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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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in Spanien verdächtige, ihr bis zu zwanzig Jahre Gefängnis einbringen könnten, während die Verbrechen, deren man sie in Schweden verdächtige, Beihilfe zur Flucht und Hehlerei, höchstens mit zwei Jahren Gefängnis geahndet würden. Sie erklärte sich schnell mit ihrer Auslieferung nach Schweden einverstanden und wurde noch am selben Tag mit den beiden schwedischen Polizeibeamten nach Hause geflogen.
    Unmittelbar nach der Ankunft in Arlanda wurde sie vorläufig festgenommen, so daß der Weitertransport direkt zum Kronoberg-Untersuchungsgefängnis auf Kungsholmen erfolgte. Ihr »Sambo« würde ein paar Tage später in einem Zinksarg nachkommen.
    Sie war ein außergewöhnlich kooperationsbereites Vernehmungsobjekt. Das lag nicht allein daran, daß die Ereignisse ihr einen tiefen Schrecken eingejagt hatten, auch nicht an den Drohungen der spanischen Polizei vor ihrer Rückkehr in die Heimat. Das Leben in Marbella hatte sie zu Tode gelangweilt.
    »Zu Anfang kam mir alles wie ein Scherz vor«, sagte sie.
    »Mein Freund, na ja, damals war er eigentlich noch nicht mein Freund, sondern nur ein Typ, mit dem ich mich gelegentlich traf und eine Nummer schob. Dann fing er plötzlich an, mir die Ohren vollzulabern, er habe ein Riesending am Laufen und kriege dafür eine Million Dollar. Und wenn das erledigt sei, wollte er mit mir irgendwo hin. Dann sei den ganzen Tag nur noch Hully Gully angesagt. Das Problem war nämlich, daß er nach diesem Ding sofort verschwinden mußte.
    Ich hab’ das aber nicht so ernst genommen. Unter meinen Bekannten gibt es genug Türsteher, die den ganzen Tag Anabolika und anderes Zeug schlucken, und viele von denen faseln von irgendeiner heftigen Sache, mit der sie Knete bis zum Abwinken verdienen wollen. Dieses Gequatsche kannte ich schon. Jedenfalls tauchte er eines Tages auf und sagte, morgen knallt’s. Er zeigte mir zwei Flugtickets auf unsere Namen und bat mich, gegenüber dem Scandic Hotel an der Haltestelle der Flugbusse zu warten. Ich sollte Paß und Papiere mitbringen. Ich bin dann hingefahren, fast zum Spaß, doch dann kam er plötzlich in einem Taxi an. Er war total neben sich, obwohl er den Coolen spielte; jedenfalls klappte er hinten auf dem Rücksitz neben mir plötzlich einen Aktenkoffer auf. Den Inhalt zeigte er mir nur kurz und sagte dann, jetzt könnte ich eine Million Dollar in Scheinen sehen. Dann sind wir erst nach Paris geflogen, dann irgendwohin in Deutschland und dann nach Marbella.
    Zu Anfang hat mir das natürlich viel Spaß gemacht. Ich konnte in den Schaufenstern auf alles zeigen, was ich wollte, und er hat es mir gleich gekauft. Nach einer Woche im Hotel haben wir uns einen grünen Jaguar und eine große weiße Villa gekauft. In den ersten Nächten hatten wir darin nur ein großes Bett und eine Stereoanlage gehabt, aber dann kauften wir uns alles, was man sich nur wünschen kann. Über Marbella kann man sagen, was man will, aber der Service da ist in Ordnung, wenn man genügend Knete hat.
    Zwei oder drei Wochen lang war das obergeil da unten. Doch als ich anfing, davon zu reden, daß es ja auch so was wie ‘ne Zukunft gibt, wurde er plötzlich kurz angebunden und meinte, nach Schweden könnten wir sowieso nie mehr zurück. Und zum Schluß war er manchmal unheimlich high und faselte davon, die Bullen seien hinter ihm genauso her wie hinter diesem Palme-Mörder. Ich dachte erst, was redet der da für einen Scheiß.
    Wir gingen jeden Abend um die Häuser, und er gab das Geld mit vollen Händen aus. Wir waren jeden Abend stinkbesoffen. Das Problem war, daß er immer soviel quatschte.
    An einem Abend kamen ein paar Typen zu uns und setzten sich einfach dazu, als gehörte ihnen der Laden. Sie sagten, jetzt mußt du dich zusammenreißen, sonst nimmt es noch ein böses Ende mit dir. So hab’ ich das jedenfalls verstanden.
    Spät am Abend sagte er mir dann, er sei ein Mafia-Mörder, ein wirklich wichtiger Killer, den sie nur bei den ganz großen Jobs einsetzten. So hatte er also seine Million verdient. Er hatte einen verdammt wichtigen Kontrakt wegen irgendeines Kerls erfüllt, auf den die Mafia sauer war.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich glauben sollte.«
    Das war ungefähr alles, was die verdächtige Kosmetikerin Lisa-Stina Fjärdemo schon während ihres ersten Verhörs durch zwei verblüfft abwartende Polizisten vom Stockholmer Gewaltdezernat hervorsprudelte. Für die beiden vernehmenden Polizeibeamten war der Zusammenhang kristallklar; Tardell war der ABAB-Wachmann, der

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