragenden Blick sieht, errötet er ein wenig. »Teresa war so nett, mit mir einkaufen zu fahren. Ich hatte keine Ahnung, was ich kaufen sollte. Sie hat den Korb mit allem gefüllt, was wir ihrer Meinung nach brauchen würden. Falls ihr Hunger habt, gucke ich mal, was sich daraus machen lässt.«
»Nein!« Oh, das ist mir als lauter Schrei rausgerutscht.
»Du musst wirklich nicht für uns kochen, Papa. Wir stoßen jetzt erst mal an, und dann gehen Tanja und ich in die Küche und kümmern uns um alles«, schiebe ich so versöhnlich wie möglich hinterher.
»Gern«, sagt Tanja und blinzelt – immer noch etwas irritiert von meinem Ausbruch. Und von der Konfrontation mit der Tatsache, dass sie gleich für uns alle kochen muss. Aber ich hätte es ihr nicht zugemutet, wenn es sich nicht um eine absolute Notlage handeln würde. Außerdem weiß ich, dass sie leidenschaftlich gerne in der Küche werkelt. Sie ist echt ein kulinarisches Genie.
»Mein Vater kann überhaupt nicht kochen«, raune ich ihr zu, als wir alleine in der Küche sind.
Tanja kichert. »Macht doch nichts, dafür ist er gut ausgestattet. Wer ist eigentlich Teresa? Von der hast du noch gar nichts erzählt.«
Zähneknirschend berichte ich ihr von meiner Vermutung, dass sich zwischen ihr und meinem Vater etwas anbahnt.
»Na und? Er ist erwachsen. Seine Frau ist mit einem Jüngeren abgedüst. Du solltest ihm jeden Spaß gönnen, den er kriegen kann. Oder ist sie so schlimm?«
Ich denke kurz
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