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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Kollegen erstaunlich schnell munter werden würden.
    So hatte es angefangen. Und zunächst hatten die Kollegen in der Führung der Verwaltung geglaubt, daß auch Mattias Johansson sie auf den Arm nehmen wollte. Dann hatte man schnell ein Datum ausgewählt, für das ein Mitglied der Grünen abgesagt hatte, ein Mann, der jetzt nach Brüssel gehen würde, statt weiterhin gegen die EU zu agitieren. Anschließend hatte sicherheitshalber der Verwaltungschef persönlich angerufen, um das Datum mitzuteilen. Und war auf die gleiche selbstverständliche Höflichkeit gestoßen wie Mattias Johansson, obwohl er nicht mit Hamilton persönlich gesprochen hatte.
    Anschließend waren tatsächlich drei Mann der Sicherheitspolizei nach Umeå gekommen. Sie gingen zwei Tage lang mit Blaupausen und Zeichnungen herum, prüften Ausgänge, Eingänge sowie Dinge, bei denen es sich nur um Schußwinkel und Fluchtwege handeln konnte. Die drei Sicherheitsbeamten mit den düsteren Mienen hatten mit keinem Wort angedeutet, daß ihre Arbeit unnötig oder übertrieben war; einer von ihnen hatte vor dem Besuch des früheren Ministerpräsidenten bereits einen ähnlichen, aber weniger sorgfältigen Rundgang gemacht.
    Am Ende hatten sie jedenfalls zugestimmt, daß der Vortrag in der sogenannten Rotunde stattfinden sollte. Aus dem Blickwinkel der Sicherheitsbeamten war die Aula der Universität, in der zudem achthundert Personen Platz fanden, geeigneter erschienen. Ein sitzendes Publikum bei guter Beleuchtung war offenbar viel leichter zu kontrollieren als ein Auditorium, das nicht nur saß, sondern teilweise auch stand. Für die Rotunde, die gelegentlich auch als Diskothek diente, entschied man sich meist bei Musikdarbietungen. Der Nachteil der großen Aula war jedoch aus der Sicht der Veranstalter, daß man dort nicht mit drahtlosen Mikrophonen zu jedem gehen konnte, der dem Vortragenden Fragen stellen wollte. Hamilton hatte ausdrücklich mitteilen lassen, daß ihm die Diskussion mit den Studenten wichtiger sei als sein einleitender Vortrag.
    Die Säpo-Leute schienen über die Wahl des Veranstaltungsorts nicht ganz glücklich zu sein, arbeiteten jedoch eine Reihe von Vorschriften aus. So schrieben sie beispielsweise vor, daß die Türen an einer Seite der Rotunde, die zu dem großen Restaurant führte, während des Vertrags verschlossen bleiben sollten, andererseits sollten aber dort Wachen postiert werden, die sie von innen öffnen könnten. Das machte auf die Verwaltungsangestellten den Eindruck, als ginge es um eine Brandschutzfrage.
    In dem Regelwerk, das durch einen Boten überbracht wurde, wurde auch genau beschrieben, durch welche Eingänge, nämlich durch die beiden Pubs, das Publikum eingelassen werden dürfe und welchen Eingang Hamilton selbst verwenden werde.
    Es wurden auch Ansichten dazu geäußert, wie Hamilton auf dem Podium untergebracht werden sollte. Es war eine vier Meter breite Bühne, auf der ein ganzes Orchester Platz fand. Sie war zwar weniger als einen Meter höher als der Fußboden, aber hoch genug. Hamiltons Rednerpult sollte ganz hinten auf der Bühne stehen, so daß er vor sich fast drei Meter freie Fläche hatte.
    Vom Bühnenrand bis zum hinteren Ende der Rotunde waren es siebzehn Meter, und dort begannen einige steile Terrassen, auf denen noch weitere Besucher Platz finden konnten. Der Bühne gegenüber befand sich ein kleiner Projektorraum mit Fenstern zur Rotunde. Dieser Projektorraum sollte verschlossen gehalten werden. Außerdem, so wurde betont, müsse sich während der ganzen Zeit ein Sicherheitsbeamter dort aufhalten.
    Die Säpo-Leute legten außerdem einige kürzere Wege zurück und stoppten die dafür nötige Zeit. Das galt besonders für die Stelle an der Rückseite des Gebäudes, wo der Wagen mit Hamilton vorfahren würde, bevor dieser das Gebäude betrat. Das Ergebnis war, daß das Ganze bei mäßigem Gedränge etwa fünfundvierzig Sekunden in Anspruch nehmen würde.
    Die beiden Verwaltungsangestellten, denen die Aufgabe anvertraut worden war, Hamiltons Arrangement zu überwachen, Mattias Johansson und Anna Lind, begannen fast schon zu glauben, daß die Angelegenheit allzu große Proportionen angenommen habe und zumindest zuviel Zeit in Anspruch nehmen werde. Doch als sie darüber murrten, was sie natürlich nur hinter verschlossenen Türen zusammen mit den anderen Angehörigen der Verwaltungsspitze tun konnten, stellte sich wie von selbst auch das Gegenargument ein: Dieser Abend würde die interessanteste und

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