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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Verwirrung, ihre Panik nicht anmerken. »Äh, mehr langsam, bitte«, sagte sie auf Englisch. »Ich verstehe nicht gut.«
    Sein Lächeln erstarb. »Ach, nein? Aber deine Briefe waren doch perfekt.«

    Die Antwort darauf hatte sie oft geübt. »Ich habe Hilfe beim Schreiben. Ich diktiere meiner Schwester. Sie kann sehr gut Englisch.«
    Sie lächelte und ließ ihn nicht aus den Augen. Jetzt war es wichtig, dass sie ihn wieder für sich einnahm. »Sie haben Geduld mit mir, ja, Mr. Creedy? Ich bin nur dummes Mädchen.«
    »Unsinn, du bist nicht dumm. Du bist … wunderschön.« Er nahm ihr den Koffer ab und deutete auf den Ausgang. »Wir werden uns schon verstehen. Und nenn mich Roy.«
    »Danke, Roy.« Sie lächelte scheu. »Sie sind sehr freundlicher Mann.«
    Auf dem Parkplatz steuerte er auf einen wuchtigen Kombi zu. Der Sportflitzer aus dem Foto war nirgendwo zu sehen.
    »Wo ist rotes Auto, Roy?«, fragte sie, während sie in den Wagen kletterte und sich anschnallte.
    »Die Corvette? Die fahre ich nicht oft, und wenn, dann nur allein. Keine weiblichen Fahrgäste. Meine Corvette ist mein ganzer Stolz; für den Alltag viel zu wertvoll.« Er lächelte. »Keine Sorge, das hier ist auch ein guter Wagen. Kannst du Auto fahren?«
    Natalja hatte nicht einmal die Hälfte verstanden, aber die letzte Frage konnte sie beantworten. »Ich kann fahren. Ich habe kein Papier.«
    »Keinen Führerschein?«
    »Genau, keinen Führerschein.«
    Je länger sie sich unterhielten, desto leichter fiel Natalja die Konversation. Sie fuhren durch riesige Felder, auf deren schwarzen, frisch gepflügten Furchen da und dort noch Schnee lag. Die Sonne ging unter; am Himmel, der sich
blass über dem langgezogenen Horizont erstreckte, zogen Vögelschwärme dahin. Gelegentlich zerschnitt ein endloser Güterzug die Landschaft. Sie war müde, konnte Roys Smalltalk nicht mehr folgen. Der Tag zog sich hin, der Jetlag machte sich bemerkbar. Sie wollte nur noch ankommen, sich ausruhen. Ohne es zu bemerken, schlummerte sie ein.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Roy sie wach rüttelte. Es war dunkel geworden, der Wagen stand. Sie schreckte verwirrt hoch, schnappte unwillkürlich nach Luft, als sie sich mit seiner imposanten männlichen Präsenz konfrontiert sah.
    »Hey, hey, ganz ruhig. Wir sind zu Hause«, beruhigte er sie. »Ich tu dir nichts, Natalja. Du kannst mir vertrauen.«
    Über den Rückspiegel verfolgte sie, wie er nach hinten ging, um ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu hieven. Ja , dachte sie, aber du mir nicht.
     
    Als sie tags darauf erwachte, lachte die Sonne durch einen Spalt zwischen den Vorhängen in das luxuriöse Gästezimmer. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr wieder einfiel, wo sie war. Sie sah auf die Uhr. Sie hatte sehr lange geschlafen. Der gestrige Abend war anstrengend gewesen. Roy hatte ihr ein versalzenes Dinner serviert, und die fremde Sprache hatte ihr erschöpftes Gehirn überfordert. Das Haus war riesig. Er hatte sie mit vor Stolz geschwellter Brust herumgeführt und dabei in einem fort in sich hineingemurmelt, unter anderem von seiner Putzfrau, die er nun bald nicht mehr brauchen würde. Natalja hatte nur Bruchstücke verstanden und zu allem genickt. Als sie endlich in ihrem heißersehnten Bett gelegen hatte, war sie sofort in einen traumlosen Schlaf gesunken.

    Sie öffnete die Vorhänge und blickte durch eine Glastür auf einen Balkon, hinter dem sich ein riesiger grüner Garten erstreckte, umgeben von dunklen Äckern. Ein kahler Ahornbaum, eingerahmt von Blumenbeeten, stand in der Mitte einer weiten, ebenen Rasenfläche. Der Himmel war blassblau und wolkenlos. Sie dachte an ihre winzige Wohnung in Sankt Petersburg, an die schäbigen Häuser in ihrer Straße, an die langen Tage, an denen man den Himmel gar nicht zu Gesicht bekam, an die nicht enden wollende schwüle Hitze des Sommers, den Regen und den schmutzigen Schnee im Winter. Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee, Roy Creedy tatsächlich zu heiraten und für immer in diesem Paradies zu leben. Genau das hatte sie sich doch gewünscht - reich zu sein und in einer Villa zu wohnen, in Amerika. Das war das Leben, das sie sich erträumt hatte, und ob sie je berühmt werden würde, stand ohnehin in den Sternen.
    Es klopfte leise.
    »Ja«, rief sie auf Englisch.
    Roy Creedy öffnete die Tür. Sein Blick wanderte zum Ausschnitt ihres Nachthemdes. Sie zupfte den Kragen zurecht und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Äh, Morgen«, sagte er. »Es

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