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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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amerikanischer Behörden akzeptieren, wenn auch nur der geringste Anlaß zu der Vermutung besteht – was oft der Fall ist –, daß diese ihre Erkenntnisse wiederum von einigen ihrer zahlreichen alliierten Folterexperten erhalten haben. Insgesamt stellt dies alles einen Preis dar, der in Erkenntnissen gemessen wird. Es ist nämlich eine seit langem etablierte historische Tatsache, daß geheime Erkenntnisse oft mit solchen Methoden gewonnen werden. Ich brauche dieses Thema hier nicht weiter zu vertiefen. Wir werden künftig tatsächlich weniger Erkenntnisse gewinnen, da wir uns nämlich weniger auf die traditionellen ausländischen Quellen verlassen werden, wie die Umschreibung lautet. Diesen Preis werden wir jedoch bezahlen. Aber da ist mehr als nur das. Die schwedische Sicherheitspolizei wird versuchen, sich stärker im Rahmen der Gesetze zu halten als früher. Das bedeutet unter anderem, daß wir die Erpressung braunäugiger Mitmenschen als Arbeitsmethode abgeschafft haben. Da wir uns durch Erpressung keine Informationen mehr verschaffen können, könnte man glauben, daß wir uns auch hiermit eine Menge wichtiger Informationen begraben. Ihr ahnt nämlich gar nicht, in welchem Abhängigkeitsverhältnis Flüchtlinge und Asylbewerber zu uns stehen. Ich könnte mir denken, daß manche meiner Vorgänger in diesem Job in Schweden und sicher etliche meiner Kollegen in vergleichbaren Positionen auf der ganzen Welt der Meinung sind, daß das, was ich jetzt hier erkläre, eine Art Selbstmord sei, was den Informationsfluß angeht. Doch so ist es nicht. Es ist lediglich der Preis, der bezahlt werden muß. Und schließlich – ich komme mit meinen Ausführungen allmählich zum Ende – möchte ich im Namen der Ehrlichkeit noch darauf hinweisen, daß bei unserer Entscheidung nicht allein ethische Überlegungen eine Rolle spielen. Natürlich ist es politisch korrekt, wenn wir öffentlich erklären, ein Gegner der Folter und so weiter zu sein. Ich habe jedoch eine Idee, die darüber hinausgeht. Ich glaube nämlich folgendes: An dem Tag, an dem wir in Schweden eine Sicherheitspolizei haben, die alle Staatsbürger, unabhängig von ihrer Augenfarbe , tatsächlich als ihre Sicherheitspolizei ansehen und nicht als ihren automatischen Feind oder den automatischen Feind des Nachbarn, sondern als eine Sicherheitspolizei, die nach dem einfachen Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz arbeitet, mit anderen Worten, eine Sicherheitspolizei, wie wir sie noch nie gehabt haben, an dem Tag wird jeder aus diesem Publikum ohne weiteres zu mir kommen können, na ja, wohl eher zu einem meiner Nachfolger, und mit der gleichen Selbstverständlichkeit Verbrechen gegen den Staat anzeigen , wie er es jetzt bei der Polizei in seinem Stadtviertel tun kann, um sein Auto als gestohlen zu melden. Von dem Tag an ist Folter in der Türkei als Hilfe für die Säpo nicht mehr nötig. Von dem Tag an hätten wir nämlich die einzige wirklich legitime Stärke – das Vertrauen der Bürger. Damit wären wir die erste Behörde der Welt, die sich darauf stützen kann. Aus diesem Grund bin ich bereit, den scheinbar hohen Preis dafür zu zahlen, ich wiederhole, den scheinbar hohen Preis , um das Arbeitsprinzip der Gleichheit aller vor dem Gesetz bei der Firma einzuführen, deren Chef ich zufällig bin. Ich hatte einen Traum. Das ist mein Traum!«
    Um ein Haar hätte er die abschließenden Worte auf englisch gesprochen, als er in einem berauschten Gefühl der Erleichterung jetzt aufstand und den Beifall eines Publikums entgegennahm, das sich fast so verhielt wie bei einem Opernerfolg, denn die Menschen erhoben sich, klatschten mit gestreckten Armen über den Köpfen Beifall und stampften mit den Füßen, so daß es sich anhörte, als stürmte eine Büffelherde durch den Großen Saal. Er dachte immer wieder an die Worte Martin Luther Kings, die dieser auf englisch gesprochen hatte. Carl war gerührt über die spontane Unterstützung seiner Ideen, war auf weniger edle Weise jedoch auch gerührt, weil es ihm gelungen war, seine Zuhörer zu begeistern. Bei seinen früheren Abenden mit Studenten hatte er das nicht geschafft. Er hielt diese Abende jedenfalls selbst für Mißerfolge. Besonders hatte er es so empfunden, als er in unbeherrschtem Zorn in Uppsala aus dem Saal gestürmt war. Doch jetzt, beim letzten Mal, hatte er es geschafft, und seine Worte würden bleiben. Er hatte dankbar die vielen Tonbandgeräte registriert, die Fernsehkameras und die Mikrophone. Er hatte

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