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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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den besten italienischen Koch in Tomelilla bezeichnen kann. Doch gegen Ende der achtziger Jahre nahm er sich plötzlich etwas Großes vor; damals lief eine Kampagne des Arbeitgeberverbands, junge Leute sollten sich selbständig machen und auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen. Die Sparbank in Tomelilla war natürlich der gleichen Meinung, denn damals entsprach es dem Zeitgeist, möglichst viel Geld an Leute mit privater Initiative auszuleihen. Heiki kaufte also die eine Pizzeria und ließ sie für das geliehene Geld total umbauen. Dann eröffnete er darin ein italienisches Restaurant, das er auf den Namen Little Italy taufte. Danach ging er jedoch schnell in Konkurs.
    Seit zwei Jahren arbeitet er in verschiedenen italienischen Restaurants in Stockholm. Ich weiß allerdings nicht, wie die heißen. Zwei Wochen vor den Morden auf Vrångaholm hat er aber seine Schwester in Tomelilla besucht.
    Außerdem hat er über ein Konto bei der S-E-Bank in Stockholm alle seine restlichen Schulden in Tomelilla, die mit dem Konkurs entstanden waren, zurückgezahlt, obwohl er es gesetzlich gar nicht hätte tun müssen. Insgesamt hat er mehr als siebenhunderttausend Kronen ausgehustet.
    Da hatten wir also das Gefühl, daß es plötzlich wärmer wird. Ich sah nur noch eine Möglichkeit, auf eigene Faust weiterzumachen, bevor es Zeit war, die Reichskripo hinzuzuziehen. Es stellte sich schließlich die Frage, ob Marja-Liisa schon zwei Wochen vorher von dem kleinen Nebenjob auf Vrångaholm wußte. Vor allem wollten wir in Erfahrung bringen, ob ihr bekannt war, welche Gäste zu dieser Feier erwartet wurden.
    Die Antwort auf die erste Frage war leicht zu finden. Die Einladungen von Vrångaholm waren schon mehr als einen Monat vorher verschickt worden. Auf den Schlössern in Skåne verfährt man oft so, besonders im Herbst während der Jagdsaison, daß man die Einladungen lange im voraus verschickt. Alle haben ziemlich mit ihrem Terminkalender zu tun, da in dieser Gegend jeder jeden einlädt. Im Zusammenhang mit der Versendung der Einladungskarten von Vrångaholm hat der Schloßherr sich auch um zusätzliches Personal für den Abend bemüht. Insoweit war es also einfach für uns. Marja-Liisa hatte schon vier Wochen vorher gewußt, daß sie am Abend des Tages der Volksabstimmung über den EU-Beitritt auf Vrångaholm arbeiten sollte.
    Die Frage aber war, ob sie eine Ahnung haben konnte, welche Grafen und Barone zu diesem Festessen eingeladen waren. Vielleicht interessierte sie das nicht einmal. Von Vrångaholm hatte sie jedenfalls nichts über die Gästeliste erfahren; Graf Peiper auf Vrångaholm jedenfalls hat sich bei dieser Frage sehr verwundert gezeigt.
    Da blieb uns also nur eins übrig, sie erneut zu verhören, damit wir uns vorsichtig auf die entscheidende Frage zubewegen konnten, ohne ihr Mißtrauen zu erregen. Das Vordringen zu dieser Frage hatte ich mir als theoretische Grenze für meine Arbeit und die meiner Kollegen in Ystad gesetzt, bevor wir die Reichskripo hinzuziehen wollten.
    Marja-Liisa zeigte sich jedoch erstaunlich entgegenkommend. Ja, es amüsierte sie fast, als ich sie vorsichtig zu diesem empfindlichen Thema befragte. Vertreter der Säpo in Malmö hatten sie nämlich mehr als zwei Wochen vor dem fraglichen Wochenende aufgesucht, um sie ›zu überprüfen‹, wie sie gesagt hätten. Außerdem hätten sie ihr gesagt, sie dürfe absolut keinem Menschen erzählen, daß die Gräfin Hamilton sich unter den Gästen befinden werde, da diese Morddrohungen erhalten habe.
    Mit anderen Worten: Marja-Liisa Tuominen hatte keine Ahnung davon, daß das künftige Mordopfer sich auf Vrångaholm befinden würde. Das erfuhr sie erst, als es ihr die Säpo erzählte und ihr strengstens einschärfte, sie dürfe kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen, daß sie von dem wisse, was sie von da an tatsächlich wußte.
    Zwei Tage später kam ihr Bruder zu Besuch.
    Anschließend brachte ich das Gespräch vorsichtig auf Themen wie Hypothekendarlehen und andere Alltagsprobleme, und da erzählte mir Marja-Liisa spontan, daß sie und ihr Mann entsetzliche Probleme gehabt hätten, doch dann sei ihr Bruder Heiki als gute Fee erschienen und habe sie in letzter Minute gerettet. Heiki habe beim Pferderennen einen großen Betrag gewonnen, und außerdem gingen seine Geschäfte in Stockholm recht gut, habe er erklärt.
    Soweit die Tatsachen. Bis hierhin konnte ich mit meinen Kollegen in Ystad weitermachen, ohne die Reichskripo um Hilfe zu bitten. Doch

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