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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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oder etwas anderes Brauchbares dabei.« Moira hat also auch angebissen.
    »Ja, gut«, sage ich lahm. Obwohl ich eigentlich keine Lust habe, mit Colin an allen Fronten zusammenzuarbeiten. Aber schließlich geht es um seine Verwandtschaft, da sollte er wohl mit einbezogen werden. Zumal wir jede Unterstützung brauchen, die wir bekommen können. Wir verabreden, uns am nächsten Tag wieder im Schloss zu treffen.
    »Gut, dann rufe ich jetzt Colin an. Morgen ist Samstag, da muss er sicher nicht arbeiten. Dann kann er gleich morgens kommen«, sagt Violet.
    Nun, zufällig weiß ich, dass er am Wochenende ohnehin kommen wollte, aber das sage ich wohl besser nicht. Sonst müsste ich zugeben, dass wir verabredet sind, um uns die Stelle aus dem Gedichtband anzugucken.
    Von irgendwoher hat Henry schon wieder Alkohol hergezaubert. Klar, dass wir auf unsere Pläne anstoßen müssen. Eigentlich geht es dabei wohl eher darum, sie sich schön zu trinken, oder besser: erfolgversprechend zu trinken. Diesmal lassen wir das Ganze aber nicht zu einer großen Party ausarten. Wir wollen am nächsten Tag topfrisch starten und brechen deshalb zeitig auf.
    »Kinder, ich glaube, das könnte was werden«, sagt mein Vater stolz und glücklich, als wir uns zu einem letzten Drink am Küchentisch im Cottage versammelt haben.

    Juli kichert schon wieder.
    Verwirrt schaut mein Vater sie an – und wartet vergeblich auf eine Aufklärung. Mir entfährt ein unflätiges Gähnen ohne Hand vor dem Mund. Die letzte Woche war so anstrengend. Die Rückkehr nach Hamburg. Das Vorstellungsgespräch. Die Rückkehr nach Irland. Nun die Euphorie und darunter leise Angst vor dem, was nach unserem Projekt für mich kommen oder eben nicht kommen mag – bei diesem verflixten Gefühlswirrwarr hilft nur noch ganz viel Schlaf.

    Eines muss man sagen: Alle sind mit voller Leidenschaft dabei, als wir uns am nächsten Tag in kleinen Grüppchen über das ganze Kaminzimmer im Herrenhaus verteilen. Henry hat schwungvolle Swingmusik aufgelegt, die richtig zum Loslegen anstachelt. Bei den Jungen, dazu zähle ich großzügig auch meinen Vater und Teresa, überwiegt die unverhohlene Begeisterung. Ich glaube, die drei, denen wir eigentlich Gutes tun wollen, fühlen sich immer noch ein bisschen überrumpelt und schwanken zwischen zarter Hoffnung und echter Todesangst. Das verstehe ich natürlich, schließlich werden die Veränderungen in ihr Leben viel stärker eingreifen als in unseres. Wir anderen toben uns hier nur aus und reisen dann wieder ab. Sie hingegen müssen mit dem Ergebnis leben. Gegen Mittag stößt Colin aus Dublin zu uns. Zuerst grinst er noch über unsere erhitzten Gesichter. Das vergeht ihm aber schnell. Ha! Auf meine Freunde ist eben Verlass.
    »Wir können echt jede Hand gebrauchen, alter Junge«, sagt Peter zu Colin, bevor sie auch nur einander vorgestellt
wurden, und klopft ihm kumpelhaft auf die Schulter. Colin beißt sich auf die Lippe und starrt irritiert auf Peters Samtjacke und das Halstuch. Hilfesuchend guckt er zu Moira. Dabei hat er noch gar keines von Peters Zitaten zu hören bekommen. Seine Tante antwortet ihm mit einem lässigen Achselzucken, als wollte sie sagen: Zu spät, um die Invasion noch aufzuhalten.
    Pah! Die werden uns schon noch dankbar sein.
    »Also dann, packen wir es an«, bringt Colin schließlich hervor und tätschelt Peter ebenfalls leicht die Schulter.
    »Ja, die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben«, sagt Peter mit einem bestimmten Lächeln und weit ausholender Charaktermimen-Geste. Colin zieht seine Hand erschrocken zurück. Ich kann mir ein böses Lächeln nicht verkneifen. Nachdem ich endlich dazugekommen bin, auch Colin allen vorzustellen, packt der mich leicht am Arm und führt mich ein wenig von den anderen weg.
    »Das hast du doch eingefädelt, oder?«
    Ich suche sein Gesicht nach Spuren von Ärger ab, wie ein Kind, das überlegt, ob es zugeben kann, dass es das Spielzeug seines Bruders zerbrochen hat, oder ob es jetzt lieber ganz schnell in ein »eigentlich bin ich das Opfer«-Heulen ausbrechen sollte, damit es keine Ohrfeigen hagelt.
    Vorsichtig sage ich: »Nun ja, ich hatte irgendwie daran teil. Aber eigentlich hat es sich von ganz allein ergeben.«
    Er ist nicht wütend. Er verdreht nur leicht die Augen und sagt lächelnd: »Na gut, ich bin dabei. Vermutlich ist ihnen mit jedem Blödsinn mehr geholfen als mit Nichtstun und hilflos die Zwangsräumung abwarten.«
    »Das ist kein Blödsinn!«, fahre ich ihn an.
    »Was zu

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