Ueber den Himmel hinaus - Roman
ist schon ziemlich spät. Frühstück?«
»Ja, gern. Ich ziehe an Kleider und komme gleich.«
»Gut«, sagte er. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
Sobald er weg war, zog sie sich an, bürstete ihre Haare und legte sicherheitshalber etwas Make-up auf. Im Esszimmer wartete bereits ein Teller Rührei mit Speck auf sie. Daneben lag eine kleine samtene Schatulle, deren Anblick Nataljas Herz höher schlagen ließ.
»Ich habe schon gefrühstückt«, sagte er und bedeutete
ihr, Platz zu nehmen. Er setzte sich neben sie. »Ich stehe meistens sehr früh auf. Für einen erfolgreichen Geschäftsmann beginnt der Tag lange vor den offiziellen Öffnungszeiten.« Er grinste stolz. Er trug ein frisches Hemd und dazu Jeans, wie am Vortag.
»Sie sehen gut aus in Blau, Roy«, sagte Natalja und griff zur Gabel, als hätte sie die Schachtel gar nicht bemerkt.
»Und du … siehst in allem gut aus.« Er senkte die Stimme. »Und in nichts bestimmt auch.« Er schob ihr die Schatulle hin. »Hier, mach auf.«
Natalja öffnete sie vorsichtig, mit zitternden Fingern, und schnappte nach Luft, als sie einen Goldring mit einem riesigen funkelnden Diamanten erblickte.
»Gefällt er dir?« Roy nahm den Ring heraus und hielt ihn ihr hin, genau vor die linke Hand.
»Ist echt?«
»Na klar ist der echt.«
Sie streckte die Linke aus, und im selben Moment zog er die Hand zurück.
Sein Lächeln war wie weggewischt. »Erst möchte ich ein paar Kleinigkeiten klarstellen.«
Sie nickte. In ihren Ohren rauschte das Blut. Konzentrier dich.
»Ich mag keine emanzipierten Ehefrauen. So eine hatte ich schon, und sie hat mich um eine Menge Geld gebracht. Wenn du mich heiratest, akzeptierst du, dass ich das Sagen habe.«
»Natürlich«, sagte sie und verwarf auf der Stelle den Gedanken, ihn zu heiraten. Sie würde sich an Sofis Plan halten. Der Diamant sah aus, als wäre er eine Stange Geld wert, und sobald er an ihrem Finger steckte, konnte sie damit tun und lassen, was sie wollte.
»Und du wirst die Dinge tun, die eine Ehefrau tut - kochen, putzen, mein Haus in Schuss halten. Ein Baby kannst du meinetwegen bekommen, aber ich werde mich nicht darum kümmern. Ich mag keine Kinder. Sind mir zu anstrengend. Kindererziehung ist Frauensache, damit will ich nichts zu tun haben.«
»Kein Baby ist auch okay«, sagte sie.
»Das sagst du jetzt, aber du wirst deine Meinung ändern. Also, nur damit das klar ist: nur eines.« Er wackelte mit dem Zeigefinger, als wäre sie ein kleines Kind.
Sie nickte.
»Und zu guter Letzt: Eine Ehefrau hat bestimmte Pflichten …« Sie hätte beinahe gelacht, als er errötete. »Im Schlafzimmer bin ich der Boss.« Seine Stimme klang scharf, aggressiv. »Ich bekomme, was ich will, wann ich will.«
»Ja, Roy«, gurrte sie. »Aber nicht bevor wir heiraten.«
»Ah, wir sind wohl altmodisch, wie? Das gefällt mir.«
Sie hielt ihm erneut die linke Hand hin und lächelte strahlend.
»Himmel, was bist du schön.« Er schob ihr seufzend den Ring an den Finger. »Ich erledige die Formalitäten. Es wird keine große Feier geben, verstanden?«
Sie machte einen Schmollmund. »Aber schönes Kleid? Ich muss zurück nach Russland, ein paar Sachen ho…«
»Nix zurück nach Russland, du bleibst schön hier. Ich kaufe dir neue Kleider. Wenn du wirklich etwas von zu Hause brauchst, soll es dir deine Schwester schicken. Ich übernehme die Kosten.«
»Meine Schwester? Sie darf kommen zur Hochzeit?«
Er runzelte die Stirn, dann zuckte er mit den Schultern. »Meinetwegen. Wir bezahlen ihr den Flug.«
Natalja überlegte, was sie sonst benötigen könnte. Vielleicht konnte sie ihn ja dazu bringen, ihr einen größeren Betrag zur freien Verfügung zu überlassen. Andererseits wollte sie nicht gleich übertreiben. Er musste ihr vertrauen. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und schmiegte sich an ihn. »Danke, Roy. Ich freue mich sehr.«
Er hob ihr Kinn an, um sie zu küssen, ein widerlich feuchter Zungenkuss.
»Wir werden glücklich miteinander sein«, prophezeite er. »Solange du tust, was ich sage.«
Er drückte sie an sich, und ihr Blick wanderte über seine Schulter hinweg zum Küchenfenster, zu der herrlichen Aussicht dahinter. Jetzt konnte sie gehen. Sie hatte den Ring. Aber wenn sie noch eine Woche blieb … Vielleicht ergab sich noch die eine oder andere Möglichkeit, ihm Geld abzuknöpfen; so viel, dass sie diesen Aufwand nicht mehr allzu oft betreiben mussten. Sie bewunderte den glitzernden Stein an ihrem Finger und war
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