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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sagte der neue Chef, als sie allein waren. »Wozu diese Obstruktion bei unseren Konferenzen? Ich finde das nicht besonders konstruktiv.«
    »Du findest, ich mache dir das Leben schwer?« fragte Erik Ponti mit entwaffnender Heiterkeit.
    »Ja, wenngleich das ein wenig salopp ausgedrückt ist«, sagte der Vorgesetzte mit angestrengt bewahrter Selbstsicherheit, da alles andere mit seiner Körperhaltung unvereinbar gewesen wäre.
    »Das liegt nur daran, daß du die Zeit mit soviel Gefasel vertust«, fuhr Erik Ponti fort. »Du mußt verstehen, daß es passende und unpassende Momente gibt, uns deine Weisheiten zu vermitteln. Und gerade heute beispielsweise war der Augenblick selten unpassend.«
    »Warum?«
    Erik Ponti sah auf die Armbanduhr. Es war tatsächlich ein unpassender Zeitpunkt, eine Auseinandersetzung zu beginnen. Er hatte an ein Gewimmel eingehender Berichte aller Auslandskorrespondenten zu denken, an die Reaktionen der Welt auf den Eintritt Schwedens in die Europäische Gemeinschaft. Und dann die Sache mit Hamiltons Mutter.
    Doch andererseits waren die Würfel schon gefallen, und die Auseinandersetzung mußte ohnehin damit enden, daß einer einen Rückzieher machte. Die allerschnellste Methode wäre vielleicht, einfach um Entschuldigung zu bitten, um sich dann sofort an die Arbeit zu machen. Doch mit einer solchen Lösung ließ sich schon eine langwierige und unangenehme Fortsetzung ahnen.
    » Warum also?« wiederholte der neue Vorgesetzte ungeduldig und sehr entschlossen, als hätte er in Erik Pontis langer Bedenkzeit so etwas wie Unsicherheit geahnt.
    »Weil wir gerade heute ungewöhnlich viel zu tun haben. Ich selbst muß eine Flut eingehender Berichte der Korrespondenten im Auge behalten. Ja, und dann ist da noch die Sache mit Hamilton. Und in dem Augenblick, in dem Augenblick , fängst du an, uns Unterricht in Journalismus zu erteilen – eine deiner immer wiederkehrenden Schwächen. Begreifst du nicht, daß du dich lächerlich machst, wenn ich davon absehe, daß du auch unsere Arbeiten sabotierst?«
    Erik Ponti erkannte, daß er sich für den Kampf entschieden hatte. Er wollte ihn jedoch so kurz wie möglich halten, und das ausschließlich aus dem trivialen Grund, daß er es eilig hatte.
    »Wenn es in der Führungsgruppe zu solchen Feindseligkeiten kommt«, begann der neue Vorgesetzte und betonte dabei mit großer Härte jedes Wort, »könnte für dich durchaus der Anlaß bestehen, über deine Stellung nachzudenken.«
    »Jetzt hör mir mal zu, du Dummkopf«, entgegnete Erik Ponti mit einem demonstrativen Seufzen. »Im Gegensatz zu dir bin ich seit bald dreißig Jahren Journalist, und für die anderen Angehörigen der Führungsgruppe gilt in etwa das gleiche. Trotzdem müssen wir uns deine kleinen Seminare anhören. Den Konflikt, den du mit mir hast, hast du mit allen. Der Unterschied besteht möglicherweise darin, daß ich mich direkter äußere. Es kann aber auch sein, daß ich im Lauf meines Lebens schon zu viele Chefs kennengelernt und interviewt habe.«
    »Wenn du meinst, keinen konstruktiven Einsatz in der Führungsgruppe zu leisten, solltest du dir überlegen, ob du nicht lieber die Konsequenzen ziehen solltest, finde ich«, erwiderte der neue Vorgesetzte und preßte plötzlich mit beiden Händen fest seine Ellbogen.
    »Wie du weißt, ist dies ein Arbeitsplatz von öffentlichem Interesse«, erwiderte Erik Ponti und sah erneut auf die Armbanduhr. »Ein großer Krach zwischen dir und mir wird dich dumm dastehen lassen und deine weitere Karriere zerstören. Jede Form einer öffentlichen Diskussion, die einem solchen Krach unvermeidlich folgt, wird dazu führen, daß du dich lächerlich machst, genau das, wovor du am allermeisten Angst hast. Dies ist eine Warnung in aller Freundschaft, und jetzt muß ich wirklich an die Arbeit.«
    »Und was ist, wenn ich dich feuere«, sagte der neue Chef in entschlossenem Tonfall und mit unentschlossener Miene.
    »Falls du versuchst, mich zu feuern, wirst du über die weitere Entwicklung staunen, nicht zuletzt über die anschließende Diskussion. Du bist nur eine kleine Nummer hier in der Hierarchie, wenn auch ein höchst moderner Vorgesetzter, dem Begriffe wie Geschäftsidee leicht über die Lippen kommen.
    Aber du bist kein Journalist, nun, vielleicht bist du es jetzt gerade geworden. Wenn ich es nachsichtig ausdrücken soll, habe ich dir ein rundes Dutzend Journalistenpreise voraus. Mit anderen Worten: Quatsch nicht soviel bei unseren Konferenzen, sondern laß uns

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