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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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Chico. »Paßt auf, daß sie
dir nicht auch noch die Mistforke klauen.«
    Max nahm den
Gitarrenkoffer aus dem Sessel. »Testen wir die
Zeck.«
    Als sie über den
Hof gingen, fragte Chico: »Was ist eigentlich mit deiner
Hand?«
    »Die
Kühlschranktür«, sagte Max.

14
    Diesmal saßen
sie zu dritt vorn. Curd hinter dem Lenkrad, Max in der Mitte, Chico
rechts. Alle drei mit Sonnenbrillen, denn die untergehende Sonne
schickte ihre letzten Strahlen fast waagerecht über das
Vorgebirge und die Kölner Bucht. Keiner sagte einen Ton. Erst
kurz vor dem Leverkusener Kreuz machte Chico den Mund
auf.
    »Hippenscheiße«,
sagte er. »Zeck! Klingt, wie sie
heißt.«
    »Wie 'n
Kofferradio«, sagte Curd.
    »Aber
bestenfalls Schaub-Lorenz, Baujahr '65«, sagte
Max.
    Curd zog angewidert
einen Mundwinkel hoch. »Und stinkt.«
    »Nach
Aschgereits Ziegenstall«, sagte Max.
    »Urrgh!«
machte Chico und kurbelte das Fenster runter.
    Max zog den Van Nelle
aus der Jacke.
    »Dreh mir eine
mit«, sagte Curd. »Wo hast du gestern eigentlich
gesteckt? Ich hab ein paar mal bei dir angerufen.«
    »Genau«,
sagte Chico. »Wo warst du?«
    Max zog die
Zungenspitze über die Gummierung. »Ich war in eigener
Sache unterwegs.« Dann folgte eine knappe Zusammenfassung
dessen, was sich am Vortag ereignet hatte.
    »Sherlock
Hellenrath«, kommentierte Curd, setzte den Blinker und zog
den Blitz auf die Abbiegespur zur A3 Richtung
Oberhausen.
    Chico grübelte.
Schließlich sagte er: »In den nächsten drei Wochen
haben wir elf Gigs. Und die Einnahmen brauchen wir so dringend wie
Clapton seine verlorenen Eier. Konzentrier dich auf die Musik, Max.
Laß das alberne Detektivspielen.«
    »Gerne«,
sagte Max. »Und wer beweist dann meine Unschuld? Die Bullen
sammeln doch nur Material, das mich belastet.«
    »Mensch, hier
geht es um Mord, nicht um Ladendiebstahl«, sagte Chico.
»Das ist was für Profis.«
    »Seit wann
stehst du denn auf Bullenarbeit?« fragte Curd quer
rüber.
    »Quatsch«,
antwortete Chico. »Aber ich frage mich, wie Max herausfinden
will, was Tanja von Samstag abend bis Dienstag nachmittag gemacht
hat. Soll er 'n Inserat
aufgeben?«   
    Max drückte seine
Zigarette im Aschenbecher aus. »Ich glaube, der springende
Punkt sind die zweitausend Mark und der Schmuck. Wenn ich nur
wüßte, woher die stammen.«
    »Wenn, wenn,
wenn«, äffte Chico.
    Sie verließen
die Autobahn in Opladen und kamen über die Bonner Straße
auf die B8.
    Chico zeigte aus dem
Fenster. »Da ist 'n McDonald's. Fahr mal ran, ich hab
Kohldampf.«
    »Erst wird
gearbeitet«, sagte Max. »Mit leerem Bauch trommelst du
sowieso besser.«
    Curd lenkte den Blitz
von der Kölner in die Wilhelmstraße und stoppte nach
fünf Metern.
    »Geh mal rein
und frag, wo der reservierte Parkplatz ist«, sagte er.
»Ich seh hier nichts.«
    Chico öffnete die
Tür, aber bevor er aussteigen konnte, stand Arno neben dem
Wagen.
    »Hallo,
Leute«, rief er.
    »Hallo,
Arno«, sagte Chico. »Ist die Bude schon
voll?«
    Arno verzog den Mund.
»Eher mau.«
    »Jetzt geh
endlich rein und frag, wo ich die Karre abstellen kann«,
sagte Curd. »Ich kann hier nicht ewig
stehenbleiben.«
    Chico turnte aus dem
Blitz und verschwand hinter der hellblauen Fassade des Kölner
Hofs.
    Keine zwei Minuten
später war er wieder da und lehnte sich schwer gegen die
offene Tür. In seinen Zügen spiegelte sich eine Mischung
aus Fassungslosigkeit und Wut.
    »Der Gig ist
abgesagt«, sagte er.
    Max nahm die
Sonnenbrille ab. »Was redest du da?«
    »Abgesagt«, sagte
Chico. »Wegen der Sache mit Tanja.«
    »Unfaßbar«,
sagte Arno. »Da sollte man doch … «
    Max stieg aus.
»Ich red mal selbst mit Herbert.«
    Chico hielt ihn am Arm
zurück. »Max, geh da jetzt nicht rein. Es ist
schließlich auch wegen dir.«
    Max machte sich los.
»Deswegen will ich ja rein.«
    Herbert, der Wirt,
hatte einen schwarzen Mecki, einen borstigen schwarzen Schnauzer
und war gebaut wie eine Litfaßsäule. Das Hawaiihemd, in
dem er steckte, hätte auch als Familienzelt getaugt. In
Seelenruhe zapfte er zwei Pils.
    »Tag,
Herbert«, sagte Max und lehnte sich an die Theke.
    »Hallo,
Max«, sagte Herbert. »Sorry wegen der
Absage.«
    »Warum? Sag mir
bloß, warum?«
    Herbert war die
Situation sichtlich unangenehm. Er wich Max' Blick aus und
versuchte, auf den Boden zu blicken. Aber das ging nicht, wegen
seiner Wampe. Also zupfte er sich ersatzweise am
Ohrläppchen.
    »Ich hab doch
keine andere Wahl, Max«, sagte er. »Nach dem, was in
der Zeitung

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