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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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zwischen Ruhr und Sieg, von
Arno Klesper«, sagte Max, den Titel mit Daumen und
Zeigefinger wie eine Schlagzeile in die Luft ziehend.
    Arno war zu betrunken,
um die Spitze mitzubekommen.
    »Theo hat auch
seine guten Seiten, kannst du mir glauben. Man kann sicher 'ne
Menge gegen ihn Vorbringen, aber sein Geschäft versteht
er.«
    »Erzähl das
Aschgereit oder einem der anderen Jodler«, sagte
Max.
    Arno breitete die Arme
aus. »Ich will doch nur, daß wieder Frieden ist,
verstehst du?«
    »Friede, Freude,
Bratkartoffeln.«
    Max rauchte, und Arno
spielte Nebelhorn, indem er in die leere Flasche pustete. Nach
fünfmal Tuten ging ihm die Luft aus.
    »Hab ich dir
eigentlich erzählt, daß ich letztes Jahr total in
Irmgard verknallt war?« fing Arno wieder an, obwohl er kaum
noch zu verstehen war.
    »Nee.« Max
seufzte. »Mensch, Arno, such dir doch mal 'ne Frau, die nicht
gebunden ist. Sonst wird das nie was.«
    »Is mein
Schicksal.«
    »Quatsch! Wenn
man immer in der falschen Richtung baggert, hat das nichts mit
Schicksal zu tun. Das ist Dummheit.«
    Arno hing jetzt schwer
über der Armlehne.
    »Hast gut reden.
Dir sind sie immer nachgelaufen.« Dann rutschte ihm die
Flasche aus der Hand und rollte über den Rasen.
    Max stand auf und half
ihm auf die Beine. »Geh schlafen, Arno. Heuboden. Kennst ja
den Weg.«
    Arno stolperte
los.
    *
    Zwei Zigaretten und
eine halbe Flasche Hannen später näherte sich ein
inzwischen vertrautes Geknatter. Max ging vors Haus.
    Der Blitz blockierte
den halben Hof, also ließ Margit die Ente auf dem
Seitenstreifen der Zufahrt stehen. Ihre Absätze klackten
übers Pflaster. Ein harter Rhythmus, aber Max war härtere
gewohnt. Ohne ein Wort zu wechseln, nahmen sie sich in den Arm,
gingen ins Haus, die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer.
    Margit trug ein
schwarzes Stretchkleid, das wie eine zweite Haut saß. Noch
besser stand ihr allerdings, was sie darunter trug. Diesmal pfiff
Max nichts zurück und war auch nicht brav.
    Wie es der Zufall so
wollte, hatte Margit auch nichts anderes erwartet.

25
    Montag, 5.
September
    Ein schöner
Morgen, sinnierte Max und räkelte sich. Nicht nur wegen der
rothaarigen Schönheit an seiner Seite. Auch sonst stimmte
alles. Sonnenschein, Vogelgezwitscher, Kaffeeduft, der die Treppe
heraufzog. Und das, obwohl der verbeulte mechanische Wecker erst
halb sieben anzeigte. Eine Uhrzeit, zu der normalerweise Max'
Tiefschlafphase eingeläutet wurde.
    Eine halbe Stunde
später am Frühstückstisch. Wolles selbstgebackenes
Brot, selbstgeschleuderter Waldhonig von Nachbar Olli,
weichgekochte Zwerghühnereier und eine Kanne rabenschwarzer
Kaffee. Sie waren zu fünft. Max, Margit, Wolle, Arno und - zu
Max' völliger Verblüffung - auch Curd.
    »Bist du
krank?« fragte Max.
    »Arbeitsamt«, sagte
Curd. »Meldung ist fällig. Und ich muß vorher noch
zu Hause vorbei. Zur Probe um zehn bin ich wieder
da.«
    »Kannst mich
mitnehmen«, sagte Wolle. »Mal gucken, ob die was
für mich haben.«
    Max blieb der Bissen
Doppelback mit Sesam im Hals stecken. »Was willst denn du auf
dem Arbeitsamt?«
    Wolle hielt ihm die
alte Tabaksdose, die als Haushaltskasse diente, vor die
Nase.
    »Siebzig
Pfennig. Für heute haben wir die Karnickel, aber wenn du
morgen auch was beißen willst, muß einer wohl was
ranschaffen.«
    »Wir machen
heute abend Kasse in Burg«, sagte Max.
    »Wenn Theo nicht
pfänden läßt«, sagte Curd.
    »Geht das nicht
ein bißchen leiser?« fragte Arno, der auf der Ottomane
saß und sich die ganze Zeit den Schädel hielt.
»Ich hab 'nen Kater, daß es kracht.«
    »Du hast das
Saufen doch noch nie vertragen«, sagte Curd. »Warum
läßt du's nicht?«
    »Willst du 'n
Aspirin?« fragte Wolle.
    »Mein ewiger
Dank wär dir gewiß«, sagte Arno.
    Max schenkte sich
Kaffee nach. Als er die Kanne zurückstellte, schnupperte er.
»Hier stinkt's nach Abgasen. Läßt du etwa wieder
den Blitz Warmlaufen?«
    »Ich hab dir
schon zwanzig mal erklärt, daß die Karre sonst bockt wie
'n Esel«, sagte Curd.
    »Das ist eine
Sauerei«, sagte Max. »Ich hasse das.«
    Margit trank aus,
stand auf und fegte ein paar Krümel von ihrem Kleid.
»Ich muß wohl, sonst wird's eng.«
    »Wie steht's mit
heute abend?« fragte Max.
    »Kein
Problem.« Küßchen für Max. »Montag ist
Ruhetag.«
    Max brachte sie zur
Haustür. Noch ein Küßchen, und Margit ging zum
Wagen. Max zog den Van Nelle aus der Hosentasche und blickte ihr
nach. Sie hatte die Ente fast erreicht, als Bessie schwanzwedelnd
hinter der

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