Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman
gegart. Für all diejenigen, die gesund leben wollen oder müssen.
A n Tanjas und Julis letztem Abend gibt Henry ein kleines Fest für uns auf dem Schloss. Es kommt aber keine rechte Partystimmung auf. Wir werden uns fast einen Monat nicht mehr sehen. Die Aufgaben haben wir so verteilt, dass die deutsche Fraktion vorrangig die Organisation und die Pressearbeit übernimmt, die unsere Fritten in aller Munde bringen soll. Erst drei Tage vor der großen Eröffnungsparty werden alle wieder anreisen. Colin und ich werden, solange ich noch da bin, über die Dörfer fahren und Plakate anbringen, auf denen die Party angekündigt wird. Außerdem werden wir Journalisten aus Irland und Deutschland einladen, die erste Nacht kostenlos im Hotel verbringen zu dürfen.
Es ist alles geregelt. Uff! Nun haben wir Zeit, uns kichernd und heulend in den Armen zu liegen. Natürlich beginnt jeder zweite Satz mit »Wisst ihr noch ...?« Zum Beispiel, wie die Bude und der Wintergarten am Anfang aussahen. Wie sich Henry und Peter wegen der Inneneinrichtung gezofft haben oder – aber das flüstere ich nur Tanja und Juli zu – wie Charlie Vices Klauen nach uns gegriffen haben.
Der Abend endet damit, dass wir alle zusammen untergehakt, lauthals und sehr falsch »Old Lang Syne« schmettern. Dramatischer kann man Abschiedsschmerz wirklich nicht zelebrieren, als über längst vergangene Zeiten und alte Freunde zu singen. Der Aufforderung in der letzten Zeile, noch mal einen ordentlichen Schluck aufeinander zu trinken, folgen wir prompt und lassen uns munter volllaufen.
Am nächsten Morgen beneide ich Juli und Tanja nicht. Mit einem deftigen Kater in ein Flugzeug zu steigen, ist nichts für Anfänger. Am Flughafen fallen wir uns noch ein vorerst letztes Mal um den Hals. Ich habe mir Papas Auto geliehen, um sie dahinkutschieren zu können.
»Na ja, du kommst ja bald«, sagt Juli seufzend.
»Aber ob wir Peter jemals wieder auf deutschem Boden sehen?« Tanja kichert.
»Mal abwarten. Aber wisst ihr was, ich freue mich schon richtig auf das Fest, wenn wir uns alle wiedersehen. Das wird doch alles hinhauen, oder? Das Hotel und so?« Ich schaue beiden abwechselnd ins Gesicht.
»Ja, klar!«, bestätigen sie gleichzeitig.
Es wird funktionieren! Und wir sehen uns bald wieder. Jetzt muss ich nur noch den Kater bewältigen. Deswegen kehre ich für ein kleines Mittagsschläfchen ins Cottage zurück.
Irgendwie kommt mir mein Schlafzimmer auf einmal seltsam leer vor. Als ich das letzte Mal hier übernachtet habe, war es neben Tanja und Juli. Ich vermisse die beiden jetzt schon! Keiner erwartet mich. Ich vermute, mein Vater ist bei Teresa und Peter wird mal wieder in »seiner« Bude stehen. Ich bin ganz alleine. Genau wie am Tag meiner Ankunft. Wahnsinn, was in der Zeit alles passiert ist. Wie damals lasse ich mich in den Ohrensessel fallen und schlafe erschöpft die Reste meines Katers aus. Morgen ist Samstag, heute Abend kommt Colin und bleibt zwei wunderbare Tage lang. Wie schön!
Tatsächlich könnte alles perfekt sein. Colin und ich machen verliebte Spaziergänge und verkneifen uns gerade noch unverschämten Freiluftsex. Der hätte Anfang März unweigerlich eine nervige Blasenentzündung zur Folge. Gut, dass wir auf das Cottage zurückgreifen können, in dem sich tagsüber niemand außer uns rumtreibt. Wie gesagt: Es könnte perfekt sein – wenn das echte Leben sich nicht letztendlich doch zwischen uns drängeln würde. Kaum ist Colin am Montagmorgen nach Dublin aufgebrochen, kreischt eine aufgeregte Toni aus meinem Handy.
»Gute Nachricht, Louisa. Ich habe einen Job für dich!«
»Einen Job, wieso? Was für einen Job?«
»Ich habe natürlich alle meine Bekannten ausgehorcht, ob sie nicht etwas wüssten. Und siehe da: In der PR-Abteilung des Grünbaum-Verlags ist eine Stelle frei geworden. Ich habe deinen zukünftigen Chef mal auf einer Buchmesse kennengelernt. Seitdem trinken wir gelegentlich miteinander einen Kaffee. Der ist wirklich nett. Die Stelle ist erst mal nur befristet für ein Jahr, weil die Angestellte schwanger geworden ist. Aber sie hat schon angekündigt, dass sie eher nicht zurückkommen wird. Ist das nicht super? Ich weiß, du wolltest nie PR-Frau werden. Aber immerhin ist es ein Job! Und dass du super schreibst und dich souverän auf jedem Parkett bewegst, weiß doch jeder.«
Na ja, besonders souverän habe ich mich in letzter Zeit nicht gefühlt. Aber ich bin auch nicht so blöd, eine grandiose Chance nicht zu erkennen,
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