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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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schubse Toby von mir runter, nehme die bescheuerte Lennie-Topfblume und schleudere sie ins Meer -
    Ich schlage die Augen auf. Joe starrt mich an, völlig überrascht. Nebenan bellen die Hunde.
    »Wow, ich glaube, das nächste Mal folge ich dir«, sagt er.

    (Gefunden auf einem zerknüllten Blatt Notenpapier am Wanderpfad)

12. Kapitel
    WENN ICH DOCH meine Klarinette dabeihätte, denke ich auf dem Heimweg vom Deli. Wäre das so, würde ich jetzt direkt in die Wälder gehen, wo niemand mich hören kann und mich blamieren, so wie heute Morgen auf der Veranda. Spiel die Musik, nicht das Instrument , hatte Marguerite immer gesagt. Und Mr James: Lass dich vom Instrument spielen . Bis heute hab ich keine dieser Anweisungen so richtig verstanden. Ich hatte mir immer vorgestellt, die Musik wäre in meiner Klarinette gefangen, nicht in mir. Doch was, wenn nun Musik das ist, was entweicht, wenn ein Herz bricht?
    Ich biege in unsere Straße ein und sehe Onkel Big, er liest auf der Straße, stolpert dabei über seine riesigen Füße und grüßt im Vorübergehen seine Lieblingsbäume. Nichts allzu Ungewöhnliches, wenn da nicht die Fliegenden Früchte wären. Jedes Jahr gibt es ein paar Wochen, in denen sich unter gewissen Umständen, wie etwa einer bestimmten Windrichtung und besonders schweren Früchten, die Pflaumenbäume um unser Haus herum Menschen gegenüber feindselig verhalten und ein Zielschießen auf uns veranstalten.

    Big fuchtelt enthusiastisch nach Ost und West grüßend mit den Armen und sein Kopf entgeht um Haaresbreite einer Pflaume.
    Ich winke ihm zu, als er dann nah genug herangekommen ist, zwirbele ich zur Begrüßung seinen Schnurrbart, der gewachst und bis zum Anschlag gestylt ist, so aufgebrezelt (oder abgedreht) habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.
    »Du hast Besuch«, sagt er und zwinkert mir zu. Dann steckt er die Nase wieder in sein Buch und setzt seinen Spaziergang fort. Er meint Joe, das weiß ich, aber ich denke an Sarah und spüre einen kleinen Stich im Bauch. Heute hat sie mir eine SMS geschickt. Schicke Suchtrupp nach unserer Freundschaft aus . Ich hab nicht geantwortet. Weiß auch nicht, wo die ist.
    Einen Augenblick später höre ich Big sagen: »O, Len, Toby hat angerufen, sollst ihn gleich zurückrufen.«
    Er hatte auch wieder auf meinem Handy angerufen, als ich bei der Arbeit war. Ich hab die Mailbox nicht abgehört. Ich wiederhole den Eid, den ich den ganzen Tag schon geschworen hab, dass ich mich nie wieder mit Toby Shaw treffen werde, dann bitte ich meine Schwester um ein Zeichen der Vergebung:
    Muss nicht diskret sein, Bailey, ein Erdbeben reicht völlig aus .
    Beim Näherkommen sehe ich, dass das Haus umgekrempelt, das Innere nach außen gekehrt worden ist, im Vorgarten liegen Bücherstapel, Möbel, Masken, Töpfe, Pfannen und Kisten, Antiquitäten, Gemälde, Teller, Nippes – dann
sehe ich Joe und jemanden, der genauso aussieht wie er, nur breiter und noch größer, mit unserem Sofa aus dem Haus kommen.
    »Wo willst du das hin haben, Grama?«, sagt Joe, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, unser Sofa nach draußen zu schleppen. Das muss Gramas Überraschung sein. Wir ziehen in den Garten. Klasse.
    »Stellt es einfach irgendwohin, Jungs«, sagt Grama. Dann sieht sie mich. »Lennie.« Sie gleitet auf mich zu. »Ich werde jetzt herausfinden, was der Grund für unser furchtbares Unglück ist«, sagt sie. »Darauf bin ich mitten in der Nacht gekommen. Wir holen alles irgendwie Verdächtige aus dem Haus, halten ein Ritual ab, verbrennen Salbei und sorgen dafür, dass nichts Unglückbringendes wieder nach drinnen gelangt. Joe war so nett, seinen Bruder zu Hilfe zu holen.«
    »Hmm«, mache ich, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wünschte, ich hätte Joes Gesicht gesehen, als Grama ihm ganz vernünftig diesen TOTAL WAHNSINNIGEN Plan erklärt hat. In dem Moment, in dem ich mich von ihr abwende, kommt Joe praktisch angaloppiert. Mann, zieht der einen runter.
    »Ein ganz normaler Tag im Irrenhaus, was?«, sage ich.
    »Echt verblüffend ist …«, sagt er und tippt sich mit dem Finger kundig an die Stirn, »wie Grama die Entscheidung trifft, was Glück bringt und was nicht. Den Code hab ich noch nicht geknackt.« Ich bin beeindruckt, wie schnell er kapiert hat, dass man sich nur noch festklammern kann, wenn es mit Grama durchgeht.

    Dann kommt der andere Fontaine zu uns, lässig legt er Joe die Hand auf die Schulter und verwandelt ihn im Handumdrehen in einen kleinen

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