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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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rausbekommen?«
    »Erstens, daß zwei Sizilianer, die unseres Wissens noch nie zuvor in Skandinavien gewesen waren, nicht die alleinigen Täter gewesen sein können«, begann Kurt Wallander entschlossen. Rune Jansson bestätigte das mit einem Kopfnicken.
    »Zweitens, daß einer von denen, die bei diesem Festessen auf Vrångaholm anwesend waren, vielleicht ein Verwandter oder Bekannter des Täters sein muß, den wir suchen.«
    »Genau«, sagte Rune Jansson nach kurzer Bedenkzeit. »Alle Hamilton-Mörder sind festgenommen, verurteilt oder erschossen worden, alle bis auf einen. Ist das euer Ausgangspunkt gewesen?«
    »Ja, das ist schließlich eine unausweichliche Schlußfolgerung«, erwiderte Kurt Wallander. »Jetzt ist es so, daß wir einen verdächtigen Täter haben, aber der wohnt zufällig in Stockholm.«
    »Aber das ist ja sehr schön für euch«, sagte Rune Jansson und probierte es mit einem kleinen Lächeln. »Ich meine, wenn er in Rom leben würde, wäre es schlimmer. Wenn er in Stockholm lebt, dürfte es wohl keine Probleme geben. Aber was weißt du über ihn?«
    »Für eine Festnahme reicht es«, sagte Kurt Wallander eifrig.
    »Soll ich erzählen?«
    »Aber ja, gern«, sagte Rune Jansson mit einem etwas breiteren Lächeln. »Erzähl die ganze Geschichte, dann werden wir ja sehen, ob ich eine Frage dazu habe.«
    Als Kurt Wallander jetzt endlich auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen kam, legte sich seine Unsicherheit schnell. Es fiel ihm leicht zu erzählen.
    »Zunächst beschäftigten wir uns damit, die privaten Finanzen der Leute zu durchleuchten, die am Abend des Mordes Gäste auf Schloß Vrångaholm waren. Das Ergebnis war sehr vielfältig und manchmal schwer zu deuten. Manche Grafen und Barone scheinen nämlich mit Einnahmen aus der Landwirtschaft wie von staatlichen Geldern in Saus und Braus zu leben, während andere Grafen und Barone ein steuerliches Einkommen von Null haben, aber trotzdem recht gut zurechtzukommen scheinen. Wir bemühten uns darum, völlig voraussetzungslos die Frage zu prüfen, ob es eventuell finanzielle Motive gegeben hat. Wir haben es also nicht für gegeben angesehen, daß der Schuldige zwangsläufig unter dem für diesen Abend engagierten Personal ist. Dieses Vorgehen war jedoch die reine Zeitverschwendung, wenn ich davon absehe, daß wir einige amüsante Einblicke in die Haushaltsfinanzen des Schloßadels in Skåne bekommen haben.
    Aber kaum waren wir zu den für diesen Abend engagierten Frauen übergegangen, die das Essen auftrugen und hinterher abwuschen, landeten wir einen Treffer.
    Die jüngste der drei, Marja-Liisa Jönsson, erwies sich als besonders interessant. Sie ist eine geborene Tuominen. Ihre Eltern sind aus Finnland eingewandert, daher der Vorname. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann, einem gelegentlich arbeitslosen Landarbeiter, in einem kleinen Haus außerhalb von Tomelilla. Die beiden haben lange einen harten Kampf gegen Zinsen und Hypothekendarlehen geführt, denn sie haben das Haus im Zusammenhang mit ihrer Heirat in einem Anfall übertriebenen romantischen Optimismus’ gekauft. Aber kurz nach den Morden auf Vrångaholm haben sie sich plötzlich schuldenfrei machen können. Marja-Liisa Jönsson erschien nämlich eines Tages bei der Sparbank in Tomelilla und zahlte das Hypothekendarlehen auf das Haus in bar zurück, zweihunderteinunddreißigtausend Kronen einschließlich der Zinsen.
    Meine Kollegen und ich spürten natürlich sofort, daß hier was Interessantes zu holen war, als wir das erfuhren, aber wir entschieden trotzdem, vorsichtig vorzugehen und weder jemanden festzunehmen noch einen Verdacht zu äußern. Der Grund dafür ist einfach, Marja-Liisa, die vierundzwanzig Jahre alt ist, und ihr Mann bewegen sich nur selten über die Grenzen ihrer Heimatgemeinde hinaus, was an ihrer belasteten Haushaltskasse liegt, vielleicht auch daran, daß die Sprachkenntnisse des jungen Paares sich im großen und ganzen auf den Skånedialekt beschränken. Es gibt sozusagen kein selbstverständliches Bindeglied zwischen Tomelilla und Palermo.
    Doch dann haben wir es uns zur Arbeitshypothese gemacht, daß es von Marja-Liisa aus auf anderem Weg eine interessante Verbindung geben muß.
    Ihr Bruder Heiki Tuominen erwies sich schnell als besonders interessant. Heiki hatte ein paar Jahre in einer der beiden Pizzerien in Tomelilla gearbeitet. Er muß sehr tüchtig gewesen sein. Soweit wir feststellen konnten, hatte er sich selbst zu etwas ausgebildet, was man wohl am treffendsten als

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