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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ziemlich sicher schwer bereuen.«
    Henders’ Gesichtsausdruck war ausgesprochen eisig:
    »Du hast gesagt, du hast drei Gründe. Bisher haben wir nur zwei gehört.«
    Lawler fuhr fort: »Drittens ist da die Sache, über die Onyos neulich gesprochen hat. Selbst wenn ihr das Schiff in eure Gewalt bringen könnt, wie wollt ihr sicherstellen, daß es uns ins Mare Nostrum zurückbringt? Denkt doch mal realistisch drüber nach! Es geht kein Wind. Unsere Proviant- und Wasservorräte gehen rascher zu Ende, als ich mir auch nur klarmachen möchte. Und wenn wir nicht irgendwie einen Westwind finden, dann bleibt uns doch zu diesem Zeitpunkt als einzige Hoffnung nur, daß wir eben mehr oder weniger in Richtung auf dieses Feste Land über den Wassern zusegeln, als unserer einzigen Chance, uns dort eventuell frisch zu verproviantieren.«
    Henders warf dem Kartographen einen fragenden Blick zu. »Denkst du noch immer so, Onyos?«
    »Wir stecken ziemlich tief drin, ja. Und in der letzten Zeit haben wir auch meistens Flaute. Also schätze ich, daß uns wirklich kaum viel andere Chancen bleiben, ehrlich, als den jetzigen Kurs fortzusetzen.«
    »Deine ehrliche Meinung?« fragte Henders.
    »Ja, ich glaub schon«, sagte Felk.
    »Wir sollen also weiter den Befehlen eines wahnsinnigen Führers folgen, der uns an ein Ziel treibt, von dem wir nichts wissen? Einem Ort, an dem so unendliche Gefahren auf uns lauern, daß wir sie uns gar nicht vorstellen können?«
    »Die Idee gefällt mir ebensowenig wie dir. Aber wie unser Doc hier gesagt hat, wir müssen realistisch sein. Allerdings - sollte der Wind drehen...«
    »Schön, Onyos. Oder wenn Engel vom Himmel herabschweben und uns mit schönem kühlen Wasser vollpissen!« Danach herrschte in dem kleinen stickigen Gelaß ein etwas feindseliges Schweigen. Schließlich blickte Henders auf und sagte: »Also schön, Doc. Damit kommen wir nicht weiter. Und ich möchte auch deine Zeit nicht weiter beanspruchen. Wir haben dich auch bloß zu ‘nem kleinen Schluck unter Freunden hereingebeten, aber ich sehe ja, wie müde du bist. Also, gute Nacht, Doc. Und - schlaf gut!«
    »Und ihr werdet es versuchen, Dann?«
    »Ich seh nicht, daß dich das so oder so was angeht, Doc!«
    »Also schön«, sagte Lawler. »Dann gute Nacht.«
    »Onyos, du bleibst doch noch ‘ne Weile?« fragte Henders.
    »Wenn du gern möchtest, Dann«, antwortete Felk.
    Es hörte sich an, als zögere der Kartograph kaum noch, sich überzeugen zu lassen.
    Ein Haufen Narren, dachte Lawler, als er sich zu seiner Koje begab. Spielen da Meuterei! Er zweifelte sehr daran, daß dabei irgendwas herauskommen werde. Felk und Tharp waren Schwächlinge, und Henders allein konnte nicht mit Delagard fertigwerden. Am Ende würde gar nichts erreicht sein und das Schiff würde weiter Kurs auf das ‚Antlitz’ nehmen. Das erschien ihm als das wahrscheinlichste Ergebnis der ganzen Verschwörungspläne.
    IRGENDWANN IN DER NACHT hörte Lawler Lärm von oben, Rufe, heftiges Stampfen, rennende Füße auf dem Oberdeck. Ein wütender Schrei, gedämpft zwar durch die Planken, aber unverkennbar ein in rasender Wut ausgestoßenes Brüllen, und er begriff, daß er sich geirrt hatte. Sie hatten es trotz allem doch gewagt. Er richtete sich auf und blinzelte. Ohne sich etwas anzuziehen tappte er in den Gang und die Leiter hinauf.
    Es war schon fast Morgen. Der Himmel war schwarzgrau, das Kreuz hing, wie in diesen Breiten inzwischen gewohnt, in seltsam gekippter Position am Firmament. Auf dem Deck spielte sich in der Nähe des Vorschiffluks ein Drama ab. Oder war es eine Farce?
    Zwei zuckende Gestalten jagten sich wild gestikulierend und schreiend um die offenstehende Luke. Nach einer Weile sahen seine schlafverklebten Augen klarer und er erkannte Dann Henders und Nid Delagard. Henders war der Jäger, Delagard der Gejagte.
    Henders hielt eine von Kinversons Gaffeln wie einen Speer umklammert. Und wie er so hinter Delagard rund um das Luk herumlief, stieß er damit immer und immer wieder in die Luft, offenbar in der klaren Absicht, die Waffe dem Reeder in den Rücken zu treiben. Einmal mußte er ihn wenigstens bereits getroffen haben, denn Delagards Hemd war zerfetzt, und Lawler sah in Schulterhöhe eine dünne gezackte Blutspur, die aussah wie ein eingewebter roter Faden im Stoff, und das Rot wurde immer breiter.
    Aber Henders betrieb die Jagd ganz allein. Dag Tharp stand bei der Reling, glotzäugig und starr wie eine Statue. Onyos Felk ganz in seiner Nähe. In der

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