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Ueber die Liebe und den Hass

Ueber die Liebe und den Hass

Titel: Ueber die Liebe und den Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachida Lamrabet
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Monstern heimgesucht, denn ein paar Straßenzüge weiter hatten die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen. Niemand wisse jedoch, für wie lange der Frieden dort noch anhielte, denn auch in diesem Viertel sei angeblich ein Hund auf mysteriöse Weise verschwunden. Die Bewohner hätten Todesangst.
    Aber Petru hatte Monty nicht geglaubt.
    Monty war nicht nur ein Gierhals mit einem Magen wie ein Fass ohne Boden, sondern auch noch ein großer Geschichtenerzähler. Dennoch hielt Petru ihn nicht für einen Lügner. Lügen waren banal, erbärmlich. So war Monty nicht. Monty mochte vielmehr grandiose Geschichten. Monty entwarf eine ganze Welt, eine Geschichte epischen Formats.
    Als Petru ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte er behauptet, er sei der Sohn eines vertriebenen Prinzen und sein Vater habe einen legendären Schatz in der Gegend von Temeswar vergraben. Monty hatte sich vorgenommen, später zurückzukehren, um den Schatz zu suchen.
    Wenn er wollte, durfte Petru ihn als einziger der Jungen begleiten. Aber er sollte ja nicht glauben, er würde die Hälfte der Beute abbekommen. Monty hatte ihm streng seine nicht verhandelbaren Bedingungen unterbreitet: »Höchstens ein Drittel.« Eine Zeitlang hatte sich Petru über diese Aussicht gefreut.
    Zurückgehen. Der Schatz konnte ihm gestohlen bleiben, aber das sagte er Monty nicht.
    Als die erste Woche in dem neuen Dorf vergangen war, begann Petru sich allmählich ernsthafte Sorgen wegen der Bunicâlis zu machen. Jeden Abend hatte er sich nun in dem kalten Badezimmer des Hauses eingeschlossen und auf sie gewartet.
    Aber sie ließen sich nicht blicken, und allmählich gab er die Hoffnung auf. Ihm kam sogar der Gedanke, er habe vielleicht versehentlich etwas falsch gemacht und sie womöglich verärgert. Vielleicht hatten sie das andauernde Hin-und-her-Reisen gründlich satt. Er konnte das gut verstehen. Auch er war das ewige Nomadentum leid.
    Inzwischen hatten sie wieder fließendes Wasser und Elektrizität. Sein Vater lag lang ausgestreckt auf einem der geblümten Sofas, mit den Füßen auf dem Couchtisch mit der Glasplatte, während Petrus Mutter ihm sein Hemd ordentlich bügelte.
    Eines Tages hatte ein junger, blasser Sozialarbeiter alle im Vorgarten des großen Hauses von Monty versammelt. Zuvor hatte der Mann bereits Kontakt mit der öffentlichen Schule des Viertels aufgenommen, die noch freie Plätze hatte. Nun kam er mit einem Kleinbus, um Eltern und Kinder abzuholen und zur Einschreibung zu bringen.
    Monty und Nauni und die anderen Kinder standen zusammen mit ihren Vätern in dem Garten. Sie alle waren im Sonntagsstaat.
    Petru hatte sich den ganzen Morgen vergeblich gegen das Hemd gewehrt, das ihm seine Mutter aufgedrängt hatte. Sie bestand darauf, dass er auch den obersten Knopf schloss.
    »Ma, das ist zu eng, ich kriege kaum Luft.« Er öffnete die beiden oberen Knöpfe, und sie gab ihm einen Klaps auf die Hand. »Zulassen, habe ich gesagt! Du gehst zur Schule und nicht auf den Rummelplatz! Was soll der Schuldirektor denn denken, wenn du dort so unordentlich erscheinst?«
    Und als wäre das nicht genug, hatte sie ihm das Haar auch noch mit Brillantine eingeschmiert und einen perfekten Seitenscheitel gezogen.
    Zum Glück hatten alle Mütter ihre Kinder auf diese Weise herausgeputzt, und noch nicht einmal Monty wagte es, eine spöttische Bemerkung zu machen. Die Kinder sahen einander wie geschlagene Kämpfer an. Nauni brachte bereits beim Einsteigen in den Bus sein Haar wieder in Unordnung.
    Sie waren alle ganz still und erwarteten neugierig die soundsovielte neue Schule. Petru hatte während der Busfahrt an die Lehrerin Nicole aus der Grundschule denken müssen. Heimlich hoffte er, sie sei ihm in diese Schule gefolgt.
    Sie war furchtbar lieb zu ihm gewesen, und sie war schön.
    Er konnte es nicht ertragen, wenn sie ihn anschaute, er konnte es nicht ertragen, wenn sie ihn nicht anschaute.
    Und wenn sie ihn dann ansah, errötete er immer und schaute sofort weg. Auch auf die allereinfachste Frage traute er sich keine Antwort zu geben, aus Angst, ihm würden die passenden Worte fehlen, er würde stottern oder sich versprechen.
    Sie lächelte ihm zu, als wolle sie ihm damit sagen, es sei nicht schlimm und sie verstehe ihn. Als die Eltern entschieden hatten, wieder umzuziehen, wäre er am liebsten zu ihr gerannt und hätte sich an ihr festgeklammert. Warum konnte sie ihn nicht hierbehalten? Sie würde für ihn sorgen, und wenn er dann größer und stärker wäre, dann würde

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