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Über Himmel und Erde: Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka - Das persönliche Credo des neuen Papstes (German Edition)

Über Himmel und Erde: Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka - Das persönliche Credo des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Über Himmel und Erde: Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka - Das persönliche Credo des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge (Papst Franziskus) Bergoglio , Abraham Skorka
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Unión Cívica Radical, der Konservativen Partei und dem sozialistischen Kern anschlossen und bei der Wahl gemeinsam die Demokratische Union stellten. Anfangs blieb die Kirche mit Peróns Regierung verbunden, erreichte sogar einiges, wie den Religionsunterricht, mal ganz abgesehen davon, ob das gut oder schlecht ist. Nach Evitas Tod begann die Distanzierung. Vielleicht wusste der hohe Klerus nicht gut mit den Umständen umzugehen, jedenfalls mündete der Konflikt in der Konfrontation von 1954. Ich erinnere mich, dass ich als junger Mann in einem Zeitungsartikel las: »Die Señores und Monseñores vom gut gedeckten Tisch«. Das war der erste Angriff. Von da an nahm die gegenseitige Konfrontation ihren Lauf, bei der unschuldige Leben getötet wurden. Der nationalistischen Gruppierung der Streitkräfte waren die Zivilisten auf der Plaza de Mayo egal, und sie schickten ihre Flugzeuge mit dem unglaublichen Spruchband »Christus siegt«. Das ekelt mich an, es macht mich wütend, es empört mich, denn so benutzt man den Namen Christi für eine rein politische Aktion. Religion, Politik und purer Nationalismus vermischen sich. Unschuldige Menschen wurden ohne Not getötet. Und ich akzeptiere das Argument nicht, dies sei zur Verteidigung der Nation geschehen, denn man kann das Volk nicht verteidigen, indem man das Volk tötet. Doch es wäre zu einfach zu sagen, dass die Kirche Perón nur unterstützt oder sich ihm nur widersetzt habe. Die Beziehung war sehr viel vielschichtiger, war es und wurde es: Zuerst gab es Unterstützung, dann eine zu enge Verstrickung einiger Anführer und zuletzt eine Konfrontation. Schön vielschichtig wie der Peronismus. Noch eines möchte ich gern klarstellen. Wenn – vor allem in den Printmedien – auf »die Kirche« gezeigt wird, so sind die Bischöfe, die Priester, die Hierarchie gemeint; doch die Kirche ist das ganze Volk Gottes. Und zu jener Zeit waren diejenigen, die später »cabecitas negras« (dt. Schwarzköpfchen) genannt wurden, noch überzeugte Katholiken und überzeugte Peronisten, ungeachtet dessen, dass die Regierung die Kirchen niederbrennen wollte.
    129 Als Kryptojuden (engl. Crypto-Jews ) bezeichnet man Konvertiten (vom Judentum zu einer anderen Religion) und deren Nachkommen, die sich entgegen ihrer öffentlichen Religionszugehörigkeit weiterhin ihrem alten Glauben verbunden fühlen und im Geheimen jüdische Kultur und Religion praktizieren.

28. Über den Dialog zwischen den Religionen
    Skorka : Ein Priester in Mar del Plata hat einmal zu mir gesagt, dass bei den Festakten an nationalen Feiertagen nicht alle Glaubensrichtungen vertreten seien, dass diese Tradition aber nicht in Stein gemeißelt sei. Das ist mir seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
    Bergoglio : Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern – als ich als Erzbischof anfing, nahm ich beim Te Deum den Präsidenten mit dem Nuntius in Empfang und wir geleiteten ihn bis zur Tür. Die geistlichen Vertreter der anderen Glaubensrichtungen blieben an ihrem Platz wie Ausstellungspuppen. Ich habe diese Tradition verändert: Heute steigt der Präsident hinauf und begrüßt die Vertreter der Glaubensrichtungen. Das war ein Schritt auf der Linie, die Sie vorschlagen. Seit dem Te Deum von Salta 2009 wird die Zeremonie zweigeteilt. Es wird nicht nur der traditionelle, klassische Dankgesang mit der Predigt und dem katholischen Gebet durchgeführt, sondern die Vertreter jeder Glaubensrichtung sprechen ebenfalls ihre Gebete. Die Teilnahme ist heute größer.
    Skorka: Ich schätze diese Gesten sehr, weil sie deutlich machen, wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen ist.
    Bergoglio : Ihre Arbeit ist in dieser Hinsicht sehr bedeutsam, ich vergesse nicht, dass Sie mich zwei Mal eingeladen haben, in Ihrer Synagoge zu beten und zu sprechen. Und ich habe Sie eingeladen, damit Sie zu meinen Seminaristen über Werte sprechen.
    Skorka : Ihre Haltung ist wichtig und mutig, denn innerhalb der Institution gibt es offenbar auch Menschen, die in dieser Frage ganz anders denken.
    Bergoglio : Als mich die Evangelikalen zum ersten Mal zu einer ihrer Versammlungen im Luna-Park einluden, war das Stadion voll. An jenem Tag sprachen ein katholischer Priester und ein evangelischer Pastor. Beide hielten zwei kurze, einander abwechselnde Predigten, mit einer Unterbrechung, um mittags ein paar Sandwiches zu essen. In einem Augenblick bat der evangelische Pastor darum, dass alle für mich und mein Amt beten mögen. Er hatte mich gefragt, ob ich mit

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