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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht, zum Teufel!« sagte
Thorkjeld. »Überall Eroberungen. Noch ‘ne Menge andere Dinge. Überall
Anpassung. Sogar jetzt noch«, fügte er mit einem warnenden Blick auf Onkel Sven
hinzu, der sich gerade wieder an Miss Hilda heranpirschte. »Was meinst du,
Onkel Sven? Genug für heute abend?«
    »Beantworten Sie das besser nicht!«
rief Shandy. »Kommen Sie, Professor, wir bringen lieber Miss Hilda wieder ins
Haus zurück. Ihre Familie wird sich sonst Sorgen um sie machen. Ich vermute,
wir können den Runenstein so lassen, wie er ist?«
    »Steht schon seit Gott weiß wie lang
hier rum, un’ keiner hat ‘n angerührt«, meinte Miss Hilda. »Aber sagt man im
Haus besser nix drüber, sons’ kommen die Bälger von Ralph un’ Eddie alle raus
un’ fetzen sich die Klamotten vom Leib wie der junge Kerl vonner Zeitung.
Klamotten sin’ verdammt teuer heutzutage. Alles is’ verdammt teuer.«
    »Besste Tinge in Leben iss umsonss«,
erinnerte sie Onkel Sven. »Vir sspassieren allein nässte Mal, niss, Mädssen?«
     

Kapitel
8
     
     
     
     
     
     
    S chließlich gelang es ihnen, Onkel Sven
von Miss Hilda wegzulocken und ihn zurück nach Walhalla zu bringen. Shandy
lieferte Tim bei Roy und Laurie ab, weigerte sich jedoch, in einem Disput über
Tapetenmuster Partei zu ergreifen, und kehrte zurück in die Zweisamkeit mit
seiner geliebten Gattin.
    »Also, was habe ich verpaßt?« begrüßte
ihn Helen.
    »Eine riesige Horde Verwandter bei den
Horsefalls, einen gemütlichen kleinen Ausflug durch sechs Meilen dickstes
Dornengestrüpp und einen Vortrag von Thorkjeld Svenson über alte
Wikingerbräuche.«
    »Klingt zu schön, um wahr zu sein.
Peter, du steckst wieder mitten in einem Fall, nicht wahr?«
    »Frieden, liebe Gattin. Warum holst du
mir nicht lieber meine Pantoffeln und meine Pfeife, wie es sich für eine brave
kleine Bibliothekarin gehört?«
    »Warum nicht deine Violine und eine
Spritze? Du bist Nichtraucher, und Jane Austen schläft auf deinen Pantoffeln.«
    Jane Austen war ein getigertes
Kätzchen, das die Shandys vor kurzem von ihren Nachbarn, den Enderbles,
erhalten hatten. Peter wollte das kleine Katzentier ursprünglich Sir Ruthven
Murgatroyd taufen, doch der Name hatte sich als biologisch unhaltbar erwiesen,
so daß Helen schließlich ihren Kopf durchgesetzt hatte. Jane war inzwischen
voll und ganz damit beschäftigt, den Haushalt nach ihren Vorstellungen
umzugestalten, eine Fähigkeit, über die erstaunlicherweise selbst die kleinsten
Katzenbabys bereits verfügen.
    »Warum schläft Jane Austen nicht im
Katzenpyjama?« verlangte der angebliche Hausherr zu wissen.
    »Du bist völlig überarbeitet, du
Ärmster«, sagte seine Frau. »Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee oder einen
Schluck Bourbon oder irgend etwas anderes?«
    »Gar nichts, vielen Dank. Bei den
Horsefalls bin ich bereits mit Kaffee und Kuchen bombardiert worden, und zwar
von einer angeheirateten Großnichte namens Jolene, die ein Kinn hat wie ein
norwegischer Eisbrecher. Warum fragst du eigentlich nicht nach den Runen?«
    »Aber natürlich, mein Lieber. Was ist
mit den Runen? Peter, du willst doch wohl nicht etwa behaupten, daß sie echt
sind? Das glaube ich einfach nicht! Was bedeuten sie denn?«
    »Ich kann es selbst nicht glauben, aber
Thorkjelds Onkel Sven hat sie übersetzt.« Er wiederholte, was Onkel Sven gesagt
hatte, und fügte Thorkjelds Fußnoten hinzu.
    Bedauerlicherweise begann Helen zu
kichern. »Der arme Orm! Aber, Peter, wenn Doktor Svenson wirklich recht hat,
haut das alle Archäologen von hier bis Helsinki vom Sockel. Und was soll als
nächstes passieren?«
    »Thorkjeld übernimmt das
Vom-Sockel-Hauen, Harry Goulson bereitet die Beerdigung vor, und Gott allein
weiß, was der junge Cronkite Swope vorhat, aber ich vermute das Schlimmste. Wir
können nur dankbar sein, daß der All-woechentliche Gemeinde- und
Sprengel-Anzeyger erst übermorgen wieder erscheint. Das gibt uns einen Tag
Zeit, um die Luken dichtzumachen und die Zinnen zu bemannen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr! Ich wette,
die ganze Familie weiß es bereits und verkündet es überall.«
    »Von dem Runenstein haben sie keine
Ahnung. Da haben wir einander feierlich Schweigen gelobt. Ich hoffe es
jedenfalls. Das Hauptgesprächsthema ist ohnehin, ob und wie Miss Horsefall und
ihr Neffe es schaffen, auf ihrem Land zu bleiben. Keiner ist naiv genug zu
glauben, daß sie einen anderen Knecht finden, der Spurge Lumpkin ersetzen kann.
Erstens sind Farmarbeiter noch seltener

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