Über jeden Verdacht erhaben
Zusammenarbeit, die Ihnen beiden das Sankt-Georgs-Kreuz eingebracht hat?« fragte sie nachdenklich, als würde jetzt etwas sehr Wichtiges enthüllt werden.
»Schluß jetzt, Anwältin!« unterbrach der Vorsitzende des Gerichts irritiert. »Bei allem Respekt vor den früheren Einsätzen der beiden Offiziere auf dem Feld ist mir nicht klar, was die Anwältin mit diesen Fragen erreichen will. Worauf wollen Sie hinweisen?«
»Ich will zeigen, daß mein Mandant und unser sogenannter Feind gemeinsam große Einsätze für die Sache des Friedens geleistet haben«, gab sie zurück. Ihre schnelle Antwort verriet, daß sie bestens darauf vorbereitet war, gerade an dieser Stelle unterbrochen zu werden. »Ich möchte auch zeigen, daß diese großen und sicher wohlverdient belohnten Einsätze denen, die jetzt vom Gericht zu prüfen sind, zum Verwechseln ähnlich sind«, fuhr sie selbstsicher fort.
Carl hielt es für richtig, jetzt nur noch wie ein Standbild dazustehen, gleichgültig dafür, was gefragt werden durfte oder nicht. Die drei Richter steckten wieder einmal die Köpfe zusammen und berieten schnell und flüsternd. Wer genau hinsah, konnte unschwer erkennen, wie die Sympathien verteilt waren. Der Vorsitzende war dagegen, die beiden rangniederen Richter dafür, daß die Fragen der Anwältin zugelassen würden.
Schließlich schienen sie sich zu einigen.
»Das Höchste Gericht des Militärkollegiums hat beschlossen, die Fragen zuzulassen. Bitte sehr, fahren Sie fort, Frau Anwältin!« brummte der Vorsitzende mürrisch.
»Danke, Herr Vorsitzender«, sagte Larissa Nikolajewna. Sie quittierte den Bescheid mit einem breiten Lächeln zu dem Vorsitzenden hin, das ihm vermutlich nicht gefiel. Zumindest schien er derlei nicht gewohnt zu sein. »Also, Herr Admiral«, fuhr sie, an Carl gewandt, fort. »Worum ging es?«
»Sie fragen mich nach Informationen, die der Geheimhaltung unterliegen«, begann Carl mit gespieltem Widerwillen. »Ich hoffe deshalb, daß Sie sich mit einer kurzen Antwort begnügen können. Vor einigen Jahren operierten die schwedische und die russische Raswedka gemeinsam, um ein Vorhaben zu stoppen, das darauf hinauslief, Kernwaffen aus Rußland ins Ausland zu schmuggeln. Es war eine komplizierte Zusammenarbeit, aber wir hatten Erfolg und siegten.«
»Weiß die gegenwärtige russische Staatsführung, daß diese Zusammenarbeit stattgefunden hat?« dampfte Larissa Nikolajewna optimistisch weiter drauflos.
»Davon kann man wohl ausgehen«, erwiderte Carl, machte erneut eine Kunstpause und erlaubte sich den Anflug eines Lächelns im Mundwinkel. »Es ist Ihr Präsident, der sowohl mich als auch Genosse General Tschiwartschew für diese Einsätze mit dem Sankt-Georgs-Kreuz ausgezeichnet hat.«
»Schluß jetzt, jetzt reicht es!« unterbrach der Vorsitzende des Gerichts erneut. »Das Höchste Gericht des Militärkollegiums akzeptiert, daß die Genossen Tschiwartschew und Hamilton bei historischen Bemühungen um die Sache des Friedens et cetera et cetera erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Aber ob Sie jetzt vielleicht allmählich zur Sache kommen könnten, Frau Anwältin?«
»Sofort, Herr Vorsitzender!« entgegnete Larissa Nikolajewna ungerührt. »Herr Admiral! Wie kam es, daß gerade Sie der Mann gewesen sind, der von meinem Mandanten entscheidende geheime Angaben erhielt?«
»Die schwedische Regierung hatte mir befohlen, mit der britischen Raswedka zusammenzuarbeiten«, begann Carl eintönig.
»Man wußte, daß in London eine sehr eigenartige russische Operation ablief. Daß nämlich der russische Nachrichtendienst Angestellte der britischen Rüstungsindustrie ermordete.«
»Aha, das war also bekannt!« fuhr Larissa Nikolajewna mit einer Betonung fort, die allen Anwesenden im Gerichtssaal klarmachte, daß dies eine entscheidende Information war.
»Ja! Es war wohlbekannt«, erwiderte Carl ungerührt. »Es ging also in erster Linie darum, die russischen Operateure aufzuspüren und zu stoppen.«
»Wie wurde Ihr Auftrag definiert, Herr Admiral?« fragte Larissa Nikolajewna in einem Tonfall, der erkennen ließ, daß sie sich jetzt schon in ruhigeren Gewässern wähnte.
»Das läßt sich sehr einfach sagen«, sagte Carl langsamer, um fast schwermütig Selbstverständlichkeiten zu erklären. »Hilf den britischen Kollegen, die russischen Mörder zu finden, die in London wüten.«
»Und es war ein Bestandteil dieses Auftrags, mit meinem Mandanten Kontakt aufzunehmen?« fragte Larissa Nikolajewna mit einer Ruhe,
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