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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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dachte sie über seine Worte nach. »Du liebst ihn nicht, also heirate ihn nicht.« Als wäre das so einfach. Sie saß in einem Hochgeschwindigkeitszug, von dem sie nicht mehr abspringen konnte. Es kam nicht mehr darauf an, was sie wollte. Eine Zeitschrift hatte die Exklusivrechte an ihrer Hochzeit, eine Designerin hatte ein Kleid zur Verfügung gestellt, und alle, die irgendwie in die Hochzeit involviert waren - sei es die Floristin, der Schreibwarenhändler oder der Partyservice -, hatten mehr zu entscheiden als sie. Die Hochzeit abblasen? Unmöglich. Zu spät.

KAPITEL 31
    Energisches Klopfen. Lena stellte hastig die Weinflasche und ihr Glas neben der Kommode auf den Boden.
    »Herein«, rief sie.
    Wendy öffnete die Tür. »Telefon für dich.«
    »Nicht Natalja.« Alle wussten, dass sie nicht mit ihrer Schwester redete, doch Wendy vergaß diese Anweisung gern vor Aufregung, sobald sie Natalja an der Strippe hatte.
    »Nein. Deine Cousine Sofi.«
    Lena war überrascht. Sie hatte seit dem Winter nichts von Sofi gehört, und von sich aus hatte Lena niemanden kontaktiert. Sie machte Natalja für die Abreise ihres Vaters verantwortlich und war noch immer unbeschreiblich wütend auf sie. Bei Sofi war die Sache komplizierter. Einerseits
schämte sie sich dafür, dass sie nicht einfühlsamer vorgegangen war, als sie Nikitas Entwicklungsstörungen angesprochen hatte, andererseits übertrug sie unwillkürlich ihren Groll und ihr Misstrauen gegenüber Stasja auf Sofi.
    Sie folgte Wendy in die Küche und nahm den Hörer in die Hand. Es war acht Uhr, die Kinder schliefen, Sam probte mit seinen Kumpels. Aus dem Wohnzimmer, wo Wendy gerade ihr Lieblingsfernsehquiz schaute, drangen Stimmen und Applaus. Der Geruch nach Grillhühnchen und Kartoffeln hing in der Luft.
    »Hallo?«, sagte sie zaghaft - auf Russisch, wie immer, wenn sie mit Sofi oder Natalja telefonierte, damit Wendy sie nicht belauschen konnte.
    »Du hattest recht. Danke.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Lena begriff. »Was Nikita angeht?«, fragte sie zutiefst bekümmert.
    »Ja.« Sofis Stimme klang belegt, als würde sie gegen die Tränen ankämpfen. »Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt deswegen melde. Du hast dir bestimmt schon Sorgen gemacht.«
    Sorgen - wegen Nikita? Nein, eigentlich hatte sie sich die vergangenen Monate hauptsächlich in Selbstmitleid gesuhlt. »Und was machst du jetzt?«, fragte sie.
    »Man kann einiges tun, um seine Sprachentwicklung und sein Sozialverhalten zu fördern, aber er wird nie normal sein. Gut möglich, dass ich mich noch mit achtzig um ihn kümmern muss.«
    »Was ist mit Anastasia Designs ?«
    »Ich hoffe mal, dass ich weitermachen kann.«
    »Und Julien fährt trotzdem nach Sydney?«, fragte Lena.
    »Ja, aber das ist in Ordnung. Ich bin gerade dabei, mir
Hilfe zu organisieren«, sagte Sofi und fuhr dann mitfühlend fort: »Natalja hat mir von der Sache mit eurem Vater erzählt.«
    »Bestimmt hat sie dir nur ihre Seite geschildert.«
    Sofi bemühte sich um eine neutrale Formulierung. »Es tut mir sehr leid, dass du enttäuscht wurdest.«
    Enttäuscht? Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie empfand eine rasende Wut auf Natalja; war zu Tode betrübt darüber, dass sie Papa zum zweiten Mal verloren hatte, und sie fühlte sich unendlich einsam, weil niemand ihren Kummer verstehen konnte.
    Ganz oben auf der Liste der Gemütsbewegungen jedoch stand Selbsthass. Lena hätte gern geglaubt, dass ihre Schwester gelogen hatte, dass Papa nur um des lieben Friedens willen gegangen war, weil Natalja ihn fortgejagt hatte. Dass er sich bald bei ihr melden würde. Jeden Tag, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, sah sie mit heftig pochendem Herzen die Post durch, nur um ernüchtert festzustellen, dass wieder nichts für sie gekommen war. Sie zählte die Tage. Sie hatte sich vorgenommen, ihrem Vater hundert Tage Zeit zu geben. Wenn er ihr dann nicht geschrieben und alles erklärt hatte, würde sie Natalja glauben. Bis zum Ablauf der Frist blieben noch knappe zwei Wochen, und allmählich kam sie zu der Einsicht, dass Natalja recht gehabt hatte: An den zehntausend Pfund war ihm mehr gelegen als an ihr. Weil sie es einfach nicht verdiente, geliebt zu werden. Sie war ein Nichts, eine Missgeburt. Genau aus diesem Grund hatte er sie schon einmal verlassen.
    Sofis Stimme riss sie aus ihren düsteren Gedanken. »Lena?«
    »Ich will nicht darüber reden«, winkte Lena ab.
    »Ich hoffe nur, du glaubst nicht, was Onkel Viktor über
Mama

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