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Ueber die Liebe und den Hass

Ueber die Liebe und den Hass

Titel: Ueber die Liebe und den Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachida Lamrabet
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Gebärde mit einem an die Kehle gesetzten Messer und pufften mich danach kichernd in die Seite.
    Ich beschloss, Rwazna mein Herz auszuschütten, meiner Chat-Freundin. Wie immer erzählte sie mir erst eine ihrer idiotischen Geschichten. Diesmal von einer jungen Frau, die sie nicht selbst kannte und die ein Baby erwartete, das nicht wachsen wollte. Das ganze Viertel war in hellem Aufruhr, angeblich wurde sogar in den Nachrichten darüber berichtet. Die hatte sie natürlich auch nicht gesehen, sondern nur vom Hörensagen davon mitbekommen. Ich ließ sie zunächst diesen ganzen Unsinn erzählen und schilderte ihr dann meine Probleme. Erst brach sie in einen virtuellen Lachanfall aus, dann wurde sie wieder ernst.
    »Meld dich krank.«
    »Dann habe ich es auf ewig mit dem Zeitarbeitsbüro und auch mit der Stadtverwaltung verschissen.«
    »Du betest doch nicht einmal!«
    »Hin und wieder.«
    »Du begehst haram ! Du wirst vielen Familien das Fest verderben!«
    »Was soll ich tun?«
    »Du steckst ganz schön in der Patsche!«
    …
    »Bist du noch da? Mensch, sag doch was!«
    »Psst. Ich denke nach.«
    »Nimm dir Zeit dafür, das ist wichtig.«
    »Shia’t Ali.«
    »Häh?«
    »Die Anhänger Alis.«
    »Die Anhänger Alis, und was sollen die können?«
    »Der kann dich aus dem machakil herausholen, wenn du dich zu ihnen bekennst, Schiismus heißt die Lösung!«
    »Schiismus, wie die Schiiten? Wie Ayatollah Khomeini?«
    »Na gut, Muslims, aber nicht so wie wir. Andere Art des Glaubens, warten auf die Rückkehr von Imam Mahdi und so … Sunniten und Schiiten, jedem seinen Glauben, weißt du. Man darf das nicht miteinander verwechseln.«
    »Und du willst nun, dass ich Schiit werde?«
    »Natürlich nicht wirklich, du musst nur das Gerücht verbreiten. Es gibt keinen Sunniten, der das Opfer von einem Schiiten durchführen lässt.«
    »Das ist doch lächerlich! Muslims sind Muslims! Wir können sogar Fleisch beim jüdischen Metzger kaufen, ist alles halal .«
    »Es stimmt, was ich da sage!«
    »Spiel doch weiter mit deinen Puppen. Was wissen denn Mädchen über den Glauben?«
    »Denk daran, was im Irak passiert, Sunniten gegen Schiiten.«
    »Das sind die Amerikaner.«
    »Versuch es doch einfach, noch heute Abend. Du hast doch wieder ein Treffen mit dem Imam. Erzähl ihm, dass du eigentlich ein Anhänger von Imam Ali bist, dann wirst du schon sehen, was passiert. Und überhaupt, allzu viele Möglichkeiten hast du eh nicht, wenn du da mit heiler Haut herauskommen willst.«
    Mir blieb tatsächlich keine andere Wahl.
    Nun stellte sich nur noch die Frage, wie ich das Gerücht möglichst schnell verbreiten konnte und ob es auch den erhofften Effekt hatte.
    »Algerier sind doch keine Schiiten!«
    »Eine kleine Minderheit schon«, antwortete ich unbeirrbar.
    Der Imam machte ein nachdenkliches Gesicht. Die anderen Anwesenden sahen mich ungläubig an.
    Einer meinte gewichtig: »Egal, wie interessant deine Darlegungen über Hassan und Hussein und die Verbindung zwischen dem Martyrium und dem Opferfest auch sein mögen, ich glaube dennoch nicht, dass das etwas für unsere Jugend ist.«
    Der Zeitpunkt war gekommen, in die Offensive zu gehen.
    »Nun, da ich während des Idd opfern muss, bin ich der Meinung, dass ich ihnen auch die schiitische Haltung bezüglich des Martyriums darlegen muss.«
    Der Junge, den ich noch immer nicht einzuordnen wusste, fragte mich, ob die Stadt über meinen Schiismus »informiert« sei.
    Ich antwortete ihm, dass das keine Rolle spiele, Muslims seien Muslims.
    Am nächsten Tag erhielt ich mittags einen Anruf von Karin.
    »Rachid, ich befürchte, ich habe keine guten Nachrichten für dich.«
    Es war nicht schwierig, so zu tun, als würde die Welt für mich untergehen.
    Schnell sagte sie mir, ich würde die drei Tage bezahlt bekommen und sie würde mich beim nächsten freien Job vorziehen. Sie beteuerte, sehr bald wieder etwas von sich hören zu lassen.
    Erleichtert atmete ich auf. Die Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn kaum hatte ich den Telefonhörer aufgelegt, da klingelte es auch schon an der Tür.
    »Rachid El Moktari?«
    »Der bin ich, ja.«
    Wie im Film klappte einer der Männer seine Brieftasche auf, um sich auszuweisen.
    »Polizei.«
    Der andere sagte: »Sie müssen mit uns aufs Revier, um uns ein paar Fragen zu beantworten.«
    »Worüber?« Ich versuchte möglichst unschuldig zu klingen.
    »Das hören Sie dann dort. Haben Sie alles dabei?«
    Ich durfte noch schnell mein Handy und meine

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