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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Rückbank Platz genommen, damit ihre Schwester vorn sitzen konnte. Lena stieg ein, schnallte sich schweigend an und starrte stur geradeaus. Sie sagte auch nichts, als Natalja sie mit einem tapferen »Hallo, Lena« begrüßte.
    Sofi fuhr los. Etwa eine halbe Stunde bemühte sie sich vergeblich, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Sie schielte zu Lena, der ihre düstere Laune deutlich anzusehen war, und drückte ihr sanft die Hand. Natalja, der die Geste nicht entgangen war, gab sich einen Ruck.
    »Lena, es tut mir leid, und ich hab dich noch immer lieb.«
    Schweigen.
    »Lena?«
    Sofi umklammerte das Lenkrad. Würde sie Lena daran erinnern müssen, dass sie eine Abmachung getroffen hatten, laut der sie mit ihrer Schwester reden musste?
    »Lena, wenn du nur …«
    »Deine Entschuldigung ist nicht angenommen«, fauchte Lena, den Blick starr auf die Straße geheftet.
    Natalja brach in Tränen aus. »Ich wollte dich nicht so tief verletzen. Ich würde alles tun, um es wiedergutzumachen.«
    »Dazu müsstest du in die Vergangenheit reisen und nicht mit meinem Ehemann schlafen. Kannst du das, Natalja?«
    Keine Reaktion.
    »Das dachte ich mir.«
    Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
    Zu Hause machte Natalja Smalltalk mit Julien und wirkte bedeutend entspannter als ihre Schwester. Sofi führte Lena in das Gästezimmer, in dem sonst ihre Mutter schlief. Stasja war mit einer Freundin aus Sankt Petersburg nach Paris gefahren.
    »Ein Zimmer nur für dich allein«, sagte sie und schloss die Tür hinter ihnen.
    »Danke. Ich wäre nicht in der Lage, mir eines mit ihr zu teilen.«
    »Das verstehe ich.« Sofi lächelte. »Es war sehr tapfer von dir, dass du gekommen bist.«
    »Warum komme ich mir dann vor wie eine Idiotin?«
    Sofi zog einen zusammengefalteten Scheck aus der Hosentasche. »Du bist keine Idiotin. Man hat dir ein sehr großes Unrecht angetan. Hier.«

    Lena bekam feuchte Augen, als sie den Scheck auseinanderfaltete. »Das ist mehr, als wir besprochen hatten.«
    »Für Notfälle.« Sofi zog sie an sich. »Ich will, dass du genauso glücklich wirst, wie ich es bin.« Sie bereute es, sobald sie es ausgesprochen hatte. Es war nicht das Geld gewesen, das sie glücklich gemacht hatte, sondern die Dankbarkeit für all das, was das Leben ihr bot.
    »Wenn es nur so einfach wäre«, schniefte Lena.
    »Du wirst das durchstehen. Gib Natalja einfach eine Chance. Ich weiß, du bist zornig, aber damit lässt sich die Vergangenheit auch nicht ändern. Vergebung wirkt Wunder.«
    Lena schnaubte. »Ich werde mit ihr reden«, sagte sie. »Aber vergeben …«
    »Versuch es«, drängte Sofi, doch Lena hatte sich bereits abgewandt, um auszupacken.
     
    Spätestens am zweiten Abend stand fest, dass das Treffen ein Desaster war. Lena war nicht imstande, Natalja gegenüber etwas weniger feindselig aufzutreten. Wann immer ihre Schwester den Mund aufmachte, fauchte sie sie an; jede Äußerung von Natalja diente Lena als Gelegenheit, dem Zorn Luft zu machen, der sich viel zu lange in ihr aufgestaut hatte. Sofi schlug sich tapfer in der Rolle der Schiedsrichterin, aber auch ihr setzten die ständigen Spannungen zu.
    Am dritten Tag waren Lena und Natalja zum ersten Mal allein. Sofi war wegen einer verloren gegangenen Lieferung am späten Nachmittag in die Werkstatt gegangen, und Julien machte mit Nikita einen Ausflug.
    Obwohl es bitterkalt war, saß Lena auf der Terrasse hinter dem Haus und sah zu, wie die schwache Wintersonne
lange Schatten zeichnete. Doch ihre Hoffnung, hier ihre Ruhe zu haben, wurde enttäuscht. Natalja gesellte sich zu ihr.
    »Können wir reden?«
    Lena dachte an den Scheck und zuckte die Achseln. »Wenn es unbedingt sein muss.«
    »Ja, es muss sein.« Natalja setzte sich. »Kalt hier. Sollen wir nicht lieber reingehen?«
    »Nein, ich will hier bleiben«, sagte Lena, obwohl es gerade anfing zu regnen.
    »Also gut«, sagte Natalja bedächtig. »Ich habe dir schon so oft gesagt, dass es mir leid tut, Lena. Was soll ich denn noch tun?«
    Wenn es doch nur irgend etwas gäbe, das Natalja hätte tun können! Lena hatte das Gefühl, in der Hilflosigkeit des Moments gefangen zu sein, für immer.
    Sie erhob sich. »Ich brauche einen Drink.«
    »Du trinkst wieder? Ich dachte, das hättest du aufgegeben?«
    Lena fuhr herum. »Spiel hier bloß nicht den Moralapostel!«
    »Tu ich doch gar nicht. Ich meine ja nur …«
    »Erspar mir deine Weisheiten. Ich habe eingewilligt, mit dir über deine Schuld und deine Fehler zu reden. Was

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