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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vorläufigen Gutachten des Gerichtsmediziners zufolge war eine Stichwaffe zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem ersten Lendenwirbel eingedrungen. Diese hatte die Hauptschlagader durchstoßen und überdies das Rückenmark penetriert, was einen Kurzschluß des gesamten Systems bewirkt hatte. Dem Gerichtsmediziner zufolge mußte es gewesen sein, als hätte man plötzlich einen Lichtschalter betätigt.
    Rune Jansson erstaunte seinen Kollegen in Lund, indem er dessen Bericht unterbrach und schwer seufzend mitteilte, er wisse genau, wie es zugegangen sei. Er werde am nächsten Tag nach Lund kommen, um die Kollegen zu informieren. Es sei von großer Bedeutung, daß nichts über die Art des Mordes an die Massenmedien durchsickere.
    Anschließend rief er den Gerichtsmediziner in Umeå an, Anders Eriksson, und erzählte, jetzt habe man einen zweiten bekannten Fall, bei dem mit der Kurzschlußmethode getötet worden sei. Diesmal jedoch nicht am Wasser.
    Er schlug vor, daß die beiden Pathologen ihr Material so schnell wie möglich verglichen, bat zugleich aber auch um Diskretion. Es könne von sehr großer Bedeutung sein, daß keine Angaben über die Methoden des Mörders verbreitet würden.
    Ein wenig verspätet und sehr durcheinander fand er sich dann bei Willy Svensén ein, wo die Vernehmungseinheit ungeduldig darauf wartete, über die Arbeit der vergangenen Woche berichten zu können. Die Kollegen hatten es sicher nicht ganz einfach gehabt. Schließlich hatten sie ausschließlich Polizisten vernommen.
    Er entschuldigte sich natürlich damit, daß er gerade erst von einem neuen Fall erfahren habe, der zur Serie passe. Überdies sei es in mehr als einer Hinsicht ein Parallelfall zu einem der ersten Morde in Umeå. Der Mörder habe sich exakt der gleichen Methode bedient, nämlich das Rückgrat durchstochen, sogar zwischen den gleichen Rückenwirbeln wie beim ersten Mal. Dann sei da noch etwas, was wesentlich störender sei: Der Mord habe stattgefunden, als Hamilton und eine unbekannte Zahl von Personen aus seiner sogenannten Leibgarde sich in Lund befunden hätten.
    Es war also nicht ausschließlich eine düstere Nachricht. Rune Janssons Überzeugung zufolge mußte der Mörder sich im Studentenwohnheim im Pedagoggränd in Umeå aufgehalten haben, als sich die beiden ersten Morde der Serie ereigneten. Er weigerte sich, diese Überzeugung aufzugeben. Folglich, erklärte er, werde es jetzt besonders interessant sein zu sehen, wer von diesen Verdächtigen sich vor zwei Tagen zufällig auch in Lund aufgehalten habe.
    Diese Information würden sie natürlich von Hamilton persönlich erhalten, wenn sie ihn fragten, bemerkte Willy Svensén. Vielleicht sei es aber psychologisch richtig, sich von diesem Wissen jetzt nicht stören zu lassen, wo die Vernehmungseinheit ihre Ergebnisse darlegen wolle.
    Sie hätten nämlich einen Kandidaten. Obwohl keiner der vier Säpo-Leute irgend etwas gestanden habe. Das hätten die vier wie erwartet nicht getan. Überdies seien sie, ebenfalls ganz wie erwartet, tief gekränkt gewesen, sich überhaupt einem Verhör stellen zu müssen.
    Es war Anna Wikström, die Vortrag halten sollte. Sie begann damit, daß sie eine Tafel aufstellte. Diese zeigte die Etage des Studentenwohnheims mit den sieben Zimmern, der Küche, dem Fernsehraum, dem Korridor. Außerdem ging aus der Skizze hervor, wie die fünf Personen, Hamilton und die vier Säpo-Leute, in der kritischen Nacht untergebracht gewesen waren.
    Sie atmete tief durch und begann: »Der Korridor ist an zwei Stellen mit einer Alarmanlage versehen gewesen. Das war für uns eine unerwartete Komplikation. Eine Alarmanlage war an die Außentür zum Korridor angeschlossen. Die zweite war an dem Fenster am anderen Ende des Korridors befestigt, das zur Feuerleiter führt. Einer der Leibwächter ist also eigentlich kein Leibwächter gewesen, sondern ein Techniker, der für Alarmanlagen und Funkkommunikation verantwortlich war. Sein Schlafzimmer lag der Außentür am nächsten. Das Zimmer ihm gegenüber hat in der fraglichen Nacht leergestanden, ebenso das Zimmer, das an seins angrenzte. Diese Unterbringung scheint den Zweck gehabt zu haben, daß der für die Alarmanlagen an der Tür Verantwortliche bei einem ›Eindringen des Feindes‹ erstens Zeit haben sollte, die anderen über Funk zu warnen, zum andern sollte er als erster ermordet werden. Danach hätten sich die Einbrecher über zwei leere, aber verschlossene Zimmer hermachen müssen, während der Rest der

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