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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sicher, ob er wach war oder noch träumte, als er auf den Gang trat, die Leiter hinaufstieg, durch das Luk hinaus aufs Deck.
    Es war eine milde mondlose Nacht. Das Kreuz hing schräg am unteren Himmelsrand wie eine Handvoll Juwelen, die jemand weggeworfen hat. Die See war still mit einer kleinen im Licht der Sterne schimmernden Kräuselung. Es ging ein glatter Wind. Die Segel waren gesetzt und prall.
    Gestalten wanderten umher, Schlafwandler, Träumer.
    Lawler kamen sie ebenso unbestimmt vor wie die Erscheinungen aus seinen Träumen. Er begriff, daß er sie kannte, mehr aber auch nicht. In diesem Moment waren sie ohne Namen, ohne Identität. Er sah eine kurze dickleibige Mannsgestalt und einen anderen mit einem knochigen kantigen Körper, und einen ausgemergelten Zwerg mit lappiger Kinnwamme. Doch es war kein Mann, den Lawler suchte... Aber weit hinten am Heck stand eine schlanke große dunkelhaarige Frau. Auf sie strebte er zu. Doch ehe er bei ihr angelangt war, tauchte ein anderer Mann auf, ein hochgewachsener strammer Kerl mit großen funkelnden Augen gleitend aus dem Schatten und ergriff sie am Handgelenk. Und die beiden sanken zusammen aufs Deck nieder.
    Lawler machte kehrt. Es gab schließlich noch andere Frauen auf dem Schiff, und er würde sich eine suchen. Er mußte einfach.
    Das schmerzhafte Pulsen zwischen seinen Beinen war nicht mehr auszuhalten. Er war noch immer von dieser neuen unvertrauten vibrierenden Empfindung wie gepfählt. Sie besaß die kaltbrennende Schärfe und messerstarre Unerbittlichkeit eines Eiszapfens.
    Er stieg über ein Paar hinweg, das sich kopulierend auf dem Deck wälzte: ein grauhaariger älterer Mann mit einem gedrungenen massigen Leib und eine große kompakte Frau mit dunkler Haut und goldenen Haaren. Lawler dachte flüchtig, daß er die beiden einst gekannt habe, doch wie zuvor fielen ihm keine Namen ein. Danach flitzte ein helläugiger kleiner Mann an ihm vorüber, und dann lag da wieder ein engumschlungenes Paar, der Mann gewaltig und muskulös, die Frau geschmeidig, stark, jung.
    »Du!« sagte eine Stimme aus dem Schatten. »Komnt her!«
    Sie lag einladend unter der Brücke und lockte ihn, ein untersetztes breitleibiges Weib mit einem platten Gesicht, orangefarbenem Haar und zahllosen Sommersprossen auf Gesicht und Brüsten. Ihre Haut schimmerte vom Schweiß, und sie atmete heftig. Lawler kniete vor ihr nieder, und sie zog ihn auf sich und umklammerte ihn mit den Schenkeln.
    »Gib’s mir! Gib’s mir!«
    Er glitt mühelos in sie. Sie war warm und weich und glatt. Ihre Arme umfingen ihn, und sie riß ihn heftig zu ihren schweren Brüsten nieder. Sein Becken bewegte sich in zwanghaften Stößen. Es ging alles sehr rasch, wild und wütend vor sich, ein Moment brutaler grunzender, schnaubender Brunst. Kaum hatte Lawler zu stoßen begonnen, spürte er, wie die feuchte Öffnung zu beben begann und sich dann in tiefen gleichmäßigen Spasmen um sein Glied schloß. Er fühlte, wie die Lustimpulse durch ihre Nervenbahnen liefen. Und das war verwirrend, daß er fühlen konnte, was sie empfand. Und gleich danach erfolgte seine stoßweise Entladung als Reaktion, und auch dies konnte er doppelt empfinden, nämlich nicht nur als seine eigenen sensuellen Empfindungen, sondern auch die ihren, als sie sein Sperma in sich aufnahm. Und auch dies war seltsam. Es war kaum zu unterscheiden, wo ihr Bewußtsein aufhörte und wo seines begann.
    Dann rollte er von ihr. Sie griff nach ihm, wollte ihn wieder an sich, in sich ziehen, aber er war schon fort: Ihn verlangte nach einer neuen Partnerin. Der eine kurze Augenblick der Explosion war bei weitem nicht ausreichend gewesen, um seinen zwanghaften Drang zu lindern. Vielleicht konnte nichts ihn stillen. Aber vielleicht konnte er als nächste die große Schlanke finden, oder aber auch diese kräftige junge Feingliedrige, die vor Lebenskraft überzuschäumen schien. Oder sogar jene üppige Dunkelhäutige mit den Goldhaaren. Es spielte keine Rolle, welche. Er war unersättlich, unerschöpflich.
    Da war die Schlanke, und sie war allein. Lawler setzte sich in Bewegung. Zu spät! Der zottige, breitschultrige Mann mit den fleischigen Weiberbrüsten ergriff von ihr Besitz und zog sie mit sich ins Dunkel.
    Nun, dann eben die Dicke...
    Oder die Junge...
    »Lawler?« Eine Männerstimme.
    »Wer ist das?«
    »Quillan. Hier! Hier drüben!«
    Es war dieser hagere kantige Mann an dessen Leib kein Fleisch zu sitzen schien. Er kam auf Lawler zu und griff nach seinem

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