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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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starr.
»Sollen wir etwa schon wieder zur Schur
antreten?«
    »Cool it down,
man, cool it down.« Das Mundstück des Zigarillos
knirschte zwischen Königs Zähnen. »Wir haben nun mal
einen Vertrag. Und solange der läuft, fühle ich mich
einfach verpflichtet, dabei zu sein.«
    Kein Applaus.
Dafür kam eine Selbstgedrehte von der Bank geflogen. Max fing
sie auf, steckte sie zwischen die Lippen und zündete sie
an.
    »Weißt du
was, Theo, vielleicht solltest du ein bißchen mehr Distanz
wahren«, sagte er, nachdem er inhaliert hatte. »Sonst
fällt dir nachher die Trennung zu schwer.«
    »Nun mach mal
halblang, Max«, sagte König. »Wie läuft's mit
dem Verkauf der CD?«
    »Danke.«
    König
räusperte sich. »Ich kenne da ein paar Jungs in
Köln, Freunde von mir. Da könnte ich mal
anklopfen.«
    »Ach?« In
Max' Augen schimmerte es, und mit einem weiteren Zug leerte er die
Dose. »Allzeit bereit, auf einen fahrenden Zug zu
springen.«
    König
überging das, fuhr sich statt dessen mit der rechten Hand
durch die Dauerwelle und sagte: »Warm hier. Wie wär's mit
'nem kühlen Kölsch auf Kosten des Managers? Wäre
auch 'ne gute Gelegenheit, ein wenig über eure Pläne zu
plaudern.«
    Max warf die Kippe in
die Bierdose, stellte sie zur Seite und zog das verschwitzte Hemd
über den Kopf. »In unseren Plänen spielst du keine
Rolle mehr, Theo. Nicht mal eine Nebenrolle.«
    Königs
Lächeln wurde stufenlos matter, als spiele jemand am Dimmer.
»Fein, fein, fein. Kaum habt ihr 'ne CD auf die Reihe gekriegt
und selbst ein paar Buchungen eingefahren, schon habt ihr alles im
Griff, ja? Braucht den alten Theo nicht mehr, was?« Er nahm
das Zigarillo aus dem Mund und wedelte damit herum. »Und was
ist mit den letzten drei Jahren? Schon vergessen? Dabei red ich
nicht von Dankbarkeit, Jungs. Die kann man in dem Geschäft
nicht erwarten. Aber Vertragstreue - die erwarte ich
allerdings.«
    Max stand auf, die
Augen sehr schmal. »Vertragstreue! Was hast denn du in den
letzten drei Jahren für uns getan? Von Klub zu Klub hast du
uns gescheucht. Deine Klubs, vorzugsweise. Wir haben uns den Arsch
abgespielt und immer hattest du deine feisten Finger mit in der
Abendkasse.« Das Hemd flog in eine Ecke. »Seit einem Jahr
erzählst du uns, daß wir nach Belgien fahren und da eine
CD machen. Und dann die große Kohlenpott-Tour. Uns hattest du
sie zugesagt, und mit wem machst du sie dann? Mit Aschgereit und
seinen Hippen.« Max atmete scharf aus. »Wir haben die
Schnauze voll von dir, Theo. Gestrichen voll.«
    Max angelte sich ein
Sweatshirt von der Bank.
    König ließ
grauen Rauch durch die Nase ab. »Max, ich bin Profi. Die
Hippen spielen Mundart-Rock. Das läßt sich zur Zeit
ausgezeichnet verkaufen. Guckt euch doch Brings an oder den von
Goisern. Die füllen Hallen. In ganz Deutschland.« Er sog
fest am Dannemännchen. »Aber ihr seid ja Künstler,
und die Hippen sind Deppen. Wenn's so einfach ist, warum zeigt
ihr's der Welt nicht und spielt endlich mal ein bißchen mehr
Knete ein?«
    Mit vorgestrecktem
Kinn starrte König die drei herausfordernd an. Mehr denn je
sah er aus wie ein Loddel, der fürs Müttergenesungswerk
sammelt.
    »Mundart-Rock.« Max
spuckte das Wort aus. »Burger Brezeln um den Hals und dazu den
alten Kaffeetafelrhythmus.« Seine Stimme war jetzt blanker,
schneidender Hohn. »Und warum waren dann die Säle
halbleer, von Duisburg bis Dortmund, als deine Mundarthippen
losgelegt haben?«
    König setzte an,
kam aber nicht zu Wort.
    »Ich werde es dir
sagen«, fuhr Max fort. »Du hast die Pottveranstalter bei
den Garantiesummen abgezockt. Hast richtig reingebuttert beim
Konzert in der Elberfelder Stadthalle. Freibier und Eintrittspreise
wie für's Kasperletheater der Wohlfahrt.« Zornig riß
er sich das Gummi aus dem Haar und schüttelte wild den Kopf.
»Und da haben die sich gesagt, was für 'ne Nachfrage, und
haben die fetten Garantieforderungen geschluckt. Ich kann mir
lebhaft vorstellen, wie die jetzt reagieren würden, wenn du
denen Bombay Black anbietest.« 
    Max atmete einmal
durch und sagte dann eine ganze Spur ruhiger:
    »Es ist nur gut,
daß der Pott auch für die Hippen gestorben ist. Nur ist
der Aschgereit zu blöd, um das zu kapieren.«
    Für einen Moment
sah es aus, als wolle König darauf eingehen. Dann zog er es
jedoch vor, sich Hände reibend den beiden anderen zuzuwenden.
»Kommt, Leute. Mit mir läßt sich reden, das
wißt ihr doch. Und schließlich sind da noch gewisse
Verbindlichkeiten. Also, wie sieht's

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