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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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losgeeist. Können wir eine kurze Probeaufnahme mit ihr machen?«
    Die Frau namens Ginny eilte an ihren Platz hinter einem Fernsehmonitor. Ihr Kollege nahm sich gemächlich mehrere Gebäckstücke, ehe er sich zu ihr gesellte. Natalja versuchte, ihrer Aufregung Herr zu werden und lächelte die beiden an. »Leider ich habe keinen Text.«
    Ginny runzelte die Stirn. »Rupe? Sie hat einen Akzent!«
    »Gebt ihr eine Chance«, erwiderte Rupert. »Seht euch doch mal ihr Gesicht an!«
    Nataljas Hoffnung schwand. Immer dasselbe. Sie würde sich höllisch anstrengen müssen, um englisch zu klingen.
    »Stellen Sie sich auf den roten Punkt dort und wiederholen Sie einfach, was ich sage«, befahl Rupert.
    Natalja war froh, dass sie wegen des grellen Lichts der Scheinwerfer Ginnys missbilligende Miene nicht sehen konnte. Sie löste ihren Pferdeschwanz und strich sich die Haare glatt. Rupert erläuterte ihr kurz, worum es ging und sprach ihr dann ihren Text vor. Natalja konzentrierte sich und gab sich größte Mühe, seine Aussprache zu imitieren. Nach zwei Sätzen ertönte hinter dem Monitor Gekicher.
    »Entschuldige, Rupert«, prustete Dan. »Aber hör sie dir doch an!«

    »Bitte achten Sie gar nicht auf meinen unhöflichen Kollegen«, sagte Rupert besänftigend. »Sprechen Sie den Text einfach so, wie Sie immer sprechen. Sie sind keine Engländerin; versuchen Sie gar nicht, wie eine zu klingen.«
    Verdutzt befolgte Natalja seine Anweisung. Wie sollte sie mit ihrem starken Akzent je eine Rolle als Engländerin bekommen? Ein paar Minuten später war auch schon alles vorbei, und Rupert brachte sie zur Tür.
    »Tut mir leid; Sie sind für die Rolle nicht geeignet.«
    Natalja schluckte schwer. Was für eine Enttäuschung.
    »Aber Sie machen hervorragenden Kaffee«, sagte er fröhlich und hielt ihr die Tür auf.
    Sie funkelte ihn wütend an und stürmte hoch erhobenen Hauptes davon, vorbei an der langen Schlange hübscher englischer Mädchen, die das Glück hatten, hier geboren worden zu sein. Tja, dafür war keine von ihnen so schön wie sie, und das wussten sie auch.
    In der Kantine wurde sie von einer wutschnaubenden Carmen empfangen. »Was bildest du dir ein, einfach abzuhauen?«
    »Rupert Palmer war hier, er wollte Probeaufnahme machen.«
    »Erzähl keinen Unsinn! Die Bar darf niemals, niemals unbeaufsichtigt bleiben. Die Gäste klauen wie die Raben. Dafür ziehe ich dir eine Stunde vom Lohn ab.«
    Natalja starrte sie an. Erst der unerwartete Hoffnungsschimmer, dann die unmittelbar darauffolgende Enttäuschung und die Gewissheit, dass sie wegen ihres vermaledeiten Akzents nie eine Schauspielerin sein würde, und jetzt auch noch das …
    »Fuck you«, sagte sie in einem Anfall von Nihilismus
und war zur Abwechslung sehr zufrieden mit ihrer Aussprache. »Ich gehe jetzt, und ich komme nicht zurück.«
    »Du kannst nicht gehen; du hast zwei Stunden Kündigungsfrist. Du wirst gefälligst hier bleiben, und deinen Lohn …« Carmens Stimme wurde rasch leiser, während Natalja aus der Teestube stolzierte.
     
    Lena brachte keinen Schluck von ihrem Sekt herunter. Sie schämte sich für ihre Kleinlichkeit, für ihren Neid, der ihr ein geradezu körperliches Unwohlsein bereitete. Es war Donnerstagnachmittag, und um dreizehn Minuten nach vier würde Nataljas Kaugummiwerbespot zum ersten Mal über die Bildschirme flimmern. Sofi hatte Sekt besorgt, Sam eingeladen, der ohnehin schon quasi zur festen Einrichtung gehörte, und Lena aufgetragen, sich zur Feier des Tages den Nachmittag freizunehmen.
    Natürlich freute sich Lena für Natalja. Sie liebte ihre Schwester. Aber sie wurde von denselben kindischen Gefühlen wie früher geplagt. Natalja trat im Fernsehen auf; wildfremde Menschen im ganzen Land würden ihre Schönheit bewundern. Sam würde sie bewundern. Wie sollte er auch nicht, wo sie doch gleich perfekt geschminkt und glamourös im Fernsehen auftreten würde? Bis jetzt hatte er sich Natalja gegenüber freundlich, aber reserviert verhalten, vielleicht auch nur, um Lena nicht zu verunsichern. Doch heute stand Natalja zwangsläufig im Zentrum der Aufmerksamkeit, und Lenas Magen rebellierte. Sie schalt sich eine eifersüchtige dumme Pute.
    Sofi sah auf die Uhr. Gerade lief eine Kochsendung. »In der nächsten Werbepause müsste es so weit sein.«
    Natalja starrte wie gebannt auf den Fernseher. »Ah!«,
quiekte sie, als die Kochsendung unterbrochen wurde und ihr Gesicht auf dem Bildschirm erschien.
    Sam lachte, und Lena musste zugeben, dass

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