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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mehr kommt. Wohl höchste
Zeit, daß ich selbs’ abdank’.«
    Cronkite war ein mitfühlender und
taktvoller junger Mann. Er legte seinen zerkratzten Arm um Miss Hildas knochige
Schultern und zog sie sanft an sich.
    »Hey, das vergessen Sie mal lieber
sofort wieder. Sie müssen jedenfalls unbedingt bis nach Ihrem Geburtstag
hierbleiben, wir wollen nämlich Ihr Foto auf der Titelseite bringen.«
    »Das heiß’ wohl, daß ich die Nacht
vorher mit Lockenwicklern ins Bett muß. Verteufeltes Zeug. Ich hass’ es wie die
Pest, drauf zu schlafen.«
    Trotzdem sah Miss Horsefall mit einem
Mal bedeutend weniger bekümmert aus, als sie sich anschickte, für sich und den
einzigen alten Mann, den es noch zu bewirten gab, das Abendessen zu machen.
     

Kapitel
7
     
     
     
     
     
     
    A lso, was steht drauf?« fragte Shandy.
»Harald Blauzahn war hier?«
    »Maul halten«, erwiderte Thorkjeld
Svenson mit der galanten Höflichkeit, für die er überall bekannt war. Er stieß
mit seinem Zeigefinger, der so groß wie ein Bettpfosten war, auf einen der
sorgfältiger ausgearbeiteten Teile von Cronkites Kritzeleien. »Sieht aus wie
Orm.«
    »Orm was? Ist Orm ein Wort?«
    »Name. Verdammt guter Name sogar. Was
ist mit diesem Orm?«
    »Ihm ist offenbar etwas zugestoßen,
wenn das sein Grabstein ist«, schloß Cronkite messerscharf.
    »Ist vielleicht gar kein Grab. Könnte
verdammt vieles sein. Wär’ Onkel Sven doch bloß hier.«
    »Wo ist er denn, Herr Präsident?«
    »Woher zur Hölle soll ich das wissen?
Bin ich der Hüter meines Onkels? Unten im Seniorenzentrum wahrscheinlich, wo er
irgendeiner Witwe in den Hintern kneift.«
    »Thorkjeld, du sollst nicht so
respektlos von deinem gelehrten Großonkel sprechen.«
    Sieglinde Svenson hatte den Raum
betreten und glitt wie eine Königin in ihrem leichten Sommerkleid aus weichem blauen
Stoff durch den Raum, wenn auch etwas bleich im Gesicht, denn es war nicht
leicht, die fünfte von sieben Töchtern zu verheiraten und mit den zahlreichen
Verwandten fertig zu werden, die aus allen Teilen der nördlichen Hemisphäre
herangereist waren, um dafür zu sorgen, daß Birgit und Hjalmar ordentlich und
rechtmäßig in den Hafen der Ehe einliefen.
    »Ist es etwa respektlos, Witwen in den
Hintern zu kneifen? Wie viele Männer in seinem Alter sind dazu wohl noch in der
Lage? Bin eben stolz auf den alten Lustmolch.«
    »Onkel Sven ist kein Lustmolch.«
Sieglinde hatte hohe moralische Wertvorstellungen und liebte es nicht, wenn
derartige Wörter in ihrer Gegenwart benutzt wurden. »Er hat mit Tante Ylva bis
zu ihrem frühen Tod mit 89 in trauter Zweisamkeit gelebt. Natürlich fühlt er
sich ohne sie einsam und sucht weibliche Gesellschaft. Das würde dir sicher
genauso gehen.«
    »Hölle auch, du wirst mich bestimmt um
40 Jahre überleben«, rief Thorkjeld Svenson in heller Panik.
    Seine Frau schüttelte den edlen blonden
Kopf. »Das werde ich nicht. Ohne dich wäre das Leben unerträglich eintönig. Was
hast du denn da für ein Papier, und wer ist dieser attraktive, aber ungepflegte
junge Mann? Ich vermute, er hat kein Interesse daran, unsere hübsche Gudrun
oder unsere süße kleine Frideswiede zu heiraten?«
    »Das läßt er verdammt besser bleiben«,
knurrte der leidgeprüfte Vater. »Sieh ihn dir bloß mal an. Er hat noch nicht
mal ein ordentliches Hemd am Leib.«
    »Der junge Mann hier heißt Cronkite
Swope und ist Reporter für den All-woechentlichen Gemeinde- und
Sprengel-Anzeyger«, warf Shandy ein.
    »Und ich habe mehr als genug Hemden«,
protestierte der zutiefst verletzte Cronkite. »Dieses Hemd ist zerrissen, als
ich mich durch das Gestrüpp gekämpft habe, um an den Runenstein heranzukommen,
und ich hatte nicht genug Zeit, um nach Hause zu gehen und mich umzuziehen.
Außerdem kenne ich Gudrun und Frideswiede überhaupt nicht. Aber ich würde sie
gern kennenlernen, wenn sie ihrer Mutter ähnlich sind«, fügte er galant hinzu.
    Cronkite konnte hervorragend mit Worten
umgehen, und Sieglinde belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln, Thorkjeld
mit einem drohenden Knurren.
    »Urrgh! Wo ist dieser Runenstein?«
    »In Mr. Hengist Horsefalls Eichenhain
drüben in Lumpkin Corners. Ich hatte keine Ahnung, daß er dort war, bis Miss
Hilda Horsefall, seine Tante, mir davon erzählt hat, während ich sie heute
nachmittag interviewt habe. Es tut mir leid, daß der Abrieb so schlecht ist,
aber ich hatte außer meinem Notizpapier und einem Bleistift nichts dabei.«
    »Warum haben Sie sich nicht

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