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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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verstellt.
    Margit bremste die
Ente ab und fragte: »Besuch?«
    »Bloß
nicht«, sagte Max.
    »Soll ich als
Verstärkung mitgehen?«
    »Nicht
nötig. Danke für's Chauffieren.« Max kratzte sich
an der Nase, obwohl es da nicht juckte. »Hast du Lust, heute
abend zu kommen?«
    »Kann ich noch
nicht sagen. Um wieviel Uhr geht's denn los?«
    »Um
acht.«
    »Mal
sehen.«
    »Würde mich
freuen. Tschüß. Und nochmal danke.«
    »Nichts zu
danken. Tschüß.«
    Max stieg aus und
tätschelte das Stoffdach der Ente. Margit setzte zurück,
und er quetschte sich an dem Kastenwagen vorbei.
    Außer dem VW
standen auf dem Hof noch der Skoda und der Blitz, schräg davor
lauerte Königs Jaguar. Die Hecktüren des Transporters
standen offen. Die Sachen, die sich auf der Ladefläche
stapelten, waren mit Decken verhängt. Davor saß ein Mann
in einer Latzhose und wischte sich mit dem Handrücken
über die Stirn.
    »Was machen Sie
hier?« fragte Max.
    »Pause«,
sagte der Mann. »Sie haben nicht zufällig 'ne Flasche
Sprudel?«
    Aus dem Haus kam
lautes Gezeter. Die eine Stimme war die von König, die andere
war Chicos. Max ging hinein. Das Gebrüll kam aus dem
Wohnzimmer.
    Ein stämmiger
Mann in blauer Montur stand mitten im Raum, einen von Max'
Gitarrenkoffern in den Händen, und wirkte unschlüssig.
König stand zwei Meter daneben und machte auf einem Zettel ein
Häkchen. Chico war nicht zu sehen, aber dafür um so
besser zu hören.
    »Die Strat
bleibt hier!« brüllte er. »Die ist
Privateigentum.«
    König
schüttelte den Kopf und sagte, ohne von seinem Zettel
aufzusehen: »Irrtum. Noch Schulden drauf. Raus
damit.«
    Der Mann in der blauen
Montur machte einen Schritt, entdeckte Max und blieb wieder
stehen.
    »Was ist?«
fragte König und sah auf.
    »Was gibt's denn
hier für einen Zirkus?« fragte Max.
    Chico tauchte in der
Tür auf. »Max! Gut, daß du da bist. Diese Ratte
läßt alles wegschleppen, was nicht niet- und nagelfest
ist.«
    »Nur mein
Eigentum«, sagte König. »Hallo,
Max!«
    Max' Wangenknochen
traten hervor. »Was soll das, Theo?«
    »Sicherstellung
nennt man so etwas.« Theatralisch wie ein Stummfilmstar hielt
König seine Rolex in Augenhöhe. »Punkt null Uhr ist
unser Vertrag ausgelaufen, und ihr habt fünfzig Mille Schulden
bei mir. Ich stelle lediglich mein Eigentum sicher. Das ist mein
gutes Recht.«
    »Die PA hat er
schon einladen lassen«, sagte Chico und machte dazu ein
Gesicht, als müsse er mit den Wildecker Herzbuben ein
Ständchen singen.
    »Meine
PA«, sagte König mit Nachdruck. »Ihr schuldet mir
allein dafür noch zehntausend.«
    »Spinnst du
jetzt völlig?« fragte Max. »Wir treten heute abend
auf. Sollen wir da auf dem Kamm blasen, oder was?«
    »Arbeiten sollt
ihr«, sagte König. »Müßt ihr sogar.
Sonst könnt ihr eure Schulden nicht zahlen. Deshalb hab ich
euch auch 'ne Ersatz-PA mitgebracht.«
    »Ersatz!«
Chico platzte beinahe. »Den Zeck-Dreck von den Hippen gegen
unsere edle Turbo-Sound.«
    Max starrte vor sich
hin, wirkte auf einmal völlig entrückt. Die drei anderen
starrten ihn an. Keiner rührte sich.
    So lange, bis Max mit
dem Kopf ruckte und sagte: »Okay.«
    »Was?«
Chico faßte ihn am Arm. »Willst du ihn damit etwa
durchkommen lassen?«
    »Ja«,
sagte Max. »Aber die Gitarre bleibt hier.«
    Der Mann in der blauen
Montur, der sich gerade wieder in Bewegung gesetzt hatte, stoppte
erneut.
    »Für die
Strat mußt du noch knapp tausend abstottern«, sagte
König. »Aber dir bleibt ja die
Marshall.« 
    »Du buchst die
Schulden von der Strat auf die PA.« Max sagte das völlig
ruhig, aber es klang so endgültig wie ein BGH-Urteil.
»Falls nicht, hol ich den Hund.«
    Der Mann in der blauen
Montur riß die Augen auf. »Ein Hund? Sie haben mir
nichts von einem Hund gesagt.«
    König winkte ab.
»Blödsinn! Der Köter ist uralt und
lammfromm.«
    »Ne, ne,
ne.« Der Mann in der blauen Montur sah sich panisch um und
legte den Gitarrenkoffer in einen der Sessel. »Mit Hunden
hatte ich schon als Kind Schwierigkeiten.« Mit
durchgedrücktem Kreuz, als schnappe eine Meute vorbestrafter
Pitbulls nach seinem blauen Hintern, schob er sich schleunigst an
Max vorbei.
    Max schaute König
an. Der kritzelte etwas auf seinen Zettel und verstaute ihn in der
Brieftasche. Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er
noch etwas loswerden, dann beließ er es aber bei einem
Kopfschütteln und marschierte durch die Tür.
    Als sie allein waren,
fragte Max: »Wo steckt Curd?«
    »In der
Scheune«, sagte

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