Ueber die Wupper
war als sein Benutzer.
Mit einem Satz war Max
an der Tür vorbei und schnappte sich den Besen. Dann schob er
mit dem Stiel die Tür auf. Die Tür knarrte, aber das war
normal.
Ein schneller Blick in
den Flur. Finster wie Heiligabend in Alaska. Max lauschte - und
erstarrte. Ein Geräusch drang aus der Küche. Als sei ein
Stuhl gerückt worden. Es war doch jemand da.
Okay, sagte Max sich,
diesmal gibt's die Jacke voll.
Vorsichtig schob er
sich in den Flur, immer dicht an der Wand. Den Besen hielt er mit
beiden Händen wie eine Keule gepackt, bereit
zuzuschlagen.
Die
Küchentür stand weit offen. Nur verschwommene Konturen.
Der Tisch, ein Stuhl. Der mannshohe Kühlschrank
brummte.
Max tastete mit der
lädierten Hand um die Ecke nach dem Lichtschalter. Er drehte
ihn, und Licht flammte auf.
Aber nicht die
Deckenleuchte, sondern eine Taschenlampe. Der Strahl traf Max
mitten ins Gesicht.
In der gleichen
Sekunde schwirrte etwas durch die Luft und bohrte sich unmittelbar
neben Max' Kopf in den Türrahmen. Dazu rief eine vertraute
Stimme: »Dunnerkiel, daneben.«
»Wolle, du
raderdoller Schrat«, schrie Max. »Ich bin's. Willst du
mich umbringen?«
»Ach, du bist
es. Hab gedacht, du wärst jemand anderes.« Max zog den
Pfeil aus dem Rahmen. »Wen hast du erwartet? Den Geist von
Sid Vicious?«
Wolle stützte
sich auf den Bogen und polkte an seiner Nase. »Ne, hab
gedacht, der fiese Knochenbrecher wär noch mal gekommen und
… «
Erst jetzt realisierte
Max, daß die Taschenlampe von einer zweiten Person gehalten
wurde. Am Rand des Lichtkreises tauchte ihr Gesicht auf.
Verängstigt und mit großen dunklen Augen.
Sonja.
15
Die Spaghetti à
la Margit scheiterten daran, daß es im Haus weder Tomaten noch
Knoblauch noch Basilikum noch Olivenöl gab. Ganz abgesehen
davon, daß keine Spaghetti da waren. So wurde Wolle, der wegen
des Anschlags auf Max was gut zu machen hatte, dazu verdonnert,
seine berühmten Döuwels Pillekuchen zu machen.
Während Curd und
Chico, die endlich eingetroffen waren, noch einmal loszogen, um an
der Tankstelle Bier zu kaufen, schälten Margit und Max
Zwiebeln und Kartoffeln. Sonja durfte die Kartoffeln
anschließend raspeln, und ein mehlbestäubter Wolle gab
dem angerührten Teig den letzten geheimen Pfiff. Ein
Geheimnis, das Max in dem kleinen Flachmann vermutete, aus dem der
Schrat sich von Zeit zu Zeit stärkte. Selbstgebrannter
Wacholder.
Butter, frisches
Schwarzbrot und ein Tiegel selbstgemachtes Rübenkraut standen
bereit, als die ersten dampfenden Pillekuchen auf den Tisch kamen.
Sie aßen schweigend und mit Genuß.
»Teuflisch
gut.« Max ließ sich ächzend gegen die Stuhllehne
fallen. »Wolle, du kriegst
Bewährung.«
Wolle blinzelte ihn
verschmitzt an. »Hab noch 'ne Überraschung.« Er ging
zum Brotkasten und präsentierte der Runde stolz ein
großes, rundes, in Alupapier eingewickeltes Paket.
»Rodonkuchen. Von meiner Mutter. Das Beste, was man zwischen
zwei Schwarzbrotscheiben klemmen kann.«
Jetzt wurde er sogar
begnadigt.
Wolle besorgte den
Abwasch. Curd und Chico zogen sich mit einer halben Flasche
Tillmanns und dem restlichen Kasten Früh ins Wohnzimmer
zurück und ließen die Kronkorken fliegen. Sonja, Margit
und Max saßen in dem kleinen Raum, der je nach Bedarf als
Arbeitszimmer, Gästezimmer oder Abstellkammer
diente.
»Wie bist du
hergekommen?« fragte Max.
»Getrampt.«
Sonja nippte an ihrer Cola. »Für den Bus hatte ich kein
Geld.«
»Ist dir noch was
eingefallen? Etwas, das Tanja betrifft?«
Sonja biß sich
auf die Unterlippe. »Ich wußte nur nicht, wohin sonst.
Tut mir leid, wenn ich euch
störe.«
»Unfug«,
sagte Margit. »Du bist also abgehauen?«
Sonja nickte
energisch. »Und ich geh auch nie wieder
zurück.«
»Was ist
passiert?«
Die Tür ging auf,
Bessie kam herein und legte sich neben Sonjas Stuhl. Sonja beugte
sich runter und kraulte den Hund im Genick. Max machte sich im
Sitzen lang und schob die Tür mit der Stiefelspitze wieder
zu.
»Ein Hund
müßte man sein«, sagte Sonja leise.
Margit warf Max einen
Blick zu, der alles mögliche bedeuten konnte. Als er fragend
die Schultern hob, deutete sie mit dem Kopf zur
Tür.
»Ich hol mir noch
ein Bier«, sagte Max und stemmte sich aus dem
Sessel.
Die Küche war
verwaist, und Wolle war verschwunden. Im Wohnzimmer stumpften Curd
und Chico in die Glotze. Schmidteinander. Tonlos. Dafür lief
auf voller Lautstärke eine alte Flamin' Groovies Kassette zum
Mitwippen. Max zog die Stiefel aus,
Weitere Kostenlose Bücher