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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und…«
    »Bitte, bitte, Frau Anwältin!« unterbrach sie der Vorsitzende des Gerichts barsch. »Sie sollen dem Zeugen doch nicht vorschreiben, was er sagen soll. Stellen Sie ihm Ihre Fragen!«
    »Sofort, Herr Vorsitzender!« sagte Larissa Nikolajewna. Sie errötete und begann, in ihren Papieren zu wühlen. Carl glaubte, jetzt eine wichtige Erkenntnis gewonnen zu haben: Er wurde durch seine Kleidung in diesem Gerichtssaal geschützt, aber weder sie noch Jurij Tschiwartschew. Ihn würden sie nicht unterbrechen, sie dafür um so lieber.
    »In welcher persönlichen Beziehung stehen Sie zu Generalleutnant Tschiwartschew, Herr Admiral?« fragte sie, als sie sich gefaßt hatte.
    »Erstens sind wir Kollegen«, begann Carl kurz angebunden.
    »Wir haben den gleichen Beruf und folglich mit den gleichen Problemen zu tun. Wir sollen die gleichen Dinge verstehen und analysieren können. Vor einer Reihe von Jahren waren wir rein operativ noch Feinde, nämlich als Genosse Tschiwartschew Resident der Stockholmer Station des GRU war, also in der Sowjetzeit. Vor sechs Jahren sind wir einander zum ersten Mal persönlich begegnet. Heute wage ich zu behaupten, daß wir gute Freunde sind.«
    »Sie waren also nicht derjenige, der Generalleutnant Tschiwartschew verraten hat?« fragte sie weiter.
    »Natürlich nicht!« erwiderte Carl und suchte Jurij Tschiwartschews Blick, da er davon ausging, daß die Frage für diesen gedacht war und nicht für das Gericht. »Es war der Fehler eines Stümpers von Generaldirektor bei der britischen Raswedka, der uns in diese komplizierte und schwierige Lage gebracht hat. Hat das wirklich etwas mit der Sache zu tun?«
    Diese letzte Gegenfrage hatte Carl mit russischer Barschheit gestellt, als wollte er persönliche Dinge heraushalten, all das, was eine Anwältin vor geehrten Offizierskollegen vielleicht auszubreiten gedachte. Er blinzelte Jurij Tschiwartschew unmerklich zu, der sofort mit einem unterdrückten Lächeln in seine Papiere blickte.
    »Vielleicht nicht, Herr Admiral«, fuhr Larissa Nikolajewna erstaunt und ein wenig eingeschüchtert fort. »Lassen Sie mich auf das zurückkommen, wie Sie und Generalleutnant Tschiwartschew sich kennengelernt haben. Wie kam es dazu?«
    »Reaktionäre Kräfte bei der schwedischen Gegen-Raswedka wollten die Stimmung zwischen unseren freundschaftlich gesinnten Ländern mit ihrer Hetze vergiften. Sie begannen in Schweden mit einer Reihe von Terroraktionen«, leierte Carl schnell und eintönig herunter, um seine russische Wortwahl dem Tonfall anzupassen. »Diese reaktionären Kräfte verfolgten die Absicht, es als reine Kriegshandlungen aussehen zu lassen. Aber Genosse Tschiwartschew, damals noch Oberst, durchschaute früher als alle anderen, was sich in Wahrheit abspielte. Er kam direkt zu mir, was in der damaligen Zeit angesichts der politischen Lage eine kühne und entschlossene Tat war, und schlug eine operative Zusammenarbeit gegen den Feind des Feindes vor. So haben wir uns kennengelernt.«
    Carl legte eine Kunstpause ein, um für Larissa Nikolajewna die nächste selbstverständliche Replik vorzubereiten, während er aus der Spannung Nutzen zog.
    »Nun, kam es zu einer operativen Zusammenarbeit?« fragte sie gehorsam.
    »Ja! Die außerdem außerordentlich erfolgreich war«, erwiderte Carl schnell und legte dann wieder eine Pause ein. »Wir haben unseren gemeinsamen Feind aufgespürt, gestellt und ihn besiegt. Ohne den Einsatz des Genossen Tschiwartschew wäre das nicht möglich gewesen.«
    »Ich verstehe«, sagte Larissa Nikolajewna und nickte zufrieden, bevor sie erneut Anlauf nahm. »Wie ich sehe, tragen Sie die sowjetische Auszeichnung Roter Stern. Ist das ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit?«
    »Ja«, erwiderte Carl mit einer kurzen Geste, die Schüchternheit andeuten sollte. »Wir wollen aber sicherheitshalber festhalten, daß diese Auszeichnung bei allem Respekt eins der halten, daß diese Auszeichnung bei allem Respekt eins der weniger bedeutenden Ergebnisse des damaligen Handelns von Genosse General Tschiwartschew ist.«
    »Sie tragen auch die höchste Auszeichnung des neuen Rußlands, das Sankt-Georgs-Kreuz, Herr Admiral«, fuhr Larissa Nikolajewna eifrig fort, »wie übrigens General Tschiwartschew auch. Ist das auch ein Ergebnis Ihrer gemeinsamen Arbeit?«
    »Ja!« bestätigte Carl bescheiden knapp, als hielte er es für überflüssig, mehr darüber zu sagen. Damit hatte er Larissa Nikolajewna erneut den Ball vorgelegt.
    »Worum ging es bei der

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