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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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die Empfangsdame zu Lena. »Ihre Schwester ist berühmt!«
    Lena lächelte schmal. »Die Reservierung läuft auf Tschernowa.«
    »Stört es dich, dass es nur vier Sterne hat?«, fragte sie Natalja gleich darauf, während diese Unmengen von Kleidern in den Schrank hängte und in der Kommode verstaute.
    »Quatsch.«
    »Ich denke gerade an unsere Wohnung in Sankt Petersburg, in der die Vorhänge am Saum schon ganz zerschlissen waren.«
    »Warst du je bei Tolja? Seine Wohnung war mit Zeitungen tapeziert. Ich vermisse diese Zeiten nicht im Geringsten.«
    Lena hätte ihr gern gesagt, dass sich für sie nicht allzu viel geändert hatte. Eben war die Miete für das Haus angehoben worden; auch ihr Anteil hatte sich um zehn Pfund pro Woche erhöht. Dazu kamen die Benzinkosten für Sams ständige Fahrten ins Studio nach Whitby, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Reifen schon ganz abgefahren waren. Die ganze Woche hatte Lena sich seelisch darauf vorbereitet, Natalja um Hilfe zu bitten, doch nun lähmte ihr die Verlegenheit die Zunge.
    »Wann kommt Sofi an?«
    Lena war erleichtert und enttäuscht zugleich über den Themenwechsel. »Am frühen Abend. Sie wird erledigt sein.«
    Natalja ließ sich auf das Bett fallen. Zur Abwechslung sah sie nicht aus wie ein Fernsehstar, sondern wie das kleine
russische Mädchen, mit dem Lena aufgewachsen war. Sie schwenkte ihr Handy. »Kein Empfang. Rupert wird ausflippen. Ich rufe ihn vom Festnetz aus an.«
    Lena gesellte sich zu ihr, den Ellbogen aufgestützt. »Er ist doch noch lange nicht in London. Ruf ihn später an, und zerbrich dir deswegen nicht den Kopf. Es ist nicht deine Schuld.« Sie sah zu ihrer Schwester hoch. »Du hast doch wohl keine Angst vor ihm, oder?«
    »Natürlich nicht.« Natalja lachte. »Er ist schließlich mein Verlobter!« Sie schwenkte die Hand mit dem prächtigen Ring.
    Lena dachte an den winzigen Diamanten an ihrer linken Hand, für den sie Grandad noch immer das Geld schuldeten. Sie nahm all ihren Mut zusammen.
    »Natalja«, sagte sie verlegen. »Es ist mir unheimlich peinlich, und du kannst gern nein sagen, aber …«
    Natalja hob die Augenbrauen. »Was ist los?«
    Lena richtete sich auf. »Sam und ich sind bis über beide Ohren verschuldet, und wir brauchen neue Autoreifen, und … Entschuldige, ich komme mir schrecklich dumm vor, ehrlich.«
    Natalja setzte sich ebenfalls auf und ergriff ihre Hand. »Brauchst du etwas? Geld?«
    Lena brachte kein Wort heraus. Tränen der Scham rannen ihr über die Wangen. Sie nickte.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Natalja angelte bereits ihre Handtasche vom Sofa. »Ich stelle dir einen Scheck aus. Wie viel brauchst du? Nur das Geld für die Reifen? Wie hoch sind eure Schulden?«
    »Dreieinhalbtausend Pfund«, gestand Lena.
    »Das ist doch gar nichts.« Natalja kritzelte etwas in ihr Scheckbuch.

    Lena biss sich auf die Zunge. Für dich vielleicht , hätte sie gern gesagt. Mit einer schwungvollen Bewegung riss Natalja den Scheck aus dem Heft. Fünftausend Pfund. Lena kam es so vor, als würde plötzlich die Sonne durch die Wolkendecke lachen. Mit hochrotem Kopf und Tränen in den Augen umarmte sie ihre Schwester.
    »Danke. Danke«, murmelte sie.
    »Keine Ursache. Geht es euch wirklich so schlecht? Hat Sam seine Stelle verloren?«
    »Nein, nein. Wir verdienen bloß beide so wenig, und die Kinder kosten eine Menge, und … das Geld rinnt uns förmlich durch die Finger.« Lena verschwieg, dass Sams Band das schwarze Loch war, das einen Gutteil ihres Einkommens verschluckte.
    Sie steckte den zusammengefalteten Scheck in die Hosentasche und versuchte, die Verlegenheit zu verdrängen, die sie nun garantiert die ganze Woche begleiten würde.

KAPITEL 25
    »Und, gefällt es dir?«, fragte Sam. Jedenfalls nahm Sofi an, dass er sie das gefragt hatte. Es war schwer zu sagen bei dem Krach, der aus den Kopfhörern seines Walkman drang. Sie bereute es bereits, sich nach seiner Band erkundigt zu haben, denn er hatte ihr Interesse dahingehend interpretiert, dass sie unbedingt den ersten Song des Albums hören wollte, das er gerade einspielte.
    Sie nahm die Kopfhörer ab, und sogleich umfing sie wieder das Rauschen der Wellen, die unten gegen die Felsen schlugen.

    »Klingt toll.« Sofi gab Sam seinen Walkman zurück und übernahm im Gegenzug wieder den Kinderwagen. Sie mochte Sam. Mit seinen langen Gliedmaßen und den zerzausten Haaren wirkte er wie ein großer, gutmütiger Hund. Wie ein verheirateter Mann, ein Vater von zwei

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