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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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stand.«
    »Wieso? So lange
ich nicht verurteilt bin, bin ich unschuldig.«
    »Sicher, Max.
Wenn's nur nach mir ginge, könntet ihr spielen. Gar keine
Frage. Aber da gibt's Zwänge, weißt
du.«
    »Herbert, wir
brauchen das Geld«, sagte Max eindringlich.
    Herbert wand sich, so
gut es sein Umfang zuließ. »Ich hab knallharte Auflagen
von der Stadt. Denen waren wir schon immer ein Dorn im
Bürokratenarsch. Die warten doch nur darauf, mir was
anhängen zu können. Und dann ist meine Konzession
futsch.« Er beugte sich über die Theke, wofür er
zuerst sorgsam seinen Bauch auf den Ablauf hievte. »Es gibt
Gerüchte, daß irgendwelche Idioten deine Geschichte zum
Anlaß nehmen wollen, hier Randale zu machen. Du weißt
doch, solchen Typen ist alles recht. Und 'ne anständige
Security hab ich so kurzfristig nicht mehr auf die Reihe gekriegt.
Tut mir wirklich leid, Max. Aber das riskier ich
nicht.«
    »Wenn alle so
denken, sind wir erledigt.«
    »Ich hoffe, der
Fall klärt sich schnell auf. Dann holen wir den Gig
nach.« Das klang so zuversichtlich, als beschwöre er
seinen Glauben an den Osterhasen. »Nichts für ungut,
Max.«
    Max sagte nichts,
starrte Herbert nur an. Dann schluckte er alles runter, was ihm auf
der Zunge lag, klemmte sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase
und ging.
    Am Ausgang stieß
er mit einer jungen Frau zusammen, die ein kurzes weißes
Kleid mit dunkelblauen Punkten
trug.      
    »Entschuldigung«,
murmelte Max.
    »Von mir aus
öfter«, sagte sie.
    Max blieb stehen. Die
Frau lächelte. Hochgesteckte Haare, Sonnenbrille in
Schmetterlingsform, das Kleid und weiße Pumps. Max
schnupperte.
    »Gianni
Versace«, sagte er.
    »Ein feines
Naschen«, sagte sie.
    »Der Flacon
stand neben der Lufthansa-Zahnbürste. Kannst du Spaghetti
kochen?«
    »Wenn du sie
à la Margit magst. Aber was ist mit eurem
Auftritt?«
    »Das erzähl
ich dir unterwegs.«
    *
    Margit und Max fuhren
mit der Ente vorneweg, Curd und Chico folgten im Blitz. An der
ersten ernsthaften Steigung verschwand der Blitz aus dem
Rückspiegel. Arno hatte sich bereits in Opladen
verabschiedet.
    »Langsam machst
du Hiob Konkurrenz.« Das war Margits Resümee, nachdem
Max ihr erzählt hatte, was vorgefallen war.
    Max blickte zur Seite.
Durch das offene Verdeck spielte der Fahrtwind mit einigen
Strähnen, die sich aus Margits Frisur gelöst hatten. Ein
schöner Anblick.
    Nachdem Max ihn eine
Weile genossen hatte, sagte er: »Das Schlimme ist, daß
ich Herbert sogar verstehen kann.«
    Margit seufzte.
»Hoffentlich reicht dein Verständnis auch für das,
was noch kommt. Wann steht euer nächster Auftritt
an?«
    »Montag. Open
Air in Schloß Burg. Aber den Gig veranstalten wir selbst.
Also findet er statt.«
    »Keine
Sicherheitsbedenken wie Herbert?«
    »Mich jetzt zu
verkriechen, käme mir wie ein Schuldeingeständnis
vor.«
    Die Ente tuckerte
durch Arnzhäuschen.
    »Du mußt
mir aber sagen, wo ich abbiegen muß«, sagte Margit.
»Bei Tag sah das alles anders aus.«
    »Da oben, auf
der Kuppe.«
    Langsam tasteten sich
die Scheinwerfer der Ente die Straße nach Höhe entlang
und beleuchteten Obstbäume und schiefe Zäune. Strichen
jetzt über die Stichstraße. Noch zwanzig Meter bis zum
Gehöft. Kein Licht im Haus. Nicht einmal die Funzel neben der
Haustür war eingeschaltet.
    Max legte seine Hand
auf Margits Unterarm.
    Sie verstand, bremste
und stellte den Motor ab. Die Scheinwerfer erloschen.
    Die schwarzen
Gebäude warfen schwarze Schatten. Kein Laut von
Bessie.
    »Du bleibst
hier«, flüsterte Max. »Ich seh erst mal nach, ob
alles in Ordnung ist.«
    »Du solltest
besser auf deine Freunde warten.«
    »Bis die hier
sind, ist Weihnachten.«
    Max stieg aus, lehnte
die Beifahrertür nur an und huschte geduckt bis zur Scheune.
Er preßte sich an die Wand und wartete. Das Holz war noch
warm von der Abendsonne. Als sich seine Augen an die Dunkelheit
gewöhnt hatten, spähte er um die Ecke.
    Der Hof. Leer. Kein
Fahrzeug außer dem Skoda. Aber das mußte ja nichts
heißen.
    Gebückt und
lautlos überquerte Max den Hof. Er drückte sich an die
Hauswand und schob sich unter dem Wohnzimmerfenster hindurch.
Schlich bis zur Haustür.
    Die Tür stand
spaltweit offen.
    Max verspürte ein
Kribbeln im Genick, das sich langsam zwischen seine
Schulterblätter abseilte. Sein Mund war trocken wie die
Sahara.
    Jenseits der Tür
lehnte der Besen an der Hauswand, mit dem Wolle den Hof fegte. Der
Stiel war um zwanzig Zentimeter abgesägt, damit der Besen
nicht länger

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