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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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Kindern, benahm er sich eindeutig nicht. Sie spähte nach vorn zu Lena, die den Zwillingskinderwagen vor sich herschob. Anna und Matthew, inzwischen zweieinhalb Jahre alt, waren dick eingepackt und blickten starr geradeaus, wie gelähmt von der Kälte und zahlreichen Schichten Kleidung. Auch Nikita war für ihren ausgedehnten Spaziergang auf den Klippen warm angezogen und schlief in seinem Wagen.
    Natalja redete gerade von einem Jungen in der Schule, in den sie alle drei verliebt gewesen waren, als ein seltsames Zirpen ertönte. Sie blieben wie angewurzelt stehen. Nur Sam, der die Kopfhörer auf hatte, ging unbeirrt weiter.
    Lena sah sich um. »Was war das? Ein Vogel oder ein Käfer?«
    »Es kommt aus deiner Handtasche, Natalja«, sagte Sofi.
    »Oh!«, rief diese. »Das wird mein Handy sein.« Sie kramte das Telefon aus ihrer Tasche und drückte einen Knopf. »Hallo? Oh, hi, Schatz … Was? … Ich höre nichts … Warte, vielleicht ist der Empfang da drüben besser.« Sie verließ den Pfad in Richtung Straße.
    »Ein Weihnachtsgeschenk von Rupert«, erklärte Lena. »Ein Suchgerät, damit er immer weiß, wo sie steckt.«
    Sofi lachte. Dann zeigte sie auf eine Bank. »Wollen wir uns etwas ausruhen?«
    »Gute Idee.«
    Sie parkten ihre Kinderwagen und setzten sich.
    »Er ist aufgewacht.«

    Sofi spähte in den Wagen. Nikita gähnte und streckte sich.
    »Weint er eigentlich nie?«
    »Doch, schon, aber meistens ist er sehr zufrieden.«
    Lena beugte sich über ihn und kitzelte ihn durch die Decken hindurch am Bauch. »Kaum zu glauben, dass Anna und Matthew einmal so winzig waren.«
    »Sie waren sogar noch kleiner; vor allem Matthew.«
    »Er ist ziemlich ernst, nicht?«
    »Wie sein Vater.«
    »Lässt sich partout kein Lächeln entlocken.«
    »Er lächelt noch nicht.«
    »Du meinst, er lächelt überhaupt nie?«, fragte Lena verblüfft.
    Sofi schüttelte den Kopf. »Nein, warum?« Ein leichtes Unbehagen stieg in ihr auf.
    »Normalerweise fangen Babys mit fünf bis sechs Wochen an zu lächeln. Matthew war mit zehn Wochen spät dran. Wie alt ist Nikita jetzt?«
    »Fast vier Monate.« Sofi betrachtete ihr Söhnchen, ihren ganzen Stolz, und sogleich verpuffte jede Angst. Er war perfekt. »Nun, jedes Baby ist anders. Nikita ist eben ein ernstes Kind; das hat er zweifellos von Julien geerbt.«
    »Natürlich. Du kennst dein Baby ja doch am besten«, versicherte ihr Lena rasch.
    Natalja kam zurück. »Es hat sich ausgeschaltet. Nutzloser Plunder.«
    Lena erhob sich. »Kommt, wir versuchen, Sam einzuholen.«
    Sofi folgte den beiden. Sie fand es grausam von Lena, sie derart zu beunruhigen. Vielleicht war ihre Cousine neidisch, weil Nikita ein so friedliches Kind war, während
Lena mit den Zwillingen, als sie in seinem Alter gewesen waren, alle Hände voll zu tun gehabt hatte. Sie betrachtete ihren Sohn, der mit dunklen, glänzenden Augen zu ihr aufsah. Er würde lächeln, sobald er bereit war, und wenn es so weit war, würde es ein atemberaubender Moment sein, da war Sofi sicher.
     
    Natalja war so müde, dass sie kaum die Augen offen halten konnte. Ihre Lider fühlten sich bleischwer an. Sie döste in Ruperts Jaguar vor sich hin, während draußen die Landschaft vorüberflog. Weite, von der Sonne beschienene Äcker. Dann war es plötzlich Nacht. Sie hatte vergessen, wohin sie fuhren. Wenn Rupert doch nur endlich anhalten und ihr ein weiches Bett besorgen würde …
    »Bleib stehen«, wollte sie sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie drehte sich zu Rupert um - und blickte in das grinsende Gesicht von Roy Creedy …
     
    Natalja schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Es war bereits Tag, mattes Licht drang durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Sie war noch im Hotel in Briggsby, und sie hatte verschlafen. Gleich würden Lena und Sofi zum Frühstück vorbeikommen, und danach würde Rupert sie abholen und Sofi nach Frankreich zurückkehren.
    Sie sprang aus dem Bett und duschte, um den Nachhall ihres unheimlichen Traumes loszuwerden. Danach fühlte sie sich etwas besser. Trotzdem haftete dem Tag schon jetzt etwas Tristes an. Sie konnte sich bloß noch die Haare bürsten, dann klopfte es auch schon an der Tür.
    »Guten Morgen!«, rief sie und öffnete. »Entschuldigt, ich habe verschlafen. Ich muss erst packen.«

    »Aber das Frühstück ist bestellt?«, fragte Sofi, die ihren Kleinen in einem Tuch vor der Brust trug.
    »Ja, auf acht Uhr. Das habe ich gestern Abend noch erledigt.

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