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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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dazustehen. »Es dreht sich nicht immer alles nur um dich, Natalja«, fauchte sie. »Meine finanzielle Situation und meine Ehe gehen dich nichts an. Du hättest nicht mit Sam darüber sprechen sollen. Wenn ich ganz offensichtlich nicht mit dir darüber reden will, dann solltest du dich raushalten.«
    »Ich wollte helfen.«
    »Ich weiß, aber du musst auch an die Konsequenzen denken. Mir ist nicht geholfen, wenn du Anna auftakelst wie ein Gogo-Girl oder mit Sam hinter meinem Rücken über meine Privatangelegenheiten redest.«
    Wieder einmal fragte sie sich, wie oft Sam und Natalja in der Zeit nach Papas kurzem Besuch ohne ihr Wissen miteinander telefoniert hatten.
    Der Kessel begann zu pfeifen.
    »Möchtest du Tee?«, fragte Lena noch einmal.

    »Nein.« Natalja streckte sich. »Ich sollte gehen.«
    Als sie weg war, saß Lena noch eine Weile in der Küche, trank Tee und lauschte den gedämpften Zeichentrickfilmgeräuschen, die aus dem Wohnzimmer drangen. Warum war sie so aufgewühlt? Sie waren Schwestern. Sie zankten sich, versöhnten sich, das Leben ging weiter. Nur weil diesmal auch Sam involviert war … Sie sollte froh sein, dass sich Natalja so gut mit ihm vertrug.
    Bestimmt sah sie bloß Gespenster. Kein Grund, sich den Kopf zu zerbrechen.
     
    Natalja machte gerade das Bett, als es an der Tür klopfte. Es war Sam mit den Kindern.
    »Hi Natalja«, sagte er. »Wir machen einen Ausflug nach Scarborough, ans Meer. Die Kinder wollten fragen, ob du mitfahren möchtest.«
    »Bitte komm mit«, bettelte Anna prompt.
    »Wo ist Lena?«
    »Sie arbeitet«, erklärte Sam. »Ich hab mir freigenommen, bei dem schönen Wetter.«
    Natalja verdrängte ihr schlechtes Gewissen. Was war schon dabei? Die Kinder liebten sie. »Warum nicht? Ich ziehe mich nur schnell um.«
    Sie eilte ins Schlafzimmer, streifte sich Shorts und ein T-Shirt über und suchte ihren Bikini, den sie zuletzt in Spanien getragen hatte. War es überhaupt möglich, in England braun zu werden? Sie schlüpfte in ihre Espadrilles, warf einen Blick in den Spiegel und wandte sich sogleich wieder ab. Es war egal, wie sie aussah. Sie machte einen Ausflug mit ihrem Schwager und seinen Kindern.
    Sam war die ganze Fahrt über schweigsam, während die Zwillinge von Minute zu Minute aufgekratzter wirkten.
Sie spielten »Ich sehe was, was du nicht siehst …« und erspähten ein haarsträubendes Objekt nach dem anderen. Als Matthew behauptete, einen Furz gesehen zu haben, riss Sam der Geduldsfaden. »Jetzt ist es aber genug!«, schimpfte er.
    Natalja fand seine Reaktion etwas überzogen. Aber sie wohnte ja auch nicht mit Anna und Matthew unter einem Dach, sondern verbrachte nur Zeit mit ihnen, wenn ihr der Sinn danach stand.
    Sam parkte an der überfüllten Esplanade, und dann gingen sie durch die Grünanlagen zum Strand. Dort wimmelte es vor Kindern, Sandburgen und Müttern, die sich sonnten. Anna und Matthew, die schon zu Hause die Badesachen angezogen hatten, schälten sich sofort aus den Kleidern und stürzten sich ins Wasser. Natalja hatte plötzlich Hemmungen, sich vor ihrem Schwager im Bikini zu zeigen, also setzte sie sich mit der Sonnenbrille auf der Nase in den Sand und beobachtete die Zwillinge. Sam zog das T-Shirt aus und begann eine Sandburg zu bauen. Es war ein herrlich warmer Tag, und das beständige Rauschen der Wellen wirkte beruhigend auf Natalja. Sie unterließ es tunlichst, auf Sams sehnigen Rücken zu starren, verzieh sich jedoch zumindest den Drang, es zu tun.
    »Das machst du ziemlich gut«, bemerkte sie, nachdem er zwei Türme und einen Festungswall mit Zinnen fertiggestellt hatte.
    »Ich hab als Kind auch reichlich geübt. Im Sommer waren wir jeden Tag hier; in Briggsby gibt es ja bloß die Steilküste. Ich war immer zu schüchtern, um die hübschen Mädchen am Strand anzusprechen, also habe ich eine Burg gebaut, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Und, hat es geklappt?«

    »Ein- oder zweimal. Aber dann habe ich kein Wort rausgekriegt und bin davongelaufen.« Er lachte.
    »Nun, das ist eine schöne Sandburg. Aber nicht weglaufen jetzt.«
    Er grinste. »Wann wollt Ihr einziehen, Eure Majestät?«
    »So rasch es geht«, erwiderte sie hoheitsvoll. »Zurzeit wohne ich in einer Einzimmerwohnung in einem hässlichen kleinen Kaff …« Sie brach ab, als ihr aufging, dass Sam, der Briggsby nicht so einfach hinter sich lassen konnte, diese Bemerkung wohl nicht sonderlich lustig finden würde.
    Er lehnte sich im Sand zurück und starrte aufs Meer hinaus.

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