Über jeden Verdacht erhaben
zigarrenähnlichen Ampullen mit russischer Aufschrift. Die Plastikschachtel war mit einer 4 markiert.
Die Beamten fotografierten den Waffenschrank und verpackten dann die beschlagnahmten Gegenstände in einer großen schwarzen Tasche. Dann öffneten sie den Waffenschrank daneben, in dem sie zahlreiche Gewehre und Pistolen sowie Hunderte von Patronen der verschiedensten Art fanden. In der Tür hing ein Zettel. Darauf hieß es, kein Gegenstand in diesem Schrank sei in Schweden bei einem Verbrechen benutzt worden. Alles sei militärisches Eigentum und solle über den Generalstab an die Streitkräfte zurückgegeben werden.
Sie begnügten sich damit, den Schrank bis auf weiteres abzuschließen. Sie gingen dann die Treppe hinauf und verließen das Haus durch den Hintereingang, um sich das Bootshaus unten am Ufer anzusehen.
Im Bootshaus standen einige große Blechschränke mit schweren Hängeschlössern, wie sie Versicherungen neuerdings verlangen, wenn auf Dachböden oder in Kellern Wertgegenstände aufbewahrt werden.
Die beiden Blechschränke waren etwa genauso geordnet wie die beiden Waffenschränke unten im Keller des Hauses. Der erste enthielt eine Seglergarnitur von Helly Hansen, einen Taucheranzug, den einer der anwesenden Polizeibeamten sachkundig als Trockenanzug definierte, eine Gesichtsmaske, Sauerstoffausrüstung, eine Schalttafel mit Tiefenmesser und Kompaß, zwei kleine Gegenstände aus hellem Metall, die wie Granaten aussahen. Das mußten die sogenannten Schock-Blend-Granaten sein. Ferner eine Maschinenpistole schwedischer Bauart, M-45. Die Maschinenpistole war ebenfalls in Kunststoff gehüllt und mit einer 5 markiert. Daneben, auf dem Boden des Schranks, lag eine Patronenschachtel mit 9-mm-Munition, wie sie von den schwedischen Streitkräften verwendet wird.
Damit hatte Hamilton also Mordwaffen übergeben, die er in vier von sechs Fällen benutzt hatte. Die Polizei in Västerås war schon unterwegs, um im Saum eines orientalischen Wandbehangs nach einem eigentümlichen Gegenstand zu suchen. Rune Jansson bezweifelte keine Sekunde, daß sie finden würden, wonach sie suchten.
Der zweite Blechschrank enthielt mehrere verschiedene Taucherausrüstungen. Dort befand sich ebenso wie in dem zweiten Waffenschrank im Keller des Hauses eine schriftliche Anweisung. Die Ausrüstung gehöre der Marine und solle baldmöglichst an die Taucherzentrale der Seekriegsschule von Berga zurückgegeben werden.
Die Polizeibeamten verpackten die Ausrüstung, die Hamilton offenbar in Sandviken in der Nähe von Södertälje verwendet hatte. Dann verschlossen sie die beiden Schränke und gingen wieder zum Haus hinauf. Keiner der Männer sagte etwas. Die Stimmung war sehr eigentümlich.
Im Grunde genommen war die Hausdurchsuchung damit beendet. Kein Mensch konnte verlangen, daß sie noch mehr Beweise fanden.
Rune Jansson drehte dennoch eine Runde durchs Haus, ob nun aus Neugier oder weil er das Gefühl hatte, daß alles zu leicht ging. Selbstverständlich war dies die seltsamste Hausdurchsuchung, die er in seiner gesamten Polizeilaufbahn miterlebt hatte.
Das ganze Haus vermittelte Aufbruchstimmung. Die Möbel in den meisten Zimmern waren mit Bettlaken bedeckt. Einige Bilder an den Wänden schienen schon fortgeschafft worden zu sein, denn Rune Jansson sah nur noch die Umrisse von Bilderrahmen an manchen Stellen an den Wänden.
Im Obergeschoß war die Bettwäsche schon abgezogen. Die Betten waren ebenso zugedeckt wie die Möbel in den Gesellschaftsräumen im Erdgeschoß.
Rune Jansson blieb eine Weile nachdenklich in dem Zimmer stehen, das einmal das Schlafzimmer Hamiltons und seiner erst vor kurzem ermordeten Frau gewesen war. Da nichts mehr von persönlichen Dingen oder Schmuckgegenständen zu sehen war, sah der Raum unpersönlich und steril aus. Neben dem großen Doppelbett stand eine völlig leere kleine Wiege aus dem neunzehnten Jahrhundert. Rune Jansson hatte das Gefühl, als kämen ihm gleich die Tränen. Er verließ das Zimmer schnell und schloß die Tür behutsam hinter sich.
Das nächste Zimmer im Flur war ein kleines Gästezimmer. Es machte den Eindruck, als wäre es noch vor kurzem bewohnt gewesen. Dort stand eine große, halb ausgetrunkene Flasche Mineralwasser auf dem Nachttisch. Das Bett war bezogen, und der Überwurf war faltenlos geglättet. Hier hatte er offenbar geschlafen, wenn er zu Hause war.
Rune Jansson betrat das Zimmer und sah sich mit dem merkwürdigen Gefühl um, sich aufzudrängen. Er glaubte,
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