Ueber die Wupper
Schulter zurück.
»Das reicht.«
Boddental hatte die
Augen geschlossen und röchelte. Max hockte sich neben
ihn.
»Wann hast du
die Fotos von Tanja gemacht?« fragte Max.
Ein Hustenanfall
machte die Antwort unverständlich. Max wiederholte seine
Frage.
»Samstag«,
stöhnte Boddental, ohne die Augen zu öffnen. »Sie
kam am Samstag.«
»Wann am
Samstag?«
»Mittags.«
»Weiter.«
»Mit den Dessous
hat sie noch posiert, aber als … als sie sich ausziehen
sollte, hat die frigide Pute
gekniffen.«
»Und
dann?«
»Nichts.«
»Ich warne dich,
du Schmutz!«
»Nein!«
Boddental blinzelte. »Ehrlich. Nichts weiter. Sie ist
gegangen. Ich arbeite nur mit Freiwilligen.«
»Freiwillige,
die du mit Koks gefügig machst!« schrie Max und holte
aus.
»Max!« Das
war Margit. »Bitte!«
Max ließ den Arm
wieder sinken. »Und danach hast du sie nicht mehr
gesehen?«
Boddental erlitt einen
weiteren bösen Hustenanfall. Dann schüttelte er den Kopf.
»Nie wieder. Nur das eine Mal. Das schwöre
ich.«
»Und wo warst du
am letzten Dienstag zwischen acht und zehn Uhr
abends?«
»Was?«
»Du hast mich
verdammt gut verstanden«, sagte Max.
»Also?«
»Wir haben
gezockt«, sagte Boddental noch immer stoßweise.
»Sascha, Schmackes, der lange Unhold und ich. Kannst sie alle
fragen.«
Max stand auf.
»Laß uns gehen. Von dem Typ krieg ich die
Krätze.«
»Und das
Mädchen?« fragte Margit.
»Da steht ein
Telefon«, sagte Max. »Ruf die Bullen
an.«
Das Eintreffen der
Streife warteten sie im Wagen ab. Die Beamten brauchten keine
fünf Minuten, bis sie mit dem in Decken gehüllten
Mädchen wieder herauskamen.
*
Die Rückfahrt
nach Remscheid verlief schweigend. Jeder war mit seinen Gedanken
beschäftigt. Max mit vorwiegend düsteren.
Vor dem Brick House
fehlte die Solex.
Max war fassungslos
und deutete in den nächtlichen Himmel. »Irgendwer da
oben muß es auf mich abgesehen haben.«
»Nun
übertreib mal nicht.« Margit gähnte.
»Genügt dir ein Küchensofa als Schlafplatz? Nicht
sehr bequem, aber besser als eine Parkbank.«
Alles, was Max
zustande brachte, war ein müdes Lächeln. »Wenn die
Küche auch einen Kühlschrank hat, in dem noch ein Bier
steht.«
»Sogar
zwei.«
Max war eingeschlafen,
bevor seine Flasche halbleer war. Margit deckte ihn zu und
löschte das Licht.
13
Samstag, 3.
September
In Ermangelung eines
Kopfkissens hatte Max mit dem Kopf auf dem linken Arm geschlafen.
Der Bizeps hatte nun ein Muster, und der Arm war taub.
Während Max ihn
schlenkerte, um die Durchblutung anzuregen, kam Margit aus dem Bad.
Sie trug einen kurzen Frottee-Bademantel mit Micky-Mouse-Aufdruck
und war barfuß. Erfreut bemerkte Max, daß sie auf den
Ballen lief und nicht plattfüßig auftrat, wie viele
andere Frauen, wenn sie mal ohne Schuhe gingen. Irmgard zum
Beispiel.
»Ich habe dir ja
gesagt, ich bin nicht auf Gäste eingerichtet«, sagte
Margit. »Kaffee und Toast?«
Max stellte seine
Freiübung ein. »Kaffee genügt.«
Während Margit
auf der Arbeitsfläche hantierte, stieg Max in seine
Stiefel.
Margit sagte über
die Schulter: »Wenn uns der Besuch bei diesem
Schmuddelfotografen doch nur weitergebracht
hätte.«
»Hat er
doch«, sagte Max. »Immerhin wissen wir, wo Tanja den
Großteil des Samstags verbracht hat.«
»Aber wo war sie
danach? Ich weiß überhaupt nicht, wie wir das
herausfinden könnten.«
Max freute sich,
daß sie »wir« gesagt hatte. »Das werden wir
schon, keine Sorge.«
Margit seufzte und
klemmte zwei Scheiben Toast in den Röster. »Wenn du dir
die Zähne putzen willst, im Bad liegt eine
Lufthansa-Zahnbürste, die ist noch unbenutzt. Das Handtuch
rechts vom Becken ist für Besuch.«
Als Max fünf
Minuten später mit frischem Atem zurückkehrte, dampfte
auf dem Tisch Kaffee aus zwei Porzellanbechern. Margit saß
auf dem Sofa, kaute gebutterten Toast und blätterte in einer
Frauenzeitschrift.
Max setzte sich und
pustete in seinen Becher. »Wie spät ist es
eigentlich?«
»Halb
elf.«
»Halb elf?
Scheiße!«
Margit blickte auf.
»Wieso?«
»Um elf haben
wir Probe. Heute abend treten wir auf.«
»Wo?«
»Die Probe oder
der Auftritt?«
»Eigentlich der
Auftritt.«
»Kölner Hof
in Opladen. Geprobt wird in meiner Scheune.«
Margit stand auf und
schob den letzten Bissen Toast in den Mund. »Ich fahr dich
nach Hause. In fünf Minuten bin ich fertig.«
Tatsächlich
brauchte sie
fünfzehn.
*
Die Einfahrt zu Max'
Hof war von einem rostigen VW LT Kasten
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