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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Chernoff.«
    Ihre Knie gaben nach. Natalja. Sie ließ den Hörer auf die Gabel fallen und sank auf den Küchenboden. Warum telefonierte Sam heimlich zu nachtschlafender Zeit mit ihrer Schwester?
    Sie rappelte sich auf, tappte durch den Flur zurück in ihr Zimmer.
    »Sam?« Ihre Stimme kippte, sie brach in Tränen aus.
    Er richtete sich verschlafen auf, verwirrt, nahm sie auf der Stelle in die Arme. »Hey, hey. Was ist denn los?«
    »Warum hast du Natalja angerufen?«
    Er erstarrte. »Was?«
    »Betrügst du mich mit ihr?«

    Er seufzte und drückte sie an sich. »Aber nein, Lena. Das würde ich dir doch nie antun.« Er streichelte ihr übers Haar.
    »Und warum hast du dann mit ihr telefoniert?«
    »Weil du dich weigerst, mit ihr zu reden. Sie hat sich Sorgen gemacht, und ich musste ihr versprechen, dann und wann anzurufen und zu berichten, wie es dir geht.«
    Sie hatten also keine Affäre. Trotzdem fühlte sie sich hintergangen. Er hatte Geheimnisse vor ihr. Mit Natalja.
    Sam lehnte sich zurück und sah ihr direkt in die Augen. »Ehrlich gesagt, habe ich sie angerufen, weil ich mir auch Sorgen um dich mache.«
    »Wieso?«
    »Du bist ständig deprimiert, du trinkst zu viel … Ich habe die leeren Flaschen gefunden. Seit dieser Kerl hier aufgetaucht ist …«
    »Mein Vater?« Sie funkelte ihn bitterböse an.
    »Wann war er dir denn je ein richtiger Vater? Natalja hat mir erzählt, dass er euch praktisch von Anfang an bei irgendwelchen Verwandten abgeladen hat. Ich bin ein Vater: Ich lebe unter demselben Dach wie meine Kinder, ich bringe sie jeden Abend persönlich ins Bett, ich sorge dafür, dass sie ihre Erbsen essen und sich die Zähne putzen. Ein Mann, der das nicht tut, hat auch nicht das Recht, sich Vater zu nennen.«
    Lena stiegen Tränen in die Augen.
    »Du warst glücklich, bis er aufgekreuzt ist.«
    »Nach außen hin, ja, aber mein Kummer war immer da, unter der Oberfläche, verstehst du?«
    »Ja, und er war schon damals dafür verantwortlich.«
    »Das wissen wir nicht. Seine Erklärung …«
    »War sehr weit hergeholt und widersprüchlich.«

    Das wurde ihr allmählich selbst klar, aber ihre Naivität war ihr so peinlich, dass sie sich noch nicht vollends damit abgefunden hatte.
    »Lena, du bist nicht mehr du selbst. Ich habe Natalja heute angerufen, um mit ihr zu beraten, was wir tun können. Ich finde, als Erstes solltest du mit ihr reden, die Beziehung zu ihr kitten. Ich will nicht, dass du etwas so Wertvolles wie deine Schwester verlierst.«
    »Also gut«, sagte Lena, zu müde, um zu protestieren. »Ich rufe sie morgen an. Aber keine Heimlichkeiten mehr, Sam.«
    »Es tut mir leid.«
    »Vor allem nicht mit meiner Schwester«, hätte sie beinahe hinzugefügt, doch Tante Stasja hatte stets behauptet, es bringe großes Unglück, seine allergrößte Angst laut auszusprechen.
     
    Der strahlende Sonnenschein draußen passte zu Nataljas Laune. Sie fühlte sich lebendig und leicht und konnte gar nicht aufhören zu lächeln.
    Sie lag mit Marcus im Bett - in Ruperts Bett, in Ruperts Wohnung - und aß Schweizer Schokolade. Sie war heute Morgen neben ihm aufgewacht, zum allerersten Mal. Er hatte ihr ein typisch englisches Frühstück zubereitet, mit Speck und Eiern. Während er in der Küche war, hatte das Telefon geklingelt. Lena, die sich mit ihr versöhnen wollte. Nataljas Erleichterung darüber war so groß, dass sie erst jetzt bemerkte, wie angespannt sie gewesen war. Sie hatten einander versichert, dass sie sich liebten und waren übereingekommen, sich bald zu treffen. Natürlich konnte nicht gleich wieder alles wie früher sein, aber der erste Schritt war getan.

    Nach dem Frühstück gingen sie schnurstracks wieder ins Bett, dösten, liebten sich, aßen. Sie hatte das Gefühl, dass jedes ihrer körperlichen Bedürfnisse endlich gestillt war. Sie wusste, genau wie Marcus, dass ihre Affäre auf das Ende zusteuerte, aber zumindest war es ein angenehmes Ende.
    Kurz vor zwölf klingelte erneut das Telefon. Sie befahl Marcus, sich ruhig zu verhalten, für den Fall, dass es Rupert war, und nahm ab.
    »Hallo?«
    »Natalja, Liebes, wie geht’s?«
    »Gut. Das Wetter hier ist toll. Wie ist es in New York?«
    »Grau und bewölkt. Und meine Meetings laufen nicht gut.«
    Sie unterhielten sich eine Weile. Natalja schwindelte, sie wolle heute ihren Text lernen und eine große Runde joggen gehen. Dann legten sie auf, und sie kuschelte sich wieder glückselig in Marcus’ Arme.
    Doch was war das für ein Geräusch gewesen? Sie

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