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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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behauptet hat. Du weißt, sie würde dir niemals wehtun. Sie liebt dich, als wärst du ihre Tochter.«
    »Manchmal tun uns Menschen genau deshalb weh; weil sie uns lieben«, fauchte Lena. »Weil sie uns für unreif halten und glauben, wir könnten nicht auf uns selbst aufpassen. Und sie hat nie einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass du ihr einziges Kind bist. Natalja und ich kamen doch immer lange nach dir.« Sie bereute ihre Worte, sobald sie heraus waren, und machte die drei großen Gläser Wein dafür verantwortlich, die sie vorhin getrunken hatte. Ihr kleiner privater Luxus an den Abenden, an denen Sam mit der Band probte.
    »Du bist noch sehr verletzt«, sagte Sofi beschwichtigend. Was so viel bedeutete wie Du wirst dich schon wieder beruhigen, du warst schon immer sehr emotional, bald kommt alles wieder ins Lot.
    Lena hatte es gründlich satt, dass alle anderen immer besser als sie wussten, wie es in ihr aussah …
    »Ich muss auflegen«, sagte Sofi. »Bis demnächst.«
    Normalerweise versprachen sie einander am Schluss, Fotos zu schicken und zu besonderen Anlässen anzurufen. Bis demnächst klang ungewöhnlich kühl.
    Noch zehn Tage. Was, wenn sie in diesen zehn Tagen nichts von Papa hörte?
    Nun, dann würde sie ihn eben anrufen.
     
    »Du bist ein fetter, fauler Sack.«
    Viktor öffnete ein Auge. Uljana stand in der Schlafzimmertür. Sie war von Kopf bis Fuß neu eingekleidet, hatte sich die Haare färben und die Fingernägel machen lassen - alles mit seinem Geld. Undankbares Weib. »Lass mich schlafen«, brummte er.

    »Such dir eine Arbeit.«
    »Ich brauche keine Arbeit. Ich bin reich.«
    »Aber nicht mehr lange, wenn du so weitermachst.«
    »Ich kann mir jederzeit Nachschub holen.«
    Uljana knallte die Tür zu und marschierte aus der Wohnung. Sie war bloß neidisch, weil sie weiter zur Arbeit gehen musste, während er sich einen schönen, langen Urlaub gönnte.
    Selbstverständlich hätte er mit seinem Geld auch etwas anderes anstellen können. Mit Uljana nach Odessa fahren und Ferien am Schwarzen Meer machen. Ein Auto oder neue Möbel kaufen. Aber seiner Chefin an den Kopf werfen zu können, dass sie eine hässliche, frigide Hexe war, das war es wert gewesen.
    Uljana hatte entsetzt reagiert, als er mit so viel Geld aus London zurückgekehrt war. »Sie werden eine Gegenleistung erwarten. An deinem Leben teilhaben wollen.«
    »Nein, das ist ja das Tolle daran - sie haben mir Geld gegeben, damit ich sie in Ruhe lasse.«
    Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Nur Natalja hatte ihn loswerden wollen. Bei Lena war die Sache ganz anders, und zu ihr kehrten seine Gedanken häufig zurück.
    Er starrte an die Decke und verwünschte den leichten Anflug von Zerknirschtheit, ja, Beschämung, der sich partout nicht abschütteln ließ. Ihre sanften Augen, ihre vertrauensvolle Zuneigung. Aber auch der Zug um ihren Mund, der ihm von seinem Spiegelbild wohlbekannt war, ihre plötzlichen Heiterkeitsanfälle - die hatte er als junger Mann auch gehabt. Er schloss die Augen und verbannte sämtliche Gedanken an Lena aus seinem Kopf. Rührseligkeit war etwas für Männer, die nicht so verzweifelt waren wie er, und für Reue war es zu spät.

     
    Lena hatte beschlossen, Papa von einer Telefonzelle aus anzurufen. Sie wollte nicht von Sam oder Wendy gefragt werden, wen sie anrief, wollte nicht, dass im Hintergrund Kindergeschrei oder Gekicher zu hören war.
    Es nieselte, als sie die Kindertagesstätte verließ. Den ganzen Tag schon hatte sie sich seelisch auf diesen Moment vorbereitet. Mit zitternden Händen faltete sie den kleinen Zettel auseinander, auf dem Papa ihr am ersten Abend in Briggsby in seiner geschwungenen Handschrift seine Adresse und Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Sie hatte ihn darum gebeten, aus Angst, er könnte verschwunden sein, ehe der Morgen anbrach. Sie legte den Zettel auf das Telefon, warf ein paar Münzen ein und wählte. Sie hatte sich den ersten Satz immer wieder vorgesagt: »Hallo Papa, hier ist Lena. Ganz egal, was Natalja gesagt hat, du musst mit mir reden und mir die Wahrheit sagen.«
    Doch es klingelte nicht. Sie legte auf und startete einen neuen Versuch. Vergeblich. Sie notierte Tante Stasjas Nummer, die sie auswendig konnte, auf dem Zettel, und zählte die Ziffern.
    Papas Nummer war kürzer. Eine Ziffer fehlte.
    Hatte er sie bloß vergessen oder ihr bewusst eine falsche Nummer gegeben, weil er keinen weiteren Kontakt zu ihr haben wollte? Und was nun? Sollte sie ihm einen Brief

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