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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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wird. Er hat ihr
ordentlich den Marsch geblasen und ihr gedroht, er werde sie wegen Verleumdung
und Belästigung und einiger anderer Dinge belangen, es soll ganz schlimm
gewesen sein. Schließlich hat sie aufgegeben, aber Grace sagt, ihre Tante sei
beileibe nicht die erste Person, die Ärger mit Mrs. Fescue hatte, und einige
haben sie leider bis heute nicht abschütteln können. Sag bloß, wir müssen uns
auch mit ihr herumschlagen?«
    »Keine Sorge; aber seit ein paar
Monaten haben die Horsefalls sie am Hals. Heute abend hätte ich fast das
zweifelhafte Vergnügen gehabt, sie in voller Aktion auf der Farm anzutreffen,
wenn ich nicht gerade mit dem Präsidenten am Runenstein gewesen wäre. Aus der
Unterhaltung habe ich dann später geschlossen, daß sie angeblich eigens
hergekommen war, um den Horsefalls ihr Beileid auszusprechen. Außerdem hat sie
es fertiggebracht, unter den Verwandten das Gerücht in Umlauf zu setzen, daß
man den Besitz besser vor dem Tod der alten Leutchen verkaufen sollte, weil das
Steuern spare und nur so jeder einen angemessenen Anteil erhalte.«
    »Hat ihr jemand zugehört?«
    »Ein paar haben bestimmt zugehört. Zwei
waren allerdings sehr dagegen.«
    Shandy berichtete seiner Frau von Eddie
und Ralph. »Ihre Familien schienen übrigens ihre Meinung zu teilen.«
    »Vielleicht wollen sie es sich beide
selber unter den Nagel reißen?«
    »Ich glaube, es ist mehr als das. Henny
behauptet, sie seien die einzigen richtigen Horsefalls in der Familie. Für
einige Menschen ist Familienbesitz etwas Heiliges.«
    »Ich weiß, Liebling. Du hast auch nie
verwunden, daß dein Vater den alten Shandy-Besitz verkaufen mußte, nicht wahr?«
    Was nach diesem mitfühlenden Satz
geschah, ist für den Fortgang der Geschichte nicht von Bedeutung. Jedenfalls
wachten beide Shandys am nächsten Morgen in der glücklichen Gewißheit auf,
wenigstens nicht den ganzen Abend mit nutzlosem Gerede vertan zu haben.
    Nach dem Frühstück begab sich Helen
zurück zur Sammlung Buggins. Shandy ließ eine Garnspule an einem Faden tanzen,
damit Jane Austen danach schlagen konnte, während er darüber nachdachte, wo er
mit seinen Ermittlungen am besten beginnen könne, oder besser noch, bei wem,
als plötzlich Mrs. Lomax, die in den Häusern der Fakultätsmitglieder und
manchmal auch in der Fakultät selbst für Ordnung sorgte, als Dea ex machina
erschien und mit einem Schlag sein Problem löste.
    Bevor er Helen geheiratet hatte, war
Mrs. Lomax dreizehn Jahre lang Shandys Haushälterin gewesen. Auch wenn die
Distanz zwischen Arbeitgeber und Angestellter stets genauestens eingehalten
wurde, kannten sie sich sehr gut. Außerdem war Mrs. Lomax eine außerordentlich
zuverlässige Informationsquelle. Entweder sie arbeitete für, war verwandt mit
oder im selben Verein oder Club wie mindestens die Hälfte der Bevölkerung von
Balaclava County, und irgend jemand war immer in der Lage, ihre lebhafte
Neugierde zu stillen, was die andere Hälfte betraf. An diesem Morgen war sie
genauso gespannt auf Shandys Bericht wie er auf ihren und verlor keinen
Augenblick Zeit, um auf das faszinierende Thema zu sprechen zu kommen.
    »Ich habe gehört, Sie waren gestern bei
den Horsefalls, Professor, als der Knecht den verrückten Unfall hatte.«
    »Genaugenommen war nicht ich, sondern
Professor Arnes dort, und er rief mich an und bat mich herüberzukommen.«
    »Wieso denn? Hat er geglaubt, daß man
Spurge umgebracht hat?«
    Aha! Das bedeutete, daß die Gerüchte
bereits in Umlauf waren, wie zu erwarten gewesen war. Shandy wollte auf Nummer
Sicher gehen.
    »Nun ja, eh, es sind ältere Leute, und
sie haben es wohl ein wenig mit der Angst zu tun bekommen.«
    »Hm. Um der alten Miss Hilda Angst
einzujagen, braucht es allerdings mehr als bloß einen toten Mann. Obwohl sie
die Männer am liebsten gehabt hat, wenn sie lebendig und munter waren, wie man
mir erzählt hat. Nicht daß ich meine Zeit mit Klatschgeschichten vertue, aber
das wissen Sie ja.«
    Shandy wußte es nur allzu gut. Keiner
konnte Mrs. Lomax nachsagen, daß sie jemals ihre Zeit vertan hatte.
Klatschgeschichten wurden von ihr ebenso energisch verfolgt wie die
Frühlingsnetze der Spinnen an den Zimmerdecken. »Sie hat den Männern also
gefallen?« fragte er ermunternd und versuchte, Jane Austen vom Besenschrank
wegzulocken, denn immerhin wurde Mrs. Lomax für ihre Arbeit und nicht für ihre
Geschichten bezahlt, und Dummköpfe waren ihr Geld schneller los, als ihnen lieb
war, worauf ihn Mrs. Lomax

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