Über den Missouri
herangewachsene Jungen und Mädchen mußten zu Fuß laufen. Die Flüchtlinge hatten ihre Zelte und ihre Habe mitgenommen. Ohne diese wären Kinder und Alte in Kälte und Schnee verloren gewesen.
Roach fuhr auf. »Ich sehe sie!«
»Ich auch«, bestätigte Red Fox ohne Fernglas.
»Wir müssen sehr schnell handeln, sonst gewinnen sie den Wald!«
Roach wollte sein Pferd wieder in Bewegung setzen. Red Fox fiel ihm in den Zügel. »Ein wenig nachdenken, der junge Herr! Von hier ab haben wir selbst keine Deckung mehr. Habt ihr Tokei-ihto zufällig schon mal schießen sehen? Die Bande hat wieder ein paar Flinten und Büchsen!«
Louis, der Canadier, schnitt eine Grimasse. »Was hab ich gesagt?!«
Roach sprühte Gift. »Da vorne sind sie! Los, ihr Feiglinge und Säufer, die ihr euch alte Grenzer schimpft!«
»Halt!« flüsterte Schonka hastig. »Ich habe einen weißen Wolf gesehen …«
»Weiße Mäuse wahrscheinlich, du versoffener Flegel!«
Roach suchte noch einmal mit dem Fernglas, dann jagte er seine Dragoner und die Rauhreiter vorwärts. Red Fox, Schonka und Louis gehorchten allerdings nicht, sondern blieben in Deckung bei einem Felsen. Pitt, Philipe und Eddy Tatokano aber folgten dem Beispiel der Dragoner und der übrigen Reiter.
Genau an der Stelle, an der Schonka einen »weißen Wolf« gesehen zu haben glaubte, lagen Tschapa und Tobias in einer Schneerinne. Sie hatten sich mit weißen Wolfsfellen getarnt. Die Köpfe der Felle deckten ihr schwarzes Haar, die Felle selbst hingen über ihren braunen Rücken. Die Krieger trugen beide nur Leggings und Mokassins, da die Lederröcke für den Kampf zu schwer und zu steif waren. Die Patronengürtel liefen um Schulter und Brust. Tschapa hatte eine Büchse aus der Beute zur Hand. Beide schmiegten sich so in die Schneerinne, daß von weitem nur das weiße Fell zu sehen war.
Tschapa Kraushaar visierte und schoß beide Läufe ab. Er lud rasch und schoß zum zweitenmal.
»Genug«, sagte Tobias leise, »du hast vier getroffen. Auch Pitt mit der kurzen Nase ist tot.«
Die grauen Wolken warfen erneut ihre Schneelasten ab. Sturm setzte ein und wirbelte den lockeren Schnee auf.
Roach wollte sich mit den ihm verbliebenen Männern schleunigst zu Red Fox in Deckung zurückziehen. Er jagte seinen Rappen zu den Felsen. Das dunkle Pferd war weithin sichtbar und ein ausgezeichnetes Ziel. Wenn den Capt’n keine Kugel traf, so verdankte er das nur seiner Uniform. Tschapa und Tobias hatten von ihrem Häuptling Befehl, keinen Uniformierten zu töten, wenn es sich irgend vermeiden ließ.
Nicht alle waren Roach mit gleicher Schnelligkeit gefolgt. Die Waffen der Gefallenen lockten als Beute. Ein Rauhreiter sammelte noch hastig die Flinten ein.
Als er sich aufrichtete, um den anderen nachzueilen, war es schon zu spät. Hinter ihm stand ein Indianer im weißen Wolfsfell. Sein Gesicht war ausgezehrt, die Augen glühten. Sein Dolch war schnell. Der Mann sank um, und die Flinten fielen wieder zu Boden. Tokei-ihto sammelte sie auf; von den Schneewirbeln gegen Sicht gedeckt, eilte er mit der Beute zu Tschapa und Tobias und übergab die Waffen diesen beiden.
Roach hatte sich mit dem Rest der Verfolger bei Red Fox eingefunden. Man fand wieder Schutz hinter den Felsen.
»Was jetzt?« fragte Roach.
»Ach, auf einmal werd ich gefragt!«
In Red Fox brodelte wieder einmal der Zorn. Auch Roach wollte aufbrausen.
Da zwang sich Red Fox zum Gleichmut. »Es wird ernst. Große Aktion, schlage ich vor. Zurück … und vom Missouri her umgehen und einkreisen. Wir werden uns Verstärkung sichern! Und … verdammt …« Er fuhr herum.
»Was ist?« Roach war nach den Verlusten, die seine Leute erlitten hatten, äußerst nervös.
Red Fox war vom Pferd geglitten und spähte sehr vorsichtig im Felsengelände umher. »Da muß schon wieder einer gewesen sein, einer von diesen …« Er brach ab und schwang sich auf.
»Du hast mehr Glück als Verstand gehabt«, rief Louis dem jungen Philipe zu, während alle dem Beispiel des Red Fox folgten und aufsaßen.
»Immer besser als umgekehrt«, meinte der Bursche. Aber Louis sah, daß er noch blaß war.
Während Tokei-ihto und seine beide Krieger Tschapa und Tobias als Nachhut gekämpft hatten, war der Wanderzug der Bärenbande zu den Wäldern der Black Hills gelangt.
Der Schneefall ließ allmählich nach, und der Wind legte sich. Nebel hatten sich gebildet und verhinderten die Ausschau. Aber es wurde wieder hell und heller in dem wallenden
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