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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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ich mache oder nicht, das tut hier nichts zur Sache.«
    Natalja folgte ihr ins Haus.
    Lena entkorkte eine Flasche Rotwein und schenkte sich ein, ohne Natalja ein Glas anzubieten, und Natalja bat auch nicht darum.
    »Es tut mir wirklich leid. Und ich hab dich lieb. Hast du mich auch lieb?«
    Was für eine Frage. Lena schob die Gefühle, die sie in
ihr hervorrief, beiseite, aus Angst, sie könnten sie verwirren, ihren Widerstand schwächen. »Frag mich das nicht.«
    »Ich bin deine Schwester.«
    »Genau deshalb ist das, was du getan hast, unverzeihlich.«
    Lena war aufgewühlt, trank zu schnell. Nach dreißig Minuten war die Flasche halbleer. Sie brachte immer wieder dieselben Argumente, wurde ausfallend. Irgendwann hatte Natalja die Nase voll.
    »So kann ich nicht mit dir reden«, stellte sie fest. »Ich versuche es morgen wieder, wenn du nüchtern bist.«
    »Ich bin nüchtern.«
    Natalja ließ sie stehen.
    »Du wirst nicht gewinnen, indem du einfach gehst«, kreischte Lena und rannte ihr in den Korridor nach.
    »Es geht hier doch nicht darum, zu gewinnen«, sagte Natalja. »Oder etwa doch? Ist das hier für dich bloß ein Konkurrenzkampf unter Geschwistern? Habe ich endlich etwas angestellt, das so schlimm ist, dass du gewinnst ?«
    Lena war gerade dabei, sie wüst zu beschimpfen, als plötzlich die Haustür aufschwang und Julien und Nikita hereinkamen. Auf einen Schlag wurde Lena klar, wie sie für einen Außenstehenden klingen musste. Eine Harpyie, die russische Verwünschungen ausstieß.
    Natalja stürmte nach oben, Lena, die mit den Tränen kämpfte, rührte sich nicht vom Fleck.
    Julien hob einen Korb voller Einkäufe hoch. »Abendessen?«
    Lena schniefte, blinzelte und fasste sich. »Sofi ist noch nicht zurück.«
    Julien runzelte die Stirn. »Sie hat wohl wieder einmal die Zeit vergessen. Deshalb hole ich sie normalerweise ab. Ich rufe sie an.«

    »Nein, nein, ich gehe und hole sie.« Lena war schon an der Tür. »Ich muss mich ein wenig abreagieren.«
    Julien lächelte schief. »Ja, es klang ganz danach.«
    Nikita, noch immer in Mantel und Mütze, stand zwischen ihnen und sah von einem zum anderen.
    »Oh, Lena, würde es dir etwas ausmachen, Nikita mitzunehmen, damit ich ungestört kochen kann?«
    Lena zwang sich zu lächeln und streckte die Hand aus. »Kein Problem. Komm, Nikita, wir holen deine Mama ab.« Sie schnappte sich ihren Mantel und einen Schirm, der neben der Tür stand, und zog Nikita sanft hinaus in die feuchte Kälte. Nun war sie gezwungen, sich seinem Tempo anzupassen, dabei war ihr nach Stampfen und Toben zumute und nicht nach Schlendern. Wahrscheinlich hatte Julien sie genau deshalb gebeten, Nikita mitzunehmen. Sie war ihm teils dankbar dafür, teils machte es sie wütend. Wütend auf alle, die glaubten, zu wissen, was gut für sie war. So ging das schon ihr ganzes Leben lang. Lena, schwach, verängstigt, das Opfer. Sie begriff, dass dies einer der Hauptgründe dafür war, dass sie Natalja nicht vergeben konnte: Sie musste ihrer Schwester demonstrieren, dass sie im Gegensatz zu ihr willensstark war, moralische Grundsätze hatte.
    Plötzlich bemerkte sie, dass Nikita nicht mehr neben ihr her ging. Verwirrt drehte sie sich um. Er hatte ihre Hand losgelassen, um etwas in einem Schaufenster auf der anderen Straßenseite zu betrachten. Ein Plakat von einem Traktor mit Anhänger, auf dem eine Zeichentrickkuh stand.
    Lena schüttelte den Kopf, um ihre Benommenheit loszuwerden. Sie musste wohl doch zu viel getrunken haben.
    »Nikita!«, rief sie und winkte ihn zu sich.
    Er drehte sich um und rannte auf sie zu. Doch er war nicht Anna oder Matthew. Er wusste nicht, dass man nach
rechts und links schauen musste, ehe man eine Straße überquerte. Er konnte Entfernungen und Geschwindigkeit nicht einschätzen …
    Reifen quietschten. Nikita blieb wie angewurzelt stehen, als zwei Scheinwerfer auf ihn zurasten. Lena schrie auf und kniff die Augen zu, um es nicht mit ansehen zu müssen.
    Als sie die Augen wieder öffnete, lag er gute fünf Meter von seinem vorherigen Standort entfernt auf dem Boden. Sie rannte los; ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Es konnte nicht sein. Sie musste träumen.
    Lena fiel neben Nikita auf die Knie. Schritte rund um sie, französisches Stimmengewirr, Autos blieben stehen. Sie würde jeden Moment aus diesem Traum erwachen, sie wusste es. Mit heftig zitternden Händen tastete sie an seinem weichen Hals nach seinem Puls. Da! Er lebte!
    »Nikita. Nikita, sprich mit mir. Sag etwas.

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