Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
Vom Netzwerk:
dass sie ihr ganzes Leben in Städten
verbracht hatte. Das konnte nicht gut sein für eine Künstlerseele.
    »Ich habe nicht viel Geld«, sagte er. »Ich führe ein einfaches, aber schönes Leben; das können nur wenige Menschen von sich sagen«, schloss er und seufzte dann. »Ich muss gehen, Sofi.«
    »Jetzt schon?«, fragte sie tief enttäuscht.
    Er leerte seine Kaffeetasse. »Wir sollten beide wieder an die Arbeit gehen, nicht? Ihr Schmuck verkauft sich bestimmt schneller, wenn die Kunden Ihr hübsches Gesicht am Stand sehen.« Er erhob sich. »Danke, dass Sie mir Gesellschaft geleistet haben.«
    Sofi öffnete den Mund, um zu fragen, ob sie sich wiedersehen würden, doch sie bremste sich und sagte stattdessen: »Es war schön, mit Ihnen zu plaudern.«
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal zu ihr um. »Verraten Sie mir Ihre Telefonnummer, Sofi?«
    Sie lächelte. »Nur, wenn Sie versprechen, auch wirklich anzurufen.«
     
    »Halte deine Hand ganz ruhig.«
    »Ich versuch’s ja.«
    »So wird das nichts, Natalja. Lass Sofi mal versuchen.«
    Sofi nahm die Nadel entgegen und ließ sie an einem langen Faden über Lenas nacktem Bauch pendeln. Lena lag auf dem Bett, Natalja und Sofi knieten rechts und links neben ihr.
    »Hör auf mich zu schubsen, Natalja«, mahnte Sofi.
    »Tu ich doch gar nicht«, erwiderte Natalja.
    Sie starrten gebannt auf die Nadel, die allmählich anfing, hin und her zu schwingen.

    »Ein Mädchen«, hauchte Natalja.
    »Hmm«, machte Sofi. Die Pendelbewegungen wurden runder. »Wenn ihr mich fragt, schwingt die Nadel im Kreis.«
    »Ein Junge also?«, sagte Lena.
    »Nun, du schläfst mit dem Kopf nach Norden, das heißt, es wird ein Junge«, sagte Natalja.
    Sofi wickelte sich seufzend den Faden um die Finger. Es kam ihr vor, als wären sie immer noch Teenager, die sich mit albernen Spielchen vergnügten.
    Natalja ließ sich neben Lena auf das Bett fallen und sprach aus, was sie alle dachten: »Unglaublich, dass da drin ein Baby sein soll.«
    Lena strich die Bluse über ihrem flachen Bauch glatt. »Wenn man es mir erst ansieht, wirst du es schon glauben.«
    Natalja grinste schief. »Unser Leben hier hat sich nicht ganz nach unseren Vorstellungen entwickelt, hm?«
    Sofi behielt wohlweislich für sich, dass bei ihr durchaus alles nach Plan verlief. Ihr Erfolg auf dem Camden Market gab ihr Auftrieb. Sie erweiterte kontinuierlich ihren Bestand und hoffte, im neuen Jahr gewerbliche Abnehmer für ihren Schmuck zu finden. Zwei Boutiquen und eine kleine Handelskette für Accessoires hatte sie bereits im Visier. Und dann war da noch die Verabredung mit Julien in einer Woche. Einer seiner Bekannten stellte seine Werke in einer kleinen Galerie in der Nähe von Greenwich aus, und Julien hatte sie gefragt, ob sie ihn zur Vernissage begleiten wolle.
    Mit gerunzelter Stirn ließ sie sich noch einmal das Telefonat durch den Kopf gehen. Er hatte nicht von einer Verabredung gesprochen. Vielleicht interpretierte sie die Zeichen ja falsch, und er wollte bloß mit ihr befreundet sein? Sie war diesbezüglich völlig hilflos und fand solche Angelegenheiten
schrecklich verwirrend und nervenaufreibend. Sie hatte bislang nur einen Freund gehabt, einen Kommilitonen an der Universität, mit dem sie fast zwei Jahre zusammen gewesen war, obwohl sie von Anfang an gewusst hatte, dass er nicht der Richtige für sie war. Nach dem Studium war er eingezogen worden und musste fernab von Sankt Petersburg seinen zweijährigen Militärdienst ableisten, während Sofi als beste Studentin in ihrer Klasse sofort eine Stelle vor Ort bekommen hatte. Das war das Ende ihrer Beziehung gewesen, und Sofi hatte es erleichtert hingenommen.
    »Ich bin nicht unglücklich über diese Schwangerschaft«, fauchte Lena, die sich über die Bemerkung ihrer Schwester ärgerte. »Ich liebe Sam, und über kurz oder lang hätten wir ohnehin geheiratet und Kinder bekommen.«
    »Aber so wirst du wohl nie ein Filmstar«, sagte Natalja.
    »Ach, und was ist mit dir?«, schoss Lena zurück. »Du hast es ja schon weit gebracht mit deiner Kaugummiwerbung.«
    Fasziniert verfolgte Sofi den Schlagabtausch.
    »Zerbrecht euch meinetwegen nicht den Kopf.« Lena richtete sich auf und streichelte ihren Bauch. »Im Grunde habe ich jetzt, was ich wollte. Ich habe meine große Liebe gefunden. In Hollywood hätte ich Sam niemals kennengelernt.«
    »Und ich wäre in einem Frauengefängnis gelandet«, scherzte Natalja. »Ob sich Roy Creedy ein neues Auto zugelegt

Weitere Kostenlose Bücher