Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman
man ihn mal wirklich braucht?
»Nun, wir dachten, dass wir uns, solange wir hier sind, um die ›Fish-und-Chips‹-Bude kümmern.« Meine neue Taktik: Ich tue so, als hätte mein Vater nie etwas gesagt, und kehre zurück zur alten Taktik.
»Hört, hört«, ruft Henry und klopft begeistert auf den Ablagetisch vor sich. Tja, das scheint schon mal zu funktionieren.
»Ähem, wir dachten, wir kümmern uns auch ein wenig um das Schloss.« Toll, Louisa, viel besser als dein Vater bist du auch nicht. Wie erwartet, blicken unsere Gastgeber sofort wieder etwas reservierter drein. Ich versuche mich nicht stören zu lassen, sondern wortreich zu schildern, was wir uns ausgedacht haben.
»Ich weiß nicht …«, sagt Henry am Ende stellvertretend für seine Verwandtschaft.
Meine Freunde haben sich schon so begeistert an unserer Idee festgebissen, dass Henry sowieso keine Wahl mehr
bleibt. Es ist ihnen offenbar ein solches Herzensanliegen geworden, dass sie alle gleichzeitig anfangen, auf ihn einzureden und hektisch zu gestikulieren. Juli merkt nicht mal mehr, dass sie deutsch redet und kein Mensch, auf den es ankommt, sie verstehen kann. Und mein Hirn will in dem lauten Gewusel gar keine Transferleistung mehr vornehmen, so dass ich weder verstehe, was da auf Deutsch gerufen wird, noch dem englischen Teil folgen kann. Dagegen muss der Turmbau zu Babel ein behagliches Zuckerschlecken gewesen sein.
»Stopp!«, ruft Moira und hebt eine Hand. Sie lacht schallend. In diesen ganzen Wahnsinn hinein sagt Teresa ganz ruhig: »Ich finde die Idee eigentlich ganz gut«, und lächelt mir zu.
Sie hat Recht: Ruhe ist der Weg. Alle verstummen. Dankbar lächele ich zurück. Auch wenn ich mir nicht gerade sie als Fürsprecherin ausgesucht hätte.
»Gut.« Schade, dass meine Stimme immer noch so unsicher klingt. »Wir haben uns überlegt, dass wir Planungs-Komitees für verschiedene Bereiche bilden, je nachdem wo die Talente liegen. Aber selbstverständlich packen am Ende alle überall mit an. Gerade die Bude und die Gästezimmer werde eine ganz schöne Plackerei, bei der wir jede Hand brauchen.«
Ich habe jetzt die Aufmerksamkeit des Raums und versuche, mich laut, bestimmt und deutlich zu artikulieren. Ich habe selbst genug Zweifel, die muss ich nicht auch noch mit meinem zitternden Stimmchen auf die anderen übertragen. Sonst können wir es gleich lassen.
»Wir legen nur vage Einheiten fest, zum Beispiel: Teresa wird weitgehend, unterstützt von Tanja, die gastronomischen
Planungen für die Bude und ein Schlosscafé für Ausstellungsbesucher in die Hand nehmen. Mein Vater und Peter kümmern sich um das Handwerkliche. Juli und ich machen die Pressearbeit. Moira, es wäre toll, wenn du uns dabei mit deinem Wissen über das Schloss zur Seite stehen würdest. Und Henry übernimmt am besten die Bestückung der Ausstellung, schließlich war er mal Kunsthändler. Wir werden ihm dabei ein wenig zur Hand gehen und das Heranschleppen unserer Exponate übernehmen. Tanja will außerdem – unterstützt von Juli und mir – die Organisation der Eröffnungsparty samt Catering und Sängerwettstreit übernehmen. Moira, du solltest vielleicht außerdem darauf achten, dass bei Unstimmigkeiten Entscheidungen gefällt werden, dass alles, was die Gruppen planen, miteinander harmoniert und wir nicht ins Chaos versinken. Ich finde, als jemand, der hier lebt, solltest du die oberste Befehlsherrschaft haben.«
Henry räuspert sich sehr gut vernehmlich.
»Natürlich zusammen mit Henry und Violet«, ergänze ich schnell. »Violet, würdest du die Planung der Inneneinrichtung der Gästezimmer übernehmen? Das muss jemand mit einem guten Blick für Farben und Formen machen, und mein Vater hat mir erzählt, du hättest früher gemalt. «
Violet strahlt begeistert übers ganze Gesicht. »Ja, das würde ich am allerliebsten machen!«
»Sehr gut. Im April wollen wir fertig sein. Wir werden uns in den kommenden drei bis vier Wochen täglich zusammensetzen. Tanja und Juli werden nur drei Wochen bleiben können, Peter vielleicht sogar etwas länger. Ich bleibe noch mindestens einen Monat lang. Danach müssen wir per Telefon
und Internet in Kontakt bleiben. In einem Monat sollte uns etwas eingefallen sein, wie wir die Aufmerksamkeit der Presse auf uns ziehen. Damit zur Eröffnungsfeier im April möglichst viele kommen und berichten.«
»Und ich bin sicher, Colin wird auch helfen, wann immer er Zeit hat. Er kennt viele Leute in Dublin. Da ist sicher auch ein Journalist
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